Streifzüge durch die zeitgenössische Literatur anderer Länder
China


Die Volksrepublik China (Zhonghua Renmin Gongheguo) erstreckt sich über eine Fläche von rund 9,6 Millionen Quadratkilometern und wird von mehr als 1,3 Milliarden Menschen bevölkert. Die Hauptstadt der Volksrepublik China ist Beijing (Peking).
Auf dem Gebiet der Literatur zählen zu den sogenannten chinesischen Klassikern aus alten Zeiten u.a.: "Yijing" (I-ching; "Das Buch der Wandlungen"), "Shijing" (Shih-ching; "Buch der Lieder"), "Lunyu" (Lun-yü; "Gespräche des Konfuzius"), "Mengzi" (Meng-tzu; "Lehren des Philosophen Mengzi").

Im Jahr 2000 wurde der Nobelpreis für Literatur erstmals an einen chinesischen Schriftsteller verliehen, den in Frankreich lebenden, auf Chinesisch schreibenden Gao Xingjian, von dem in der Übersetzung von Natascha Gentz Vittinghoff zuletzt der Erzählungsband "Die Angel meines Großvaters" erschien.
Einige bislang im deutschsprachigen Raum zumindest Feinspitzen bekannte, weil in (zum Teil arg gekürzten) Übersetzungen vorliegende belletristische Delikatessen sind: "Der Traum der roten Kammer. Ein Roman aus der frühen Tsing-Zeit" von Xue-jin Zao (Xueqin Cao), "Kin Ping Meh oder die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen" von Shi Zheng Wang, "Die Räuber vom Liang-Shan-Moor" von Naian Shi sowie "Die Pilgerfahrt nach dem Westen" von Chengen Wu.

Zeitgenössische chinesische Autoren und Bücher:
Werke, die eine relativ große Resonanz in der Gesellschaft erfahren, sind z.B. der Roman "Qinqiang-Oper" von Jia Pingwa oder Tie Nings "Dumme Blume", Xiong Zhaozhengs "Zhang Juzheng", Mo Yans "Lebensgefährliche Ermüdung" (dt. "Der Überdruss"), Bi Feiyus "Flachland", Ge Feis "Menschengesicht und Pfirsichblüte", Su Tongs "Binu" (dt. "Die Tränenfrau"), Ye Zhaoyans "Houyi" und Ye Guangqins "Qingmuchuan".
Viele Romane haben das Leben im Gebiet der ethnischen Minderheiten zum Thema, etwa "Leerer Berg" von Alai, "Der Zorn der Wölfe" von Jiang Rong, "Zangao" von Yang Zhijun, "Das rechte Ufer des Erguna-Flusses" von Chi Zijian, "Ruyi-Höhe" von Ma Lihua, "Bedauernde Erde" von Fan Wen und "Vergangenheit der Mongolei" von Ran Ping.
Novellen und Erzählungen von Wang Anyi, Bi Feiyu, Chen Yingsong, Wang Xiangfu, Wei Wei, Xia Tianmin und Wen Yajun wurden von Lesern und Kritikern positiv aufgenommen. Sie sind würdevoll, humorvoll, pointiert und geistreich oder empfindsam und tiefgründig.
Auf dem Gebiet der Prosa und Lyrik ist es das gemeinsame Ziel jedes Prosaschriftstellers und Lyrikers, ungeachtet seines Alters den traditionellen Geist der Kultur des chinesischen Volkes zu erben, aus der überlieferten Klassik Lehren zu ziehen und das Gefühl mit der schönen Sprache zum Ausdruck zu bringen. Dies zeigen die lyrischen Werke von Yu Qiuyu, Li Cunbao, Wang Chonglü, Liang Heng, Zhang Chengzhi, Zhu Zengquan und Li Yuanluo.
Einige Dichter der älteren Generation wie Niu Han, Lü Yuan, Zheng Min, Cai Qijiao und Cheng Youshu schreiben ebenso beharrlich wie viele ihrer jüngeren Autorenkollegen Han Zuorong, Ye Yanbin, Wang Xiaoni, Xichuan, Laoxiang, Yucong, Ma Xinchao und Naye, die künstlerische Erfolge verbuchen.
Zu den Schriftstellern der älteren Generation gehören Ji Xianlin, Yang Jiang, Zeng Ke, Li Ying, Ke Yan, Ma Shitu, Wang Huo, Ren Rongrong, Peng Jingfeng, Zong Pu, Yuan Ying, Shao Yanxiang, Lu Yanzhou, Cong Weixi, Li Guowen, Su Shuyang, Jiang Zilong, Chen Zhongshi, Liu Xinwu, Ye Wenling, Jiao Zuyao und Zhang Yigong.
Zur jungen Schriftstellergeneration gehören Huang Yazhou, Han Shaogong, Chen Shixu, Liu Heng, Tang Haoming, Ye Xin, Shi Tiesheng, Lei Shuyan, Chen Zufen, Xu Gang, Zhang Wei, Liang Xiaosheng, Zhang Kangkang, Li Peifu, Zhang Yu, Shu Ting, Wure Ertu, Bi Shumin, Chi Li, Fang Fang, Ye Zhaoyan, Wang Xufeng, Liu Zhenyun, Deng Xian, Li Guantong, Liu Zhaolin, Acheng, He Shen, Tan Ge, Zhang Haidi, Yang Shaoheng, Zhao Mei, Liu Yumin, Li Mingsheng, Xiang Xiaomi, Qiu Shanshan, Wang Song, Xiao Kefan, Jiang Yun, Nan Fan, Susu und Zhu Tiezhi.
(Auszüge, dem Pressetext "Die Entwicklung der chinesischen Literatur im 21. Jahrhundert" der "Frankfurter Buchmesse" entnommen)


Sie finden bei www.sandammeer.at Informationen über folgende Autoren und Bücher:

"I Ging" (Rezension)
"Die Weisheit des Konfuzius" (Rezension)
Laotse: "Tao te king" (Rezension)
Zhuangzi: "Das höchste Glück" (Rezension)
Sun Tzu (Sunzi): "Die Kunst des Krieges" (Rezension)
"Geheimnis der Goldenen Blüte. Das Buch von Bewusstsein und Leben" von Richard Wilhelm und C.G. Jung (Rezension)
"Zen-Worte vom Wolkentor-Berg. Meister Yunmen" (Rezension)
Chen Kaiguo/Zheng Shunchao: "Der Meister vom Drachentor" (Rezension)
"Das Geschenk des Drachenkönigs" (Rezension)
François Cheng: "Chinesische Poesie" (Rezension)
Lu Wenfu: "Der Gourmet" (Rezension)
Wang Shuo: "Oberchaoten" (Rezension)
Li Er: "Koloratur" (Rezension)
Lu Xun: "Das trunkene Land" (Rezension)
Mo Yan: "Der Überdruss" (Rezension)
Mo Yan: "Die Knoblauchrevolte" (Rezension)
Alai: "Roter Mohn" (Rezension)
Lingyuan Luo: "Nachtschwimmen im Rhein" (Rezension)
Lingyuan Luo: "Wie eine Chinesin schwanger wird" (Rezension)
Xiaolu Guo: "Stadt der Steine" (Rezension)
Sue Chun: "China Girl" (Rezension)
Dai Sijie: "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" (Rezension)
Jiang Rong: "Der Zorn der Wölfe" (Rezension)
Frank Meinshausen, Anne Rademacher (Hrsg.): "Neue Träume aus der Roten Kammer" (Rezension)
Zhang Jie: "Abschied von der Mutter" (Rezension)
Sachbücher

Einige Titel aus dem umfangreichen Bücherangebot:

Gao Xingjian: "Die Angel meines Großvaters. Erzählungen"
Ein Freund aus Kindertagen, ein Krampf beim Schwimmen im Meer, die Angel des Großvaters, die Erinnerung an die längst verstorbene Mutter - das sind die Momente, um die Gao Xingjians Erzählungen kreisen. Ausgehend vom Konkreten evoziert Gao Xingjian das Glück der Liebe und der Freundschaft, das alte China, aber auch die Tragödie politischer Verfolgung. Der Nobelpreisträger spiegelt die Realität nicht einfach wider, sondern ertastet im Schreiben Träume, Gerüche, Landschaften und Gedanken. So entstehen vor den Augen des Lesers Erzählungen, in denen jedes Wort wahr klingt, man taucht in eine andere Welt ein.
Gao Xingjian wurde 1940 in Ganzhou, Ostchina, geboren. Bis 1962 studierte er am Institut für Fremdsprachen in Peking französische Literatur, wurde dann im Zuge der Kulturrevolution zur "Umerziehung" aufs Land gezwungen. 1987 verließ er China und lebt seither in Paris. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm die Romane "Der Berg der Seele" (2001) und "Das Buch eines einsamen Menschen" (2004). (S. Fischer. Aus dem Chinesischen von Natascha Gentz Vittinghoff.)
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Pu Yi: "Ich war Kaiser von China"
Seine Majestät das Kind: Das Leben des letzten Kaisers von China ist eine der unglaublichsten und aufregendsten Geschichten des 20. Jahrhunderts. Mit zweieinhalb Jahren inthronisiert, muss Pu Yi bereits 1912 unter dem Druck der ersten chinesischen Revolution abdanken. Seine Gedanken konzentrieren sich fortan nur auf ein Ziel: die Rückkehr auf den Drachenthron. Um dies zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht.
Pu Yis spannende Autobiografie, Vorlage für Bertoluccis mit neun "Oscars" ausgezeichneten Film "Der letzte Kaiser", gewährt absurde und zugleich faszinierende Einblicke in die mit ihm versunkene Welt der Verbotenen Stadt und führt über die Wirren des chinesischen Bürgerkriegs in die Gefängnisse der Volksrepublik, wo Pu Yi neun Jahre lang eine Umerziehung zuteil wurde, die aus dem ehemaligen Herrscher über Millionen einen überzeugten Anhänger Maos, den "Neuen Menschen" machte. (dtv. Herausgegeben und aus dem Chinesischen übersetzt von Richard Schirach und Mulan Lehner.)
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Qian Zhongshu: "Die umzingelte Festung"
Der Klassiker der modernen chinesischen Literatur nun wieder auf Deutsch.
Bummelstudent Fang hat in Europa reichlich westliche Lebensart studiert, die er nun nach China importiert. Beim Versuch,  erotisch und beruflich Fuß zu fassen, gerät er in die Fallstricke einer Gesellschaft im Übergang, bei der sich traditionelle chinesische und moderne westliche Vorstellungen in tragikomischem Konflikt befinden. 
Erstmals 1946 als Fortsetzungsroman in China erschienen und während der Kulturrevolution verboten, erlangte das Buch nach seiner Neuauflage 1980 Weltruhm. Seither gilt dieser brillante, witzige, vor Bildern und Metaphern überbordende Schelmenroman als ein Schlüsselwerk zum Verständnis der chinesischen Gesellschaft. (SchirmerGraf. Aus dem Chinesischen von Monika Motsch und Jerome Shih.)
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Barbara Beuys: "Der Preis der Leidenschaft. Chinas große Zeit: Das dramatische Leben der Li Qingzhao"
Unterhaltsam, faktenreich und spannend schildert Barbara Beuys das dramatische Leben und das literarische Werk von Li Qingzaho (1084-ca. 1155), der größten Dichterin Chinas. Ein Leben, in dem sich Glanz und Ambivalenz einer wegweisenden Epoche Chinas spiegeln. Ein konkurrenzloses Buch, das zentrale Themen chinesischer Kultur für ein breites Publikum lesbar macht. (Insel)
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"Der Traum der roten Kammer"
Aus dem Chinesischen von Franz Kuhn. Mit zeitgenössischen Illustrationen.
Inhalt des "Traums der roten Kammer" ist die Geschichte vom Glanz und vom selbstverschuldeten Verfall eines edlen, großen Geschlechts, das schließlich dank der sittlichen und geistigen Hochleistung eines an sich entarteten Sprösslings wieder zu Aufstieg gelangt. (Insel)
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"Kin Ping Meh oder Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen"
Aus dem Chinesischen von Franz Kuhn. Mit zahlreichen Illustrationen.
Der Erzählung, die sich um den reichen Wüstling Hsi Men und seine sechs Frauen bewegt, liegt zweifellos eine jener Haus-Chroniken zugrunde, wie sie in vornehmen chinesischen Familien geführt wurden. (Insel)
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"Die Räuber vom Liang Schan Moor"
Aus dem Chinesischen von Franz Kuhn. Mit sechzig Holzschnitten.
"Die Räuber vom Liang Schan Moor" spielt hauptsächlich auf Landstraßen und in der Wildnis. Das Werk gilt als eines der großen Volksbücher Chinas. Der Räuber Sung Kiang, Hauptfigur des Romans, ist eine historische Gestalt. (Insel)
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"Das schöne Mädchen Yingying. Erotische Novellen aus China"
Die hier versammelten erotischen Novellen schlagen einen Bogen über acht Jahrhunderte klassischer chinesischer Belletristik. Im Mittelpunkt steht die Kunst der sinnlichen Liebe in den vielfältigsten Spielarten - sei sie nun aufreizend oder genießerisch, freizügig oder verschämt, spielerischheiter oder melancholisch. 
Bei den Verfassern handelt es sich um je zwei Hauptrepräsentanten aus der frühen Blütezeit der Tang-Dynastie (um 800) und aus der letzten Periode der Vollendung chinesischer Romandichtung im 17. Jahrhundert. So weit die Epochen und ihre jeweiligen Moralvorstellungen auseinanderliegen mögen, markieren sie doch zwei Höhepunkte erotischer Literatur im alten China.
Bo Xinghan erzählt von einer Kurtisane, die ihren verarmten Liebhaber erst verstößt, sich seiner später aber erbarmt und ihm eine glänzende Karriere ermöglicht. Yuan Zhen schildert das Schicksal eines jungen Gelehrten, der sich dem Glück der Liebe ganz nah glaubt und seiner Geliebten glühende Sehnsuchtsbriefe schreibt. Wojiao Shanren spielt mit dem Wunschtraum eines Mannes, der sich von zwei wunderschönen Mädchen nach allen Regeln der Liebeskunst verwöhnt sieht, und Li Yu lässt in seiner Novelle eine anfangs ganz und gar unverständliche Hochzeitsprophezeiung mit dem Fortgang der Handlung plausibel werden: Der junge Bräutigam darf gleich zehnmal hintereinander den Bund fürs Leben schließen, weil mit jeder neuen Braut ein neues Ehehindernis auftaucht.
Illustriert sind die Texte mit sechzehn ansprechenden Holzschnitten. Der Sinologe Martin Gimm macht mit seiner sublimen Auswahl und der Erstübersetzung aller vier Werke der deutschsprachigen Leserschaft verborgene Perlen einer anspielungsreichen erotischen Erzählkunst erstmals zugänglich. So galt etwa die Novelle "Episode eines Frühlingstraums" wegen ihres pikanten Inhalts lange Zeit als verschollen und ist erst Mitte des 20. Jahrhunderts in Japan wiederentdeckt worden. (Manesse. Aus dem Chinesischen von Martin Gimm.)
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Su Tong: "Die Tränenfrau. Der Mythos von der treuen Meng"
Der Mythos von der treuen Meng wird in China seit etwa 2000 Jahren erzählt, Su Tong nennt die bemerkenswerte Frau in seiner Geschichte Binu.
Binus Mann wurde zum Bau der Großen Mauer eingezogen, und sie nimmt nun eine Odyssee auf sich, um ihm warme Kleidung für den Winter zu bringen. Auf ihrer Reise zur Großen Mauer gerät Binu in die absonderlichsten Abenteuer, aus denen sie ihr nicht endender Tränenfluss immer wieder errettet.
Su Tong, geboren 1963 in Suzhou, studierte Chinesische Literatur in Peking. Seine erste Erzählung "Eine Schar von Frauen und Nebenfrauen" (1990) wurde von Zhang Yimou unter dem Titel "Rote Laterne" verfilmt und für den "Oscar" nominiert. Tong gilt in China wegen seiner drastischen, dramatischen, experimentellen Erzählformen als einer der wichtigsten Autoren der jüngeren Generation. Er lebt in Nanjing. (dtv. Aus dem Chinesischen von Marc Hermann.)
Leseprobe: 
Vorwort
Ich freue mich, dass "Die Tränenfrau" nun Bekanntschaft mit Lesern aus aller Welt schließen kann.
Die Geschichte der treuen Meng (eigentlich: Mengjiangnü), die mit ihren Tränen die Große Mauer zum Einsturz bringt, erzählt man sich in China seit rund 2000 Jahren. Es ist ein Mythos, der vom Volk fürs Volk weitererzählt wurde - nun erfreulicherweise auch über die Landesgrenzen hinaus.
In gewissem Sinne ist der Mythos eine Wirklichkeit, die in den Lüften kreist, aber vielleicht behält selbst eine derart schwebende Wirklichkeit noch ihre Schwere. Dennoch bedeutet eine solche vorübergehende Loslösung von der normalen Wirklichkeit eine Befreiung, die beglückend ist und die wir alle brauchen.
Die prächtigste und zügelloseste Fantasie findet sich oft im Volk. Meine Arbeit an diesem Buch war wesentlich von der Absicht bestimmt, ein volkstümliches Gefühlsleben wieder heraufzubeschwören, wie es sich meiner Meinung nach in einer volkstümlichen Philosophie niedergeschlagen hat. Der Schreibprozess bedeutete für mich auch eine Erkundung dieser Philosophie.
Die gesamte Welt der Imagination ist beim Menschen Ausdruck und Ausgestaltung seiner jeweiligen Gefühle. Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit, darüber lehrt uns - innerhalb wie außerhalb unseres gewöhnlichen Lebens - der Mythos seine ganz eigene Denkweise: Indem wir in ihm mit unbändigem Drang die Grenzen unseres Lebens überwinden, gewinnt unsere Existenz eine außerordentliche Freiheit.
Den Schöpfern der Mythen erschien die Welt in klaren, anheimelnden Konturen; für Geburt und Tod, Kommen und Gehen der Menschen gab es einfache, elementare Erklärungen, und so ließ sich auch für jedes bittere, drückende reale Problem leicht eine Lösung finden.
Die Geschichte der treuen Meng, einer Frau, die mit ihren Tränen die Große Mauer zum Einsturz bringt, ist weniger eine traurige als vielmehr eine optimistische Geschichte. Und sie erzählt weniger von einer Frau, die mit ihren Tränen ihre endlos lange Odyssee auf der Suche nach ihrem Mann beendet, als vielmehr von einer Frau, die sich mit ihren Tränen aus einer ungeheuren Bedrängnis befreit.
Eine solche Geschichte, die jeder kennt, neu zu erzählen, stellt einen Autor unausweichlich vor ein großes Problem. Ein jeder trägt in seinem Herzen eine eigene Meng. Die Meng, wie ich sie verstehe, ist vor allem eine Frau - eine Frau, die reinen Herzens ist und die in mir lang vergessene Gefühle weckt; und in ihrem Schicksal, so wie ich es verstehe, drückt sich im Grunde das Leiden, ja, das Wesen der Existenz überhaupt aus. Ihre Geschichte ist vielleicht nicht einfach nur die Legende einer Frau aus armen Verhältnissen, sondern die Legende einer ganzen Gesellschaftsschicht.
Ich war an der Großen Mauer und auch in dem Tempel, welcher der treuen Meng geweiht ist, doch sie selbst habe ich nicht gesehen. Aber wer hat das schon? Im Roman habe ich versucht, ihr ein Band zu geben, das die 2000 Jahre in Zeit und Raum überspannt und an dem sie mich mit sich führt - denn genau wie sie wollte auch ich zur Großen Mauer gehen!
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Zhu Wen: "I love Dollars und andere Geschichten aus China"
Sechs Geschichten aus dem modernen China: Lakonisch, mit Witz und Sarkasmus zeichnet Zhu Wen das Bild einer zwischen Kommunismus und Kapitalismus eingeklemmten chinesischen Gesellschaft, in der alle Werte und Sicherheiten ins Wanken geraten.
Eine Bootsreise auf dem Yangzi, die von Anfang an unter einem schlechten Stern steht und während der sich der Ich-Erzähler ohne sein Zutun in kafkaesker Weise der Willkür immer neuer Personen ausgesetzt sieht; ein Fabrikarbeiter, der durch Zufall in die Fänge einer mafiösen Familie gerät, die ihn beschuldigt, mit dem Fahrrad ihren Großvater angefahren zu haben; ein junger Mann, der von der Familie einer Freundin genötigt wird, am Krankenbett des frisch operierten Vaters Nachtwache zu halten, und unvermutet dessen Launen und dem Apparat eines maroden, profitorientierten Krankenhauses ausgesetzt ist; oder der Ich-Erzähler in der Titelgeschichte, ein glückloser Schriftsteller in einer chinesischen Provinzstadt, der Besuch von seinem Vater bekommt und ihm ein paar schöne Tage machen möchte, und zwar mit den Dingen, die ihm selbst im Leben am meisten bedeuten: Geld und Sex.
Zhu Wens Protagonisten sind sympathische junge Männer, die unverschuldet in die absurdesten Situationen geraten und sich darin zurechtfinden müssen. Die Erzählungen konzentrieren sich dabei auf tragikomische Einzelheiten des täglichen Lebens in einem sich schnell wandelnden Land und beleuchten durch ihre unverblümte Darstellung die brüchige Seite einer Gesellschaft, in der die Genusssucht ihre Wurzeln schlägt.
Zhu Wen, geboren 1967 in Quanzhou, studierte Kinetik in Nanjing und lebte dort mehrere Jahre als freier Schriftsteller, bevor er 2000 nach Peking übersiedelte. Er veröffentlichte Gedichte, Erzählungen und einen Roman. In den 1990er-Jahren war er Initiator der literarischen Bewegung "Risse" (duanlie) und Vertreter einer Generation junger Autoren, die die Erneuerung der chinesischen Literatur maßgeblich beeinflusste. Seit 1998 arbeitet er auch als Drehbuchautor und Regisseur. Sein erster Film "Haixian" erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig 2001 den Spezialpreis "Cinema of the Present - Lion of the Year", sein zweiter Film "Yun de nan fang" wurde 2004 auf der "Berlinale" mit dem "Netpac-Preis" ausgezeichnet. Zhu Wen lebt in Peking. (A1 Verlag. Aus dem Chinesischen von Frank Meinshausen.)
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Xu Zechen: "Im Laufschritt durch Peking"
Dunhuang ist Mitte zwanzig. Getrieben vom Traum, in der Hauptstadt das große Geld zu machen, reist er nach Peking. Er schließt sich einer Bande von Dokumentenfälschern an, mit seinem Freund Baoding arbeitet er als Anwerber und Auslieferer auf der Straße. Das Geschäft läuft gut, bis sie unvorsichtig werden und die Polizei sie einbuchtet. Drei Monate später kommt Dunhuang frei und gerät gleich wieder auf die schiefe Bahn. Er lernt die etwas ältere Xiaorong kennen, sie verkaufen DVD-Raubkopien, sie haben Sex, dann versöhnt sich Xiaorong wieder mit ihrem Exfreund, und Dunhuang muss sich alleine durchschlagen. Er verkauft Pornos und trifft die hübsche Qibao, sie werden ein Paar. Aber Qibao führt ein reichlich exzentrisches Leben und wird verhaftet  ...
Xu Zechen, geboren 1978 in der Provinz Jiangsu, studierte Chinesische Literatur an der Universität Peking. "Im Laufschritt durch Peking" wurde 2006 von der chinesischen Prosagesellschaft als einer der besten Kurzromane des Jahres und 2007 mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. Xu Zechen lebt in Peking. (Berliner Taschenbuch Verlag. Aus dem Chinesischen von Marc Hermann.)
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"Insel-Almanach auf das Jahr 2009: China" Zusammengestellt von Christian Lux und Hans-Joachim Simm
Gastland der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2009 ist China. Mit seiner reichen kulturellen und religiösen Tradition und mit seiner literarischen Vielfalt, nicht zuletzt aber auch mit seiner erstarkenden Wirtschaftskraft wird das Land zu einem der mächtigsten Faktoren in der globalisierten Welt.
Die chinesische Literatur blickt auf eine dreitausendjährige Geschichte zurück, und meist war sie nicht nur Reflexion des Lebens und der Gesellschaft, sondern auch ein Politikum. Philosophische Abhandlungen, Geschichtsbücher, Gedichte, später auch Romane und Novellen sind die vorrangigen literarischen Genres, von den Anfängen über die Dynastien der Han, der Tang, der Song, der Ming bis zur Qing-Dynastie und der Moderne des 20. Jahrhunderts, von der Literatur unter der kommunistischen Doktrin über die vorsichtige politische Öffnung 1979, die neuerlichen Restriktionen nach 1989 bis heute.
Die Verlage Suhrkamp und Insel haben der Literatur Chinas, seiner Bildkunst, seiner kulturellen Entwicklung seit Jahrzehnten ein Forum bereitgestellt, von Konfuzius und Lao-Tse bis zu den klassischen Romanen, vom "Traum der roten Kammer" und vom "Kin Ping Meh", das chinesisches Alltagsleben darstellt, bis zu Jacques Gernets berühmtem Standardwerk "Die chinesische Welt".
Der "Insel-Almanach auf das Jahr 2009" gibt mit exemplarischen Texten einen Überblick über die chinesische Literatur in Vergangenheit und Gegenwart. Dazu kommen Abbildungen, die einen Eindruck chinesischer Kunst und Kalligrafie vermitteln. (Insel)
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"Lexikon der chinesischen Literatur"
Herausgegeben von Volker Klöpsch und Eva Müller, unter Mitarbeit von Ruth Keen.
In über 400 Stichwörtern informiert dieses Lexikon über die wichtigsten Aspekte der chinesischen Literatur. Einflussreiche Autoren, klassische Werke und zentrale Genres werden ebenso präzise wie allgemeinverständlich vorgestellt. Für Kenner der chinesischen Literatur stellt dieses Lexikon ein unverzichtbares Nachschlagewerk dar; für alle Anderen bietet es einen Einblick in Chinas faszinierende literarische Tradition.
Dieses Lexikon ist ein umfassendes wie systematisches Nachschlagewerk. Es beschränkt sich nicht auf Literatur im engen Sinne, sondern behandelt darüber hinaus auch frühe philosophische und historiografische Werke von allgemeiner Bedeutung.
Neben den klassischen Autoren und Werken gilt das besondere Augenmerk den neueren literarischen Entwicklungen von 1919 bis heute. Die Autoren- und Sacheinträge werden durch biografische Skizzen, kulturgeschichtliche Informationen sowie Kurzbibliografien ergänzt.
Das Lexikon konzentriert sich dabei auf Texte und Autoren, die in deutschen, französischen oder englischen Übersetzungen vorliegen. Damit wendet es sich nicht allein an sinologische Spezialisten, sondern an Literaturwissenschaftler unterschiedlicher Ausrichtung sowie alle, die sich für Chinas facettenreiche Literatur interessieren. Die einzelnen Beiträge stammen aus der Feder führender Fachvertreter. Sie sind fundiert geschrieben und zugleich gut lesbar. In dieser Verbindung von wissenschaftlichem Anspruch und verständlicher Darstellung bietet das Lexikon ein unverzichtbares Werkzeug für die Auseinandersetzung mit Chinas faszinierender Literatur. (C.H. Beck)
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Jacques Gernet: "Die chinesische Welt. Die chinesische Welt von den Anfängen bis zur Jetztzeit"
Gernets Werk ist eine wissenschaftliche Universalgeschichte Chinas von den Anfängen der Zivilisation bis in die Zeit der Kulturrevolution. Es ist zudem ein Versuch, die Geschichte Chinas als integralen Teil der Weltgeschichte darzustellen, die chinesische Kultur nicht als eine exotische, in sich geschlossene Sonderform abzuhandeln, deren interne Strukturen sich nur dem Eingeweihten erschließen, sondern auf die vielfältigen Entsprechungen und Beziehungen hinzuweisen, die in den letzten 2000 Jahren zwischen Orient und Okzident herausgebildet wurden. Gernets These: Europa verdankt China mehr als China Europa.
Eine Universalgeschichte Chinas zu verfassen bedeutet auch und zuerst eine Festlegung dessen, worüber man nicht schreiben will. Gernet verlässt die ausgetretenen Pfade herkömmlicher Historiografie, stutzt philosophische und religiöse Faktoren auf ihre (im Gegensatz zu ihrer Bedeutung für die europäische Geistesgeschichte) geringe Bedeutung zurück. Statt dessen greift er Themen auf, die bislang vernachlässigt wurden, etwa die Techniken des Umgangs mit der Natur, die Außenkontakte des chinesischen Reiches (im 13. Jahrhundert war China die größte Seemacht der Erde) oder die kulturellen Beiträge der Mongolen zur chinesischen Zivilisation. (Suhrkamp)
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Helwig Schmidt-Glintzer: "Wohlstand, Glück und langes Leben. Chinas Götter und die Ordnung im Reich der Mitte"
Bereits in den 1980er-Jahren wurde vorausgesagt, dass die Religion in China wieder eine Zukunft haben werde. Wie sich diese Prognose im heutigen China bestätigt, darüber gibt Helwig Schmidt-Glintzer in diesem Buch Auskunft, indem er nicht nur die gegenwärtige religiöse Lage und das spezifische Verhältnis von Gesellschaft, Religion und Politik ausführlich darstellt, sondern auch die gesamte Vielfalt von Kulttraditionen und Glaubensformen. So werden die geistig-soziale und die moralische Grundstruktur der chinesischen Kultur und ihre Entwicklung bis zur jüngsten Gegenwart erkennbar.
In China sind der Gottesbegriff und die Formen religiöser Rituale bis heute von fundamentaler Bedeutung für das Selbstverständnis des einzelnen ebenso wie für das Funktionieren der Gesellschaft. Es ist eine Besonderheit des Vielvölkerstaates, dass keine Lehre einen absoluten Geltungsanspruch erlangen konnte. So wurde China schon früh zu einem politisch-sozialen Großraum mit einem im internationalen Vergleich erstaunlich hohen Maß an Toleranz gegenüber fremden Kulturen. Mit Sicherheit wird der interreligiöse Dialog in nächster Zukunft wieder stärker geführt werden, der bereits vor zwei Jahrtausenden zwischen den großen Religionen in China begonnen wurde.
Helwig Schmidt-Glintzers Einführung in die chinesische Religion und Philosophie beschreibt die Grundlinien der religiösen Entwicklungen in China und das Verhältnis der wichtigsten Lehren zueinander. Nur aus einer Zusammenschau des Daoismus, des Buddhismus und des Konfuzianismus sind die Besonderheiten der einzelnen Lehren sowie der geistige und religiöse Reichtum Chinas zu verstehen. (Verlag der Weltreligionen)
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Françoise Hauser (Hrsg.): "Reise nach China. Kulturkompass fürs Handgepäck"
Fasziniert, skeptisch und manchmal euphorisch schaut der Westen auf das Reich der Mitte: Rasend schnell räumt China mit der Vergangenheit auf, strebt mit gigantischem Wirtschaftswachstum in die Zukunft, entledigt sich über Nacht ganzer Stadtviertel - und richtet die neuen Glaspaläste dennoch nach den alten Gesetzen der Geomantik aus.
Armut und Reichtum prallen im modernen China genauso aufeinander wie Stadt und Land. Dieser Sammelband zeigt das moderne China zwischen Konsum und Geisterglauben, Sozialismus und Subkultur und lässt chinesische wie auch ausländische Stimmen gleichermaßen vernehmen. (Unionsverlag)
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Sachbücher:

Wolfgang Bauer: "Geschichte der chinesischen Philosophie" (Rezension)
Thomas O. Höllmann: "Das alte China. Eine Kulturgeschichte" (Rezension)
"China - Gastland der Olympischen Spiele" (Rezension)
Kai Strittmatter: "Gebrauchsanweisung für China" (Rezension)
Alexandra Wetzel: "China - Reich der Mitte" (Rezension)
Josef Guter: "China und seine Provinzen" (Rezension)
Bettina Sengling, Adrian Geiges, Marc Goergen: "China" (Rezension)
Christopher Knowles: "China. Vis-à-Vis" (Rezension)
Frank Sieren: "Der China-Schock. Wie Peking sich die Welt gefügig macht" (Rezension)
Xinran: "Verborgene Stimmen" (Rezension)
"Die Schätze der Himmelssöhne (Rezension)
Ru Jinghua, Peng Hualing: "Palace Architecture. Ancient Chinese Architecture" (Rezension)
Susanne Hornfeck, Nelly Ma: "Chinesische Hausmittel" (Rezension)
Susanne Hornfeck, Nelly Ma: "Die acht Schätze der chinesischen Heilküche" (Rezension)
Anna Cavelius, Alexandra Cavelius, Li Wu: "Praxisbuch Chinesische Medizin" (Rezension)
Harriet Beinfield, Efrem Korngold: "Traditionelle Chinesische Medizin" (Rezension)
Jiao Guorui: "Qigong Yangsheng. Chinesische Übungen zur Stärkung der Lebenskraft" (Rezension)
Siegbert Engel: "Qi Gong - Das Übungsbuch" (Rezension)
Bai Lin: "Das kleine Taiji" (Rezension)
Gudrun Mende: "Feng Shui - Wenn Räume lächeln" (Rezension)
Ingo Niermann: "China ruft Dich" (Rezension)
Zhu Xiao-Mei: "Von Mao zu Bach" (Rezension)

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