Erhard Gorys: "Lexikon der Heiligen"

Leben und Leiden der Heiligen - unterhaltsam dargestellt und anschaulich bebildert


"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." Johannes 20,29

Ursprünglich waren alle heilig, die an Jesus Christus glaubten. Doch sukzessive wurden nur mehr jene verstorbenen Christen als heilig bezeichnet, die durch ihr außergewöhnliches Wirken und durch ihre besondere Glaubenskraft auffielen.
Anfänglich bestimmte das Volk, wer als Heiliger galt. Erst ab dem 6. Jahrhundert bedurfte die Verehrung neuer Heiliger der bischöflichen Zustimmung. Dieser Prozess wurde einem immer stärkeren Reglement unterworfen, und 1983 erließ Papst Johannes Paul II. die Verfahrensbestimmungen der Apostolischen Konstitution, die den Verfahrenslauf im Kanonisierungsprozess bestimmen.

Doch was kann in unserer heutigen Zeit noch Ziel und Sinn der Heiligenverehrung sein? Laut Zweitem Vatikanischen Konzil besteht der Sinn in einer Art Beispiel oder Antrieb für uns, um gegenüber allen Wechselfällen des Lebens gewappnet zu sein. Alle Heiligen können durch ihre besondere Nähe zu Gott gleichsam als Fürsprecher dienen und die vielfältigen Wünsche und Bitten der Menschen Gott noch näher bringen. Wenn man die Heiligen allesamt betrachtet, so finden sich sehr unterschiedliche Charaktere. Einerseits trifft man eine Reihe von Kämpfernaturen, aber auch etliche stille Dulder, Strategen und Träumer. Keiner von ihnen wirkt vollkommen, aber jeder Einzelne strebt nach Vollkommenheit.

Die Statuen oder Abbildungen zahlreicher Heiliger sind uns von Kirchen, Portalen oder anderen Plätzen bekannt, doch deren Bedeutung ist uns oft nicht mehr geläufig. Dem schafft dieses "Lexikon der Heiligen" Abhilfe. Alphabetisch geordnet lernt der Leser eine Reihe von Heiligen kennen und erfährt spannende Geschichten von Gottessuche und Askese, über Todesqualen und Zuversicht und natürlich über Wunder.

Detailliert beschreibt Erhard Gorys (1926-2004), der Kunstgeschichte und Rechtswissenschaften in Göttingen und Cambridge studierte, Leben und Leiden von rund 1400 katholischen und 100 russisch- oder griechisch-orthodoxen Heiligen. Beeindruckende Lebensgeschichten erzählen von Bedeutung und Wirken der einzelnen Heiligen. Daneben werden die jeweiligen Attribute, die eine Identifizierung in der religiösen Kunst ermöglichen, erklärt. Jeder Heilige verfügt über einen eigenen Festtag, und es gibt interessante Verbindungen zu Philosophie, Metaphysik, Volkskunde und Soziologie.

Das "Lexikon der Heiligen" von Erhard Gorys ist ein faszinierendes Nachschlagewerk, das sich sachkundig mit der Materie befasst und hervorragend als Einführung in diese Thematik geeignet ist.
Sehr spannend war für mich die Auseinandersetzung mit dem eigenen Namensheiligen. Hier tauchen unwillkürlich die Fragen auf: Was haben Leben und Wirken des jeweiligen Heiligen mit mir oder meinem Leben zu tun? Warum haben meine Eltern gerade diesen Namen für mich ausgewählt? Sollte er als Orientierungshilfe dienen, und kann ich etwas von der Kraft und Charakterstärke dieses Heiligen in mein eigenes Leben integrieren?
Nicht nur unter diesem Blickwinkel ein unentbehrliches Nachschlagewerk, das sicherlich jede Bibliothek bereichert.

(Margarete Wais; 12/2004)


Erhard Gorys: "Lexikon der Heiligen"
dtv, 2004. 400 Seiten; mit Abbildungen.
ISBN 3-423-34149-1.
ca. EUR 12,90. Buch bei Libri.de bestellen
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Lien:
http://www.heiligenlexikon.de/

Zwei weitere Bücher von Erhard Gorys:

"Zu Gast in Klöstern"

Sinnsuche und Spiritualität sind in unserer Zeit beherrschendes Thema - und wer wüsste hier besser Rat als Klöster, die eine jahrhundertealte Tradition in Fragen der Kontemplation und Besinnung aufweisen. Seit einigen Jahren erleben Klöster eine wahre Renaissance - in unserer hektischen Gegenwart sind sie als Oasen der Stille und Einkehr gefragt. Und die Klöster haben ihrerseits die Zeichen der Zeit erkannt, sie haben sich geöffnet und bieten Meditationstage, Urlaub im Kloster, Heilfasten, Kunst-, Hobby- und Ferienkurse an. Erhard Gorys informiert ausführlich über dieses Serviceangebot und erläutert sachkundig kunstgeschichtliche Bedeutung, Geschichte und religiöse Zielsetzungen der Klöster, wobei er den Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Raum, Italien, Frankreich und Spanien legt. Entstanden ist dabei ein ebenso unterhaltsamer wie praktischer Klosterführer. (dtv)
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