Tom Clancy: "Im Zeichen des Drachen"

Unruhen in Russland und China drohen die ganze Welt zu erfassen. Jack Ryan, der neue US-Präsident, sucht Hilfe bei John Clark, der sich bereits in zahllosen Kampfeinsätzen bewährt hat.

Das Werk von Tom Clancy zeigt eine stetige Entwicklung von relativ offenen und menschlich durchdachten Romanen zu einem immer größeren Hurra-Patriotismus. Dabei bedient er sich oft der Figur des irisch-amerikanischen Jack Ryan als Hauptdarsteller, der in "The Hunt for Red October" (dt. "Jagd auf Roter Oktober") und "Patriot Games" (dt. "Die Stunde der Patrioten") noch eine vergleichsweise sympathische Rolle spielte, aber seit einiger Zeit - als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, nachdem ein Terroranschlag den Rest der Regierung ausgelöscht hat - immer unangenehmer in seinen Ideen wird. 
Zumindest, wenn man nicht an ein Amerika glauben möchte, dessen Aufgabe es sein soll, die Welt nach seinem Gusto zu lenken. Denn in Amerika ist ja alles besser: Die Computer sind besser, die Flugzeuge sind besser, die Waffen sind besser, die Soldaten sind besser, und die Menschen sind natürlich am allerbesten ...

Selbstverständlich - und gottlob - sind nun aber keineswegs alle Menschen Amerikaner ... und bald wird in Moskau ein Mordanschlag auf den amtierenden Leiter des FSS verübt, der aber glücklicherweise den Falschen trifft - den ehemaligen Ausbilder der Spatzenschule des KGB, der mittlerweile ein erfolgreicher Zuhälter ist. Sehr schnell erreicht diese Botschaft auch die Vereinigten Staaten von Amerika und das Ohr von Präsident Ryan. Aber das ist nicht das Einzige, was er hört. In Russland wurden außerdem große Öl- und Goldreserven nahe der chinesischen Grenze gefunden, und die Pioniereinheiten der russischen Armee haben mit dem Straßenbau begonnen. Doch die Chinesen, die ihr Handelsdefizit aus dem Handel mit den USA nur in die Rüstung steckten, haben ebenfalls ein Auge auf diese Ressourcen geworfen. Vor den Augen des amerikanischen Geheimdienstes beginnen sie einen Angriffskrieg auf Russland vorzubereiten, bevor ihnen selbst Geld und Öl ausgehen.

Bei dem Versuch des Abbruchs einer "illegalen" Geburt in einem chinesischen Krankenhaus versuchen ein chinesischer Baptist und ein amerikanischer Monsignore unter den Kameras eines CNN-Teams einzugreifen und werden von zwei hinzugerufenen Polizisten erschossen. Als diese Bilder über die Bildschirme der Welt flimmern, bricht ein Sturm der Entrüstung los, und als sich die chinesische Regierung weigert, sich für die Handlungen der Polizisten, die ja schließlich nur geltendes Recht durchgesetzt haben, zu entschuldigen, beschließen die Amerikaner, ihre Handelsverträge mit den Chinesen nicht weiter zu verlängern, was diese finanziell unter Druck setzt. Gleichzeitig bieten sie der russischen Regierung - die der chinesischen Militärmaschinerie nichts entgegenzusetzen hat - einen Sitz im NATO-Rat an, so dass sich China plötzlich einer überaus ungewöhnlichen Koalition gegenüber sieht. Da die maßgeblichen Leute in China aber nicht glauben wollen, dass die Russen tatsächlich amerikanische Hilfe bekommen werden, greifen sie trotzdem an, und ein Krieg auf allen militärischen und politischen Ebenen beginnt.

Die Story selbst ist gut, komplex und die verschiedenen Charaktere auf allen Seiten sind durchaus nicht einseitig dargestellt, aber man hat - als Nichtamerikaner - am Ende doch ein etwas unangenehmes Gefühl, was die Botschaft dieser Geschichte angeht. Das Bild, das hier von Amerika gezeichnet wird, ist manipulativ und erschreckend und - zumindest denke ich das - nur eine Ausgeburt der Fantasie des Autors.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2003)

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Thomas L. Clancy jun., geboren am 12. April 1947 in Baltimore, begann noch während seiner Tätigkeit als Versicherungskaufmann zu schreiben. Eine Meuterei auf einem sowjetischen Zerstörer regte Clancy, der sich angeblich schon immer für militärische und rüstungstechnische Probleme interessiert hat, dazu an, seinen ersten Techno-Thriller "Jagd auf Roter Oktober" zu schreiben. Das Buch wurde auf Anhieb ein internationaler Erfolg. Clancy lebt mit seiner Familie im US-Bundesstaat Maryland, nicht weit von Washington D.C. Mit seinen Spionagethrillern hat er es bei zahlreichen Zeitgenossen zu einiger Bekanntheit gebracht.
Tom Clancy verstarb am 2. Oktober 2013 in einem Krankenhaus in Baltimore.

Ergänzende Buchtipps: 

"Jagd auf Roter Oktober"
Der Roman, der Tom Clancy mit einem Schlag berühmt gemacht hat! Ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel in den Tiefen des Meeres. Eine Hetzjagd in der grenzenlosen Unterwasserwelt des Atlantik.
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"Die Stunde der Patrioten"
Jack Ryan, Professor für Militärgeschichte und Ex-CIA-Agent, hält sich zu Recherchen in London auf. Als ahnungsloser Passant gerät er in einen Terroranschlag, den eine Splittergruppe der IRA auf die Familie des britischen Thronfolgers verübt. Ryan gelingt es zwar, den Anschlag zu vereiteln - doch von Stunde an sind er und seine Familie ihres Lebens nicht mehr sicher.
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"Ehrenschuld"
Außenpolitisch stehen die USA wieder einmal kurz vor der Alarmstufe Rot. Man holt Jack Ryan als neuen Sicherheitsberater des Präsidenten an die vorderste Front. Doch bevor er loslegt, muss Ryan zuerst noch eine Ehrenschuld begleichen.
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"Befehl von oben"
Der Präsident ist tot, und der härteste Job der Welt fällt von einem Tag auf den anderen an Jack Ryan. Der Spezialagent Nummer eins ist katastrophenerprobt, aber jetzt muss er sich auch noch mit einem ausgebooteten Politiker und mit böswilligen Medien herumschlagen.
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