Arto Paasilinna: "Adams Pech, die Welt zu retten"


Unterhaltsamer, hintergründiger Lesegenuss

Der 1942 im lappländischen Kittilä geborene finnische Journalist und Schriftsteller Arto Paasilinna ist, was man einen serienmäßigen Vielschreiber nennen könnte. Mehr als vierzig Romane hat er bisher veröffentlicht und ist damit einer der populärsten Autoren Finnlands geworden. Doch das war nicht immer so. Lange blieben seine mit viel schwarzem Humor gespickten, eigenwilligen Bücher in seinem Heimatland weitgehend unbeachtet. Erst als sie in andere Sprachen übersetzt und im Ausland, zum Teil mit großem Erfolg, publiziert wurden, erfuhr Arto Paasilinna auch in seinem Heimatland größere Beachtung. Mittlerweile wartet eine große Fangemeinde ungeduldig auf sein jährlich erscheinendes neues Buch und auch auf die neueste Verfilmung eines seiner Romane.

Nachdem Paasilinna aufgrund von mehreren Romane in der edition Lübbe auch im deutschen Sprachraum einen Namen bekommen hat, ist der Verlag dazu übergegangen, dem deutschsprachigen Publikum auch ältere Werke des Autors zu präsentieren. Der unter dem Originaltitel "Ataami ja Eeva" schon 1993 in Finnland erschienene Roman "Adams Pech, die Welt zu retten" erzählt von dem kleinen Handwerker und Tüftler Aatami Rymättylä, der sich auf Akkus spezialisiert hat, und mit ihrem Verkauf so einigermaßen über die Runden kommt. Er ist schon lange davon überzeugt, dass in der Akkumulatorentechnik die Zukunft liegt, und so experimentiert und forscht er in jeder freien Minute in seinem Labor an leichten Akkus, die viel elektrische Energie speichern können. Immer wieder einmal gerät ihm ein Versuch daneben, und so ist die örtliche Feuerwehr sozusagen Stammgast in seiner Werkstatt. Dies führt dazu, dass, wie in dem berühmten Stottererwitz, die Feuerwehr zu Hause bleibt, als es irgendwann wirklich brennt, und Aatami Rymättyläs Haus gänzlich zerstört wird.

Man muss sich während des gesamten Romans in die Zeit Anfang der 1990er Jahre zurückversetzen, als der Umfang und der Anteil alternativer Energien noch gering war, das Problem aber schon klar erkannt wurde: ein weiterer Anstieg der Emissionen wird zu einer Klimakatastrophe führen.

Aatami hat nach langen Versuchen einen Durchbruch geschafft und einen Akku mit hoher Speicherkapazität in der Größe einer Schokoladentafel erfunden. Er träumt davon, die Welt mit seinem Erfolg zu retten, sie zu erlösen von Ölkrisen und Verschmutzung. Er träumt natürlich auch vom großen Geld, das er mit seiner revolutionären Erfindung verdienen kann, steht er doch kurz vor der Insolvenz und hat für seine insgesamt siebenköpfige Kinderschar und die drei dazugehörigen Frauen einen nicht unerheblichen Unterhalt zu zahlen, mit dem er seit Monaten im Rückstand ist, denn die finnische Wirtschaft läuft schlecht, und seine Auftragslage ist düster.

Er wird beschuldigt, den schon erwähnten großen Brand in seinem Haus und seiner Werkstatt selbst gelegt zu haben, um durch die Versicherungsleistungen seine wirtschaftliche Situation zu verbessern. Man steckt ihn ins Gefängnis. Dort begegnet er zum ersten Mal der Assessorin Eeva, die mit seiner Pflichtverteidigung beauftragt wird. Er schüttet ihr sein Herz aus, erzählt ihr auch von seiner Erfindung. Eeva begreift sofort die Dimensionen dieser Technik.
Sie bekommt Aatami frei, leiht sich Geld bei ihrer Bank und saniert Aatamis Firma. Und dann bauen sie einen Konzern auf, der in kürzester Zeit durch weltweite Lizenzen für den Akkumulator Milliardenverträge abschließt. Alle reißen sich um die neue Technik, nur die ölfördernden Länder sehen dies mit Sorge und versuchen, zunächst vergeblich, einen sizilianischen Profimörder anzuheuern, der Aatami aus dem Weg schaffen und die Pläne des neuen Akkus an sich bringen soll.

Die ganze Geschichte ist auf eine Weise witzig erzählt, dass man während der gesamten Lektüre aus dem Schmunzeln und Lachen nicht herauskommt. Paasilinna pflegt einen einfach köstlichen schwarzen Humor. Sympathisch ist, wie der schnell steinreich gewordene Aatami seine Bekannten und Widersacher aus seiner schwierigen Zeit nicht vergisst und ihnen Geld zukommen lässt, bzw. sie, wie den Gerichtsvollzieher, in seiner Firma anstellt.

Wer das Wettrennen um den Akku gewinnt, soll hier offen bleiben; das Buch endet jedenfalls so schwarzhumorig, wie es beginnt.

(Winfried Stanzick; 01/2008)


Arto Paasilinna: "Adams Pech, die Welt zu retten"
(Originaltitel "Ataami ja Eeva")
Übersetzt von Regine Pirschel.
edition Lübbe, 2008. 236 Seiten.
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Hörbuch:
Lübbe Audio, 2008. Sprecher: Jürgen von der Lippe.
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