Andrea C. Busch, Almuth Heuner (Hrsg.), Bengt Fosshag (Illustr.):
"Mord zwischen Lachs und Lametta"

Skurrile Krimis, mordsleckere Rezepte

Gerstenberg legt mit "Mord zwischen Lachs und Lametta" die erweiterte Neuauflage der erfolgreichen Anthologie "Mord zum Dessert" vor: Einundzwanzig Autoren aus aller Welt morden, rauben und betrügen nach Herzenslust und in bester Feiertagslaune - selbstverständlich nur auf dem Papier. Passend zu den Feiertagen gibt es jeweils im Anschluss an die Krimis Rezepte zu einem festlichen Menü; viele der Gerichte kennt man bereits aus dem zugehörigen Krimi, ob vergiftet oder nicht.

Nicht nur der thematische Bezug zu einem Feiertag oder Fest verbindet die Geschichten in dieser Anthologie, sondern auch der skurrile Charakter der Kurzkrimis, von denen viele vor beißendem Sarkasmus triefen. Durch die Vielfalt der Schauplätze und Feste mit ihrem charmant eingeflochtenen Lokalkolorit - neben den Hauptfeiertagen der christlichen Welt bieten zum Beispiel das persische Nouruz-Fest, das jüdische Pessach-Fest und das chinesische Neujahr den Rahmen für Kurzkrimis - und natürlich die ganz unterschiedlichen Stile der Autoren bieten die Erzählungen viel Abwechslung. Auch die Handlungen decken so ziemlich alle denkbaren Varianten ab: von eiskaltem Mord über Selbstmord unter Vortäuschung eines Mordes bis zur scheinbaren Straftat, die sich als Irrtum entpuppt (und als Basis humorvoller, spannender Geschichten).
Erfreulich ist der große Anteil guter deutschsprachiger Autoren, denn diese findet man in der Kriminalliteratur, auch in Anthologien, bekanntlich eher selten. Wer spritzige, zynische Krimis mag, wird dieses Buch verschlingen trotz des einen oder anderen gifthaltigen Menüs.
Bengt Fosshags "bitterböse" Illustrationen würzen die Geschichten zusätzlich. Sarkastisch bannt der Künstler den Kern der Storys auf seine minimalistischen, ausdrucksvollen Bilder. Man möchte schmunzeln, doch so recht gelingt es nicht.

Die Rezepte sind übersichtlich dargestellt und lassen sich leicht nachkochen - wenn man das noch will, nachdem man ihre Wirkung auf ahnungslose Mordopfer beobachtet hat (die kritische Zutat wird im Rezept natürlich nicht aufgeführt). Manche Gerichte kann man in wenigen Minuten fertig stellen, andere erfordern einen hohen Aufwand, der sich jedoch lohnt. Da den Rahmen des Buchs, wie bereits erwähnt, die unterschiedlichsten Feiertage aus verschiedenen Kulturen bilden, erhält man neben der Krimi-Anthologie ein internationales Kochbuch mit originellen und ausgefallenen Anregungen. Es ist wohl kein Zufall, dass ein erheblicher Teil der Krimis zur Männerfeindlichkeit tendiert, schließlich kochen nach wie vor mehr Frauen als Männer.
Wie jedes gute Kochbuch enthält auch dieses zwei Register, ein alphabetisches und eines mit einer Einteilung nach Gruppen. Übrigens findet man im Anhang zudem Kurzvitae der einzelnen Krimiautoren.

Anthologien zu kaufen erfordert etwas Mut, weil man häufig einen Teil der Autoren nicht kennt. Anthologien zusammenzustellen erfordert gute Herausgeber, und die waren hier am Werk. Denn "Mord zwischen Lachs und Lametta" ist nicht nur vom Konzept her originell, hier stimmt ganz einfach die Mischung: Vom Charakter her passen die Geschichten hervorragend zusammen; dennoch sind sie voneinander so verschieden, dass man jede "probieren" möchte. Und das gilt auch für die Rezepte.

(Regina Károlyi; 09/2005)

Andrea C. Busch, Almuth Heuner (Hrsg.), Bengt Fosshag (Illustr.):
"Mord zwischen Lachs und Lametta"
Gerstenberg, 2005. 330 Seiten.
ISBN 3-8067-2563-2.
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