Lilie
Lilium

Lilien gehören, wie beispielsweise auch Zierlauch und Herbstzeitlose, zu den Liliengewächsen. Sie bevorzugen, in lockerer, humusreicher Erde an schattigen Stellen zu wurzeln und unter Sonnenstrahlen, jedoch niemals in voller Glut zu erblühen. Auf guten Wasserabzug ist unbedingt zu achten! Schatten im Wurzelbereich erreicht man, indem der Boden mit einer Mulchschicht oder Kriechpflanzen bedeckt wird. Die einzelnen Sorten erreichen zwischen 40 und 180 cm Höhe. Lilien blühen - sortenbedingte Unterschiede eingeschlossen - zwischen Mai und September. Die winterharten Zwiebeln werden im Herbst oder im zeitigen Frühjahr gepflanzt. Zum Schutz gegen Wühlmausattacken empfiehlt es sich, diese Zwiebel in Pflanzkörben auszusetzen.
Bekannte Arten und Sorten sind beispielsweise:
Die bis zu 180 cm hoch werdende Madonnenlilie mit ihren süßlich duftenden weißen Blüten, die Türkenbundlilie und die Feuerlilie. Mittlerweile existieren freilich auch zahlreiche großblütige Hybrid-Zuchtformen.


Die Lilie im Gedicht ...

Tiefe Schatten
Auszug

1

In der Gruft bei den alten Särgen
Steht nun ein neuer Sarg,
Darin vor meiner Liebe
Sich das süßeste Antlitz barg.

Den schwarzen Deckel der Truhe
Verhängen die Kränze ganz;
Ein Kranz von Myrtenreisern,
Ein weißer Syringenkranz.

Was noch vor wenig Tagen
Im Wald die Sonne beschien,
Das duftet nun hier unten:
Maililien und Buchengrün.

Geschlossen sind die Steine,
Nur oben ein Gitterlein;
Es liegt die geliebte Tote
Verlassen und allein.

Vielleicht im Mondenlichte,
Wenn die Welt zur Ruhe ging,
Summt noch um die weißen Blüten
Ein dunkler Schmetterling.
(...)

(von Theodor Storm)



Drei Blicke in einen Opal
Auszug

1

Blick in Opal: ein Dorf, umkränzt von dürrem Wein,
Der Stille grauer Wolken, gelber Felsenhügel
Und abendlicher Quellen Kühle: Zwillingsspiegel
Umrahmt von Schatten und von schleimigem Gestein.

Des Herbstes Weg und Kreuze gehn in den Abend ein,
Singende Pilger und die blutbefleckten Linnen.
Des Einsamen Gestalt kehrt also sich nach innen
Und geht, ein bleicher Engel, durch den leeren Hain.

Aus Schwarzem bläst der Föhn. Mit Satyrn im Verein
Sind schlanke Weiblein; Mönche und der Wollust bleiche Priester,
Ihr Wahnsinn schmückt mit Lilien sich schön und düster
Und hebt die Hände auf zu Gottes goldenem Schrein.
(...)

(von Georg Trakl)



Verlassenheit
Auszug

2

Und dann versinkt der Park wieder in seinen Todesschlaf.
Auf den Wassern wiegen sich die Schatten von Blutbuchen und Tannen und aus der Tiefe des Teiches kommt ein dumpfes, trauriges Murmeln.
Schwäne ziehen durch die gläsernen Fluten, langsam, unbeweglich, starr ihre schlanken Hälse emporrichtend. Sie ziehen dahin! Rund um das erstorbene Schloß! Tagein, tagaus!
Bleiche Lilien stehn am Rande des Teiches mitten unter grellfarbigen Gräsern. Und ihre Schatten im Wasser sind bleicher als sie selbst.
Und wenn die einen dahinsterben, kommen andere aus der Tiefe. Und sie sind wie kleine, tote Frauenhände.
Große Fische umschwimmen neugierig, mit starren, glasigen Augen die bleichen Blumen, und tauchen dann wieder in die Tiefe - lautlos!
Und alles durchdringt das Schweigen der Verlassenheit.
(...)

(von Georg Trakl)

 

Und von Heinrich Heine ...