Holger Kalweit: "Das Totenbuch der Kelten.
Das Bündnis zwischen Anderswelt und Erde"

"Von der Andern Welt
da komm' ich her,
und dahin kehr' ich zurück."

Keltischer Spruch


Das Totenbuch der Kelten ist in neun Kapitel unterteilt und enthält ausführliche Informationen hinsichtlich des keltischen esoterischen Wissens. Im Vorwort erfährt der Leser Details über Nachbardimensionen im substofflichen Bereich, Moderne Nahtodesforschung, die Todesdimension und wie keltische Überlieferungen interpretiert werden können. Es enthält auch moderne Vermutungen zur Geschichte der Kelten und Fragen nach dem Ursprung des Begriffs Kelten.

Im Abschnitt über Todesforschung im 21. Jahrhundert wird dargelegt, dass das Todesreich eine überreale, superflüssige, unstoffliche, raumzeitlose Daseinsebene darstellt, und dass diese sogenannte Anderswelt über keinerlei Raum oder Grenzen verfügt, weil der Geist keine materiellen und zeitlichen Grenzen kennt. Interessant sind hier auch die Schilderungen von Nahtoderlebnissen. Das Kapitel "Keltische Urphilosophie" prangert den Umgang der heutigen Gesellschaft mit dem Leben und dem Tod an und bringt uns die Lebensphilosophie der Kelten nahe. Diese verstanden sich als ewig lebend, aber in wandelbaren Formen, als Lebende, als Tote, als Wiedergeborene und als wiedergeborene andere Wesen. Eine für mich sehr beruhigende Vorstellung, die einem Leben durchaus Sinn zu geben vermag.

Im Abschnitt "Keltische Jenseitsphysik" steht der Kessel im Mittelpunkt der Betrachtungen, der Kessel als Wohnort der Feen, als Becher der Weisheit, der Kessel der Fruchtbarkeit usw. Die Reisen in die Anderswelt handeln von Verführung und Entführung, der Bedeutung verschiedener Symbole und vom Feenspuk.

Keltische Anweisungen für Leben und Tod bringen dem Leser die Licht- und Totenfeste näher, und der Autor bemüht sich, den Zusammenhang zwischen diesen Festen und der Verehrung des Todes zu verdeutlichen. Das Prinzip der Wiedergeburt wird veranschaulicht, und dass jedes Leben ein Sprungbrett für ein besseres folgendes Leben darstellen soll. Die Aussage, dass wir ein Kontinuum sind, dessen Lebensfaden sich weit zurück in die Vergangenheit und Geschichte erstreckt und sich weiter in unbekannte Zukünfte fortsetzen wird, stellt für mich eine beruhigende und sinngebende Zukunftsvision dar. Auch die folgenden Kapitel über die Hierarchie, als heilige Rangordnung, den Urmythos der Kelten sowie das Nationalepos der Waliser und den Urkampf des Menschen bergen eine Reihe ausführlicher Informationen und Denkanstöße.

"Das Totenbuch der Kelten" war für mich eine faszinierende und spannende Lektüre, ein Buch über das Leben in all seinen Facetten. Ein umfangreiches Lehrbuch über unsere Nachbardimensionen mit einer Reihe von Informationen, tröstlichen Gedanken, Seelennahrung und Feenzauber - eine Auseinandersetzung mit den Mythen der Kelten und deren Todeskenntnissen, die vom Autor auch in Bezug gesetzt werden mit der modernen Todesforschung. Der Autor Holger Kalweit wurde 1947 geboren und ist Völkerkundler und Psychotherapeut. Durch Schamanen kam er in Berührung mit dem Tod, vertiefte sich in die Todesvorstellungen der alten Völker sowie Todeserfahrungen der modernen Menschen. Abschließen möchte ich mit den Schlussworten dieses Buches, denen ich nichts mehr hinzuzufügen habe:

"Letztlich aber ist es gleich, ob wir an Feen glauben oder nicht, die Gesetze bleiben die gleichen, ob sie roheste Naturlaufwerke sind oder durch vor der Naturbewegung stehende Feen vermittelt werden: Der Mensch ist den großen Seinskräften unterworfen, und damit muss er ringen."

(margarete; 10/2002)


Holger Kalweit: "Das Totenbuch der Kelten"
AT Verlag, 2002. 360 Seiten, gebunden.
ISBN 3-85502-721-8.
ca. EUR 26,90. Buch bestellen

Ergänzender Literaturtipp:

Bernhard Maier: "Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart"
Der Darstellungsrahmen des klar und anschaulich geschriebenen Werkes reicht geografisch von Kleinasien bis Irland, zeitlich von der Antike bis zur Gegenwart. Den Leser erwartet eine spannende Begegnung mit einem der kulturell faszinierendsten und historisch bedeutendsten Völker der Geschichte Europas. Das Werk bietet einen fundierten Überblick über Geschichte und Kultur all jener Völker, die wir unter dem Oberbegriff Kelten zusammenfassen. Sein besonderer Reiz liegt darin, dass sich die Darstellung nicht wie üblich auf die Bedeutung der Kelten im Altertum beschränkt  - so interessant ihre archäologische Hinterlassenschaft ist und so folgenreich ihre Konfrontation mit den Römern war. Dieses Buch greift viel weiter aus und führt ein in die Ereignisgeschichte der Kelten im Mittelalter, ihre Rolle als Mittler des Christentums in Gestalt der irischen Mönche und mit Blick auf die Artus-Sage ihren Beitrag zur Weltliteratur. Es beschreibt Voraussetzung und Entstehung unseres modernen Keltenbegriffs und seine problematische ideologische Vereinnahmung. Mit der Geschichte der Kelten und ihrer Sprache von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart endet die Darstellung, wobei der Nordirlandkonflikt und die Einrichtung der schottischen und walisischen Regionalparlamente am Ende unseres Jahrhunderts die Schlusssteine bilden. Detaillierte Karten und Abbildungen erhöhen die Anschaulichkeit des Bandes, der durch sein ausführliches Personen-, Sach- und Ortsregister auch als Nachschlagewerk wertvolle Dienste leisten kann. (C. H. Beck)
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