Matthew Reilly: "Operation Elite"

Diesmal ist der schier unverwüstliche "Scarecrow" höchstpersönlich das Angriffsziel


Shane Schofield, genannt "Scarecrow", ist erneut in geheimer Mission unterwegs. Eine Gruppe tschetschenischer Terroristen soll die ehemalige russische Strafstation Krask 8 in Besitz genommen haben und mit den dort versteckten ICBMs Moskau bedrohen, um dadurch den Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien zu erpressen. Die russische Regierung hat die US-Regierung um Hilfe gebeten, und nach der Infiltration einer Deltaforce-Einheit ist nun ein USMC-Recon-Team unter Scarecrows Kommando unterwegs. Er hat von seinen gewohnten Begleitern nur Book II dabei, denn Gant und Mother sind in Afghanistan auf Terroristenjagd in den Bergen unterwegs.

Als das Recon-Team Krask 8 erreicht, finden die Männer eine schauderhafte Szenerie vor: Eine Typhoon auf Trockendock und ein hingemetzeltes Deltaforceteam, wobei zweien der Leichen die Köpfe abgetrennt wurden. Kaum hat Schofield die beiden Enthaupteten identifiziert, als auch schon Kopfgeldjäger auftauchen, die es auf sein Haupt abgesehen haben. Eile ist geboten, weil sich zwei Flugzeuge nähern, von denen eines einem Kopfgeldjäger mit dem Spitznamen "der Ungar" gehört, und das andere einem Herrn namens "Schwarzer Ritter". Da Schofield verständlicherweise sehr an seinem Kopf hängt, hat die gegnerische Seite zahlreiche Tote zu beklagen, "der Ungar" verliert sein Transportmittel, und unter Zurücklassung eines gigantischen Trümmerhaufens macht sich Schofield in Richtung Afghanistan auf, um dort Gant und Mother zu beschützen.
Außer dem Flugzeug hat er nämlich vom "Ungarn" auch eine Liste bekommen, welche die Namen von 15 Menschen enthält, auf die jeweils ein nicht unbeträchtliches Kopfgeld ausgesetzt wurde. Weil Kopfgeldjäger vorzugsweise Freunde und Verwandte von Gejagten benutzen, um ihre "Beute" anzulocken, sind Gant und Mother - und einige der Al-Quaida-Angehörigen, die sie jagen - in größter Gefahr. Verfolgt vom Jet des "Schwarzen Ritters" begeben sich nun Schofield und Book II nach Afghanistan, um ihre Freunde zu beschützen.

Nachdem Gant der Gegenseite in Afghanistan in die Hände gefallen ist, weitere Menschen ihre Köpfe verloren haben, ein Berg eingestürzt ist, diverse Fahrzeuge demoliert wurden und man den "Schwarzen Ritter" kennen gelernt hat, begibt man sich nach Frankreich. Dort scheint sich in einer Burg die "Köpfesammelstelle" und Geldausgabe zu befinden, wohin auch Gant unterwegs sein dürfte.

Ab hier bekommt der Leser wirklich kaum noch Gelegenheit, Luft zu holen. Die Handlung - sofern man davon reden möchte - erstreckt sich über die gesamte Welt; Flugzeuge, Autos, Schiffe und andere Dinge werden bis zur Vernichtung getestet, genau wie einige der Protagonisten, wobei es um nicht mehr und nicht weniger als die Verhinderung eines Dritten Weltkriegs geht, an welchem verschiedene Gruppen aus sehr unterschiedlichen Gründen Interesse zu haben scheinen ...

Alles ist absolut überdreht, unplausibel, die Handlungslogik hat Löcher, durch die man ohne anzuecken mit einem Sattelschlepper fahren könnte, worüber zumeist das Tempo des Romans hinwegtäuscht - außer wenn beim siebenten, der Aufrechterhaltung der Spannung dienenden Hinhaltemoment eines Kapitels schon wieder der gleiche erzählerische Kniff wie zuvor angewandt wird ... Und für jemanden, der gerne einmal anstatt einen spezialeffektelastigen Film zu sehen ein ebensolches Buch lesen möchte, ist "Operation Elite" womöglich interessant: Eine Prise "Rambo", viel "James Bond" und außerdem "Triple X" vor einem Hintergrund, der zu Tom Clancy passt ...

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2004)


Matthew Reilly: "Operation Elite"
(Originaltitel "Scarecrow")
Aus dem Englischen von Norbert Stöbe.
Ullstein, 2005. 550 Seiten.
ISBN 3-550-08446-3.
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