Mai

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Der erste Mai

Der erste Tag im Monat Mai
Ist mir der glücklichste von allen.
Dich sah ich und gestand dir frei,
Den ersten Tag im Monat Mai,
Daß dir mein Herz ergeben sei.
Wenn mein Geständnis dir gefallen,
So ist der erste Tag im Mai
Für mich der glücklichste von allen.

(von Friedrich von Hagedorn; 1708-1754)



Mailied

Wenig hab ich noch empfunden
Von der werten Frühlingszeit;
All die Lust und Lieblichkeit
Hat zu mir nicht Bahn gefunden.
Ach! was soll ein Herz dabei,
Das sich so zerrissen fühlet?
Jetzt empfind ich erst den Mai,
Seit der Sturm in Blüten wühlet.

(von Ludwig Uhland)


Mai

1

Die Kinder schreien "Vivat hoch!"
In die Luft hinein;
Den Frühling setzen sie auf den Thron,
Der soll ihr König sein.

2

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
All, all, die da blühten im Mühlengraben.
Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest
In ihren kleinen Fäusten haben.  

(von Theodor Storm)



Der Maienkäfer
(An Sarasin)

Bathyll, ein kleiner Schäfer,
Fing einen Maienkäfer,
Band ihn an eine Schnur
Und schrie: Flieg auf, mein Tierchen!
Du hast ein langes Schnürchen
An deinem Fuß, versuch' es nur.

Nein, sprach der, laß mich nur liegen.
Was hilft's, an einem Faden nun zu fliegen?
Nein, lieber gar nicht frei.
Im vollen Flug empfinden,
Daß uns Despoten binden,
Freund, ist die härtste Sklaverei.

(von Gottlieb Konrad Pfeffel)


An ein Maienlüftchen

Auf, Maienlüftchen, aus den Blumenbeeten,
Wo deine Küsse Florens Töchter röthen,
Wo du so liebetraulich allen heuchelst
            Und Duft entschmeichelst!

Erhebe dich mit allem süßen Raube
Nach jener dämmernden Holunderlaube!
Dort lauschet Line. Laß sie deines süßen
            Geruchs genießen!

Mir hat das Glück noch keinen Kuß bescheret;
Dir aber, Liebchen, wird ja Nichts verwehret.
Nimm drei für einen! Komm zurück! Nur einer
            Davon sei meiner!

(von Gottfried August Bürger; 1747-1794)


Mailieder

1. Maienwind

Mutwillige Mädchenwünsche
Haben Flieder
Niedergebogen,
Blauen und weißen.

Wie Tauben sind sie weitergeflogen,
Mit Wangen, wilden und heißen.
Hoch in warmen, schelmischen Händen
Haschender Sonne
Geschwungene Strahlen.
Hellbehende Wonne
Weißer Kleider
Weht.

Mutwillige Mädchenwünsche
Haben sich Flieder
Niedergebogen,
Blauen und weißen –
Sind weitergezogen...

2. Garten

Sieh mal, Hold, da unser Garten
Kann Liebseelchen nicht erwarten.
Kuck, die wilden Blüten fliegen
Dir ans Knie,
Ans fein behende,
Nehmen lächelnd,
Leuchtend wie die Wolke oben,
Dich bei Händen.
Wollen dir im Haare liegen,
Tief ins goldne Nest.
Hasche sie!
Halt sie fest!

3. Selige Grüße

Bläulicher Flieder.
Ist das ein Grüßen!
Wirbelnde Lieder
Wehen herüber
Stürben lieber.
Seligsein - und das heißt büßen.

4. Glück

Das ist dir gar ein glücklicher Mann,
Der nicht mal mehr sich freuen kann,
So glücklich ist er.
So kommen jeden Morgen wir her,
So kommen uns alle Tage daher.

(von Peter Hille; 1854-1904)


Sehnsucht nach dem Frühling

Komm, lieber Mai, und mache
Die Bäume wieder grün,
Und laß mir an dem Bache
Die kleinen Veilchen blüh'n!

Wie möcht' ich doch so gerne
Ein Veilchen wieder sehn,
Ach, lieber Mai, wie gerne
Einmal spazieren geh'n!

Zwar Wintertage haben
Wohl auch der Freuden viel;
Man kann im Schnee eins traben
Und treibt manch' Abendspiel,

Baut Häuserchen von Karten,
Spielt Blindekuh und Pfand;
Auch gibt's wohl Schlittenfahrten
Auf's liebe freie Land.

Doch wenn die Vöglein singen
Und wir dann froh und flink
Auf grünen Rasen springen,
Das ist ein ander Ding!

Jetzt muß mein Steckenpferdchen
Dort in dem Winkel steh'n;
Denn draußen in dem Gärtchen
Kann man vor Kot nicht geh'n.

Am meisten aber dauert
Mich Lottchens Herzeleid;
Das arme Mädchen lauert
Recht auf die Blumenzeit!

Umsonst hol' ich ihr Spielchen
Zum Zeitvertreib herbei,
Sie sitzt in ihrem Stühlchen
Wie's Hühnchen auf dem Ei.

Ach, wenn's doch erst gelinder
Und grüner draußen wär'!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
Wir bitten dich gar sehr!

O komm und bring vor allen
Uns viele Veilchen mit,
Bring auch viel Nachtigallen
Und schöne Kuckucks mit!

(von Christian Adolf Overbeck; 1775-1821)



Gewitter im Mai

In Blüten schwamm das Frühlingsland,
Es wogte weiss in schwüler Ruh;
Der dunkle feuchte Himmel band
Mir schwer die feuchten Augen zu.

Voll Reu und Leid hatt' ich den Mai
Gegrüsst und seinen bunten Flor;
Nun zog er mir im Schlaf vorbei,
Verträumt von dem vergrämten Tor!

Da war ein Donnerschlag geschehn,
Ein einziger; den Berg entlang
Hört' ich Erwachender vergehn
Erschrocken seinen letzten Klang!

"Steh auf! steh auf! entraffe dich
Der trägen tatenlosen Reu'!"
Durch Tal und Herz ein Schauer strich.
Das Leben blühte frisch und neu.

Zur Erntezeit

1.

Das ist die üppige Sommerzeit,
Wo alles so schweigend blüht und glüht,
Des Juli stolzierende Herrlichkeit
Langsam das schimmernde Land durchzieht.

Ich hör' ein heimliches Dröhnen gehn
Fern in der Gebirge dämmerndem Blau,
Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn,
Sie schneiden die Sorge auf brennender Au.

Sie sehnen sich nach Gewitternacht,
Nach Sturm und Regen und Donnerschlag,
Nach einer wogenden Freiheitsschlacht
Und einem entscheidenden Völkertag!

2.

Es deckt der weiche Buchenschlag
Gleich einem grünen Samtgewand,
So weit mein Auge reichen mag,
Das hügelübergossne Land.

Und sachte streicht darüber hin
Mit linder Hand ein leiser West,
Der Himmel hoch mit stillem Glühn
Sein blaues Aug' drauf ruhen lässt.

Mir ist, ich trag' ein grünes Kleid
Von Sammet und die weiche Hand
Von einer schweigsam holden Maid
Strich' es mit ordnendem Verstand.

Wie sie so freundlich sich bemüht,
Duld' ich die leichte Unruh' gern,
Indes sie mir ins Auge sieht
Mit ihres Auges blauem Stern.

Uns beiden ist, dem Land und mir,
So innerlich, von Grund aus, wohl -
Doch schau, was geht im Feldweg hier,
Den Blick so scheu, die Wange hohl?

Ein Heimatloser sputet sich
Waldeinwärts durch den grünen Plan -
Das Menschenelend krabbelt mich
Wie eine schwarze Wolfsspinn' an!

(von Gottfried Keller; 1819-1890)


Tal von Biban-el-Muluk. - Am folgenden Tage, Donnerstag, den 2. Mai, um sechs Uhr morgens Aufbruch zu Pferde. Man hat mir einen englischen Sattel gegeben, ich trage meine hohen Stiefel und meine weite leinene Nizam-Hose; ich habe große Freude am Reiten. Besichtigung des Tempels von Kurna und der Königsgräber von Biban-el-Muluk. Auf dem Wege in das Tal der Könige ist die Gegend mörderisch: man steigt langsam zwischen nackten Bergen in einer breiten Schlucht empor; große zerklüftete Felswände stehen da, das abbröckelnde Gestein rollt unter den Hufen der Pferde; die Steigbügel verbrennen mir die Füße.

(Aus "Reisetagebuch aus Ägypten
von Gustave Flaubert)


4. Glockenblume

3. Mai 1834.

Ich hasse eigentlich keinen Menschen auf Gottes ganzer grüner Erde - aber da ist ein junger Mann, der mir nachgerade zuwider wird, wie die ärgste meiner Sünden. Er ist ein Begegner, deren fast jeder einen hat, so wie ich ihn; ob aber der andern ihre auch so emsig und unermüdlich sind, daran zweifle ich. Gehe ich in den Prater, so sitzt er auf einer Bank, fliege ich von da in's Belvedere, so geht er schon am Rennwege herein. Wenn Dir etwa in den Pyrenäen ein langer Herr vorfällt, der kein Halstuch umhat, und schlechthin den Mylord spielt, der ist es und kein anderer. Es ist mir, als suche er mich ordentlich. Entweder ist er der ewige Jude, oder jener Reisende, dessen Name überall steht, oder weil dieser gestorben sein soll, sein Geist. Es wäre das Vernünftigste, wir grüßten uns gegenseitig höflich. Ich hätte mich weniger über ihn aufgehalten - aber am ersten Mai, da ich mit Lothar von Dornbach den so schönen Weg nach Haimbach machte, und eben dort ankam, war er auch da, jedoch zum Glücke gerade im Begriffe, in den Wagen zu steigen zu einer Dame, die schon darinnen saß und - stelle dir vor - mein Griechenbild aus der St. Annenkirche war. Es saß noch die alte, schöne Frau bei ihr, ihre gewöhnliche Begleiterin, und dann eine junge, schlanke Gestalt, die aber einen ganzen Wolkenbruch von Schleiern über dem Gesichte hatte. Wie kommt er nun zu dieser?

Daß wir alle Wirthsleute fragten, wer die Abfahrenden wären, war sehr natürlich; daß es aber Niemand wußte, ärgerlich.

Wir blieben fast den ganzen Nachmittag in dem lieblichen Thale, und als ich, wie zur Spielerei die Wirthsfrau, ein mitteljähriges, gutmüthiges Gesicht, in meine Mappe zeichnete, so lächelte sie unbeholfen verschämt, und meinte, wenn ich und der andere Herr in unsere Bücher da Gesichter und Leute abmalten, so hätten wir um zwei Stunden früher kommen sollen, als noch die zwei jungen Fräulein da waren, die wären der Mühe werth gewesen; denn von allen Stadtjungfern sei noch keine so schöne da gewesen, wie Milch und Blut, und so freundlich wie zwei Engel - auch der junge Herr sei sanft und stille, wie die andern alle nicht, die aus der Stadt kommen (außer uns beiden, die wir auch recht gutherzig aussähen) und die alte Frau habe so viele Freude über die jungen Leute, daß sie immer lächle. (...)

(Aus "Feldblumen" von Adalbert Stifter)


Am 22. Mai

Daß das Leben des Menschen nur ein Traum sei, ist manchem schon so vorgekommen, und auch mit mir zieht dieses Gefühl immer herum. Wenn ich die Einschränkung ansehe, in welcher die tätigen und forschenden Kräfte des Menschen eingesperrt sind; wenn ich sehe, wie alle Wirksamkeit dahinaus läuft, sich die Befriedigung von Bedürfnissen zu verschaffen, die wieder keinen Zweck haben, als unsere arme Existenz zu verlängern, und dann, daß alle Beruhigung über gewisse Punkte des Nachforschens nur eine träumende Regignation ist, da man sich die Wände, zwischen denen man gefangen sitzt, mit bunten Gestalten und lichten Aussichten bemalt - das alles, Wilhelm, macht mich stumm. Ich kehre in mich selbst zurück, und finde eine Welt! Wieder mehr in Ahnung und dunkler Begier als in Darstellung und lebendiger Kraft. Und da schwimmt alles vor meinen Sinnen, und ich lächle dann so träumend weiter in die Welt.

Daß die Kinder nicht wissen, warum sie wollen, darin sind alle hochgelehrten Schul- und Hofmeister einig; daß aber auch Erwachsene gleich Kindern auf diesem Erdboden herumtaumeln und wie jene nicht wissen, woher sie kommen und wohin sie gehen, ebensowenig nach wahren Zwecken handeln, ebenso durch Biskuit und Kuchen und Birkenreiser regiert werden: das will niemand gern glauben, und mich dünkt, man kann es mit Händen greifen.

Ich gestehe dir gern, denn ich weiß, was du mir hierauf sagen möchtest, daß diejenigen die Glücklichsten sind, die gleich den Kindern in den Tag hinein leben, ihre Puppen herumschleppen, aus- und anziehen und mit großem Respekt um die Schublade umherschleichen, wo Mama das Zuckerbrot hineingeschlossen hat, und, wenn sie das gewünschte endlich erhaschen, es mit vollen Backen verzehren und rufen: "mehr!" - das sind glückliche Geschöpfe. Auch denen ist's wohl, die ihren Lumpenbeschäftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften prächtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte als Riesenoperationen zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben. - Wohl dem, der so sein kann! Wer aber in seiner Demut erkennt, wo das alles hinausläuft, wer da sieht, wie artig jeder Bürger, dem es wohl ist, sein Gärtchen zum Paradiese zuzustutzen weiß, und wie unverdrossen auch der Unglückliche unter der Bürde seinen Weg fortkeucht, und alle gleich interessiert sind, das Licht dieser Sonne noch eine Minute länger zu sehn - ja, der ist still und bildet auch seine Welt aus sich selbst und ist auch glücklich, weil er ein Mensch ist. Und dann, so eingeschränkt er ist, hält er doch immer im Herzen das süße Gefühl der Freiheit, und daß er diesen Kerker verlassen kann, wann er will. (...)

(Aus "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe)


Bauernregeln für den Monat Mai:

Wenn der erste Mai schellt,
grünt das Feld.  
Wer sein Schaf schert vor Servaz (13. Mai),
dem ist die Wolle lieber als das Schaf.  
Wie sich's Wetter an Urban (25. Mai) verhält,
so ist's noch zwanzig Tag' bestellt.  
Scheint am Urbanstag die Sonne,
so gerät der Wein zur Wonne,
regnet's aber, nimmt er Schaden
und wird schwer nur wohlgeraten.  
  Trockener Mai - Wehgeschrei,
feuchter Mai bringt Glück herbei.

Der Mai für Gärtner:

Aussaat im Freiland: Einjährige Sommerblumen, Dill, Majoran, Kresse, Dahlienknollen, Gladiolenzwiebel. Bohnen, Erbsen, Karotten, Kartoffeln, Radieschen, Salate, Spinat, Gurken. Rasen.
Auspflanzung an Ort und Stelle: Vorgezogene ausdauernde Kräuter (dazu gehören u.a. Bergbohnenkraut, Estragon, Melisse, Salbei, Thymian), sowie vorgezogene einjährige Sommerblumen (z.B. Astern, Löwenmäulchen, Zinnien) und Gemüsepflanzen-Setzlinge (u. a. von Salat, Kohlarten, Tomaten, Paprika, Zucchini, Mais) sowie Erdbeerpflanzen.
Abgeblühte Stängel von Frühlingsblühern (Tulpen, Narzissen, ...) abschneiden, Kletter- und Schlingpflanzen ausputzen und trimmen.
Azaleen, Rhododendren sowie immergrüne Nadelgehölze pflanzen.
Nach den Eisheiligen (Mitte Mai) können frostempfindliche Gewächse (z.B. Strauchmargeriten, Engelstrompeten, Oleander, Agaven sowie Zitruspflanzen) gefahrlos ins Freie übersiedeln.
Der Mai eignet sich besonders gut zur Anlage eines Feuchtbiotops.


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