Nick Butterworth: "Der Flüsterer"


Dunkel und düster kommt der schwarze Grundton dieses Buches daher; aufgelockert durch die fettweiße Schrift und natürlich die farbigen Bildeinwürfe des Autors und Illustrators Nick Butterworth. So prägt man sich zunächst die schwarze Stimmung ein, mit der sich dieses Bilderbuch erheblich von anderen Exemplaren unterscheidet.
Soviel zunächst zum Äußeren.

Der Inhalt des Buches wird sehr ansprechend erzählt: Eine Ratte, die immer wieder irgendwo auf den Seiten verborgen platziert ist, berichtet von Katzen. Schwarz-weiße und gelb-braune Tiere der Familienbanden bekriegen sich. Nur zwei Katzenkinder kommen sich näher, wovon der Flüsterer allen zu berichten weiß - auf recht verschiedene Weise.
Schließlich kommt es zu einem "Waffenstillstand" der verfeindeten Banden und damit auch zu einem Kampf der Gegner gegen die unerhörten Abenteuerspiele der verliebten Katzenkinder. Ob die Liebe gewinnen wird?

Die Geschichte birgt noch so manche Überraschung und zeigt, wie kompromissreich Lösungen für Konflikte gefunden werden können ...
Aber wie ergeht es dem "Flüsterer Ratte" weiter?

Das Buch lebt von den plötzlichen Wendungen und den verschiedenen Blickwinkeln. Es macht Spaß, die Erzählung laut vorzulesen und dabei den zuhörenden und staunenden Kindern variantenreiche Betonungen anzubieten.

Die in den Bildern wiedergegebene Verbindung von Tierwelt und "verstädterter Menschenwelt" ist sehr gelungen. Da kommen Getränkedosen, Kanaldeckel, Altreifen, Stahlträger, Stacheldraht, Schrottautos und vieles mehr - häufig auch nur zum Teil erkennbar - zum Vorschein. Hier zeigt sich auch der Abstand Butterworths von "Heile-Welt-Bilderbüchern". Vielmehr geht es ihm um eine alltags-, kinderweltnahe Einbettung einer Konfliktgeschichte, die nichts schönredet, sondern um so mehr schönmalt. Da fehlt der Rost ebenso wenig wie auch die abblätternde Farbe.

An einigen Punkten wäre es besser gewesen, wenn nicht in zu vielen Bereichen der Buchseiten Bilder mitten hinein in den Text platziert worden wären. Für "Alleinleser" wird es da schwierig, die Struktur zu bewahren, und die Ablenkung vom Wesentlichen wird geradezu herausgefordert.

Die Illustrationen sind fabelhaft gelungen. Von der Linienführung über Farbwahl und Flächengestaltung bis hin zu fast fotoähnlich wiedergegebenen Details zeigt Butterworth sein Können. Die Ratte und die große Anzahl von Katzen sind zwar tierisch gehalten, tragen aber von Gestik und Mimik her sehr menschliche Züge; insbesondere wenn sie Karten spielen, Zeitung lesen oder auch mit Bändern Kinder-Zeitvertreibspiele machen.

Beim Blick auf die sehr lebendigen, farbenfrohen Bilder gewinnt auch die Schwarz-Weiß- Platzierung von Hintergrund und Text ihre besondere Bedeutung: denn zwischen dem Schwarzsehen und "alles-weiß-ich-schon" gibt es noch unzählige Möglichkeiten, den Reichtum der Welt zu begreifen.

Nick Butterworth gibt mit diesem Buch wieder einmal ein gutes Beispiel, wie man der Möglichkeiten viele suchen und finden kann. So begreifen schon Kinder: das Leben ist viel zu bunt, um nur schwarz-weiß zu sehen.

(Detlef Rüsch; 02/2005)


Nick Butterworth: "Der Flüsterer"
Lappan, 2005. 32 Seiten. (Ab 4 J.)
ISBN 3-8303-1089-7.
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Nick Butterworth, Jahrgang 1946, ist einer der weltweit erfolgreichsten Bilderbuchkünstler. Allein seine Bücher um den tierliebenden Parkwächter Percy wurden in 16 Sprachen übersetzt und viele Millionen Mal verkauft. Er arbeitete als Schriftentwerfer in verschiedenen Druckerei- und Grafikbetrieben, bevor er sich als Grafiker selbstständig machte. Für einen englischen TV-Sender moderierte er ein Kinderprogramm und produzierte eine regelmäßige Bildergeschichte für das Magazin des "Sunday Express".

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