Der treffliche Gastgeber ließ zuerst auftragen: Kuttelfleck vom älteren Kalb, gut gerichtet und mit Safran gewürzt; als zweiten Gang gesottene Fische, nur Rutten, Äschen und Forellen gemischt. Wir aßen von beiden Gängen, ohne dass es einer Nötigung bedurfte. Als dritte Speise kamen herein einige Hühner und Krähen, die Italien nicht kennt, und Lämmernes am Spieß. Als vierte folgte Kraut in einer Schüssel, darüber Speck und ein Kranz von Hauswürsten. Diese Speise war delikater als anderswo bereitet und hat fast allen Freude gemacht. Es folgte gekochtes Gemsfleisch mit kleingeschnittenen Äpfeln und Zwiebel darüber und mit Gewürz überstreut. Dieses Fleisch ging nicht ein unter mein Dach, da es länger abgelegen war, als es seine Natur verlangt hätte. An sechster Stelle kamen herein Rindfleisch und ausgezeichnete Hühner in fetter Suppe, davon genossen nur wenige von uns, weil kein weiterer Raum im Quartier des Magens frei war. Die vorletzte Speise war Fleischsuppe mit Gerste, was den Tafelnden passte. Als Nachtisch hatten wir einen großen milden Käse, frische Nüsse und süße Birnen. Soll ich noch berichten vom leichten und schön geformten Weißbrot, das in der Toscana buffetto heißt, oder vom weißen und roten Wein, gleich erlesen in Farbe und Geschmack, der nach meiner Meinung aus dem Kloster Rossatz geliefert worden ist?




(aus dem Reisetagebuch von Paolo Santonino, bei einer Reise, welche er im Jahre 1485 anno Domini als Begleitung des Ehw. Vaters Herrn Pietro, Bischof von Caorle, ins deutsche Gebiet unternommen)