Wir hatten ein üppiges Mahl, doch aßen wir nicht von allen Gerichten. Die Hauptstücke der Speisen waren folgende: erstens Weinsuppe mit Eiern und Gewürzen, in der Buttergebäck schwamm; zweitens fette Hühnchen, gekocht; drittens Fische ohne Suppe; viertens gebratene Hühner mit Gemslende, eine Beute des genannten edlen Herrn Wolfgang Flech, der mit seinen Knechten am gestrigen Abende neun Gemsen in den benachbarten Bergen zur Strecke gebracht hatte; fünftens Gepfeffertes aus Gemsenfleisch und Hühnermägen; sechstens ein Fisch in schwarzer Brühe, mit Gewürzen übermäßig versetzt. Der Fisch hieß Friul und wog mehr als vier Pfund. Er hat eine dicke Haut ähnlich der des Schweines, konnte sich nicht messen mit Forellen oder Äschen; siebentes Krapfen, gebacken in der Pfanne und mit Eingesottenem bestrichen; achtens Rüben, gesotten in Milch und in der Schüssel mit Speck angerichtet; neuntes Rindfleisch in eigener fetter Suppe; als zehntes und letztes Birnen, Nüsse und Äpfel.


(aus dem Reisetagebuch von Paolo Santonino, bei einer Reise, welche er im Jahre 1485 anno Domini als Begleitung des Ehw. Vaters Herrn Pietro, Bischof von Caorle, ins deutsche Gebiet unternommen)