Hubert Reeves: "Wo ist das Weltall zuende?"

Das Universum meinen Enkeln erklärt


Gemeinverständliche Astronomie für Jung und Alt

Bücher wie dieses, in welchem der Großvater seinem Enkel oder seiner Enkelin die Welt erklärt, scheinen zur Zeit voll im Trend zu liegen. Die Erfahrung und die Weisheit, die dem Alter zugeschrieben werden, treffen auf die forschende Neugier der Jugend. Im vorliegenden Buch diskutiert der franko-kanadische Astrophysiker Hubert Reeves (geb. 1932) mit seiner vierzehnjährigen Enkelin die Rätsel und Geheimnisse des Universums. Zudem erhält der Leser dieses Buches eine gelungene, weil fundierte und gut verständliche Einführung in die Grundlagen der Astrophysik.

Mit viel Einfühlungsvermögen in die Vorstellungskraft der Jugend nimmt Hubert Reeves sich der Fragen seiner Enkelin an und versucht, sie schlüssig zu beantworten. Naturgemäß tauchen hier auch Fragen auf, die zur Zeit niemand zu beantworten vermag, die vielleicht niemals beantwortet werden können, wie zum Beispiel die Frage: "Was war vor dem Urknall?" Vielleicht die Kardinalfrage des Ganzen. Auch philosophische Fragen werden leicht tangiert. Es handelt sich um ein recht tief lotendes Frage- und Antwort-Spiel, das Hubert Reeves hier mit seiner Enkelin führt. In mustergültiger Weise versucht Hubert Reeves, doch recht schwierige Sachverhalte und Zusammenhänge auf allgemeinverständliche Art zu erläutern. Die Gespräche mit seiner Enkelin sind unterhaltend und belehrend zugleich, wie es sich für ein gutes Sachbuch, zumal eines, das sich in erster Linie an die Jugend wendet, geziemt. Der Autor stellt die Wissenschaft als ein großes, faszinierendes Abenteuer dar, lässt dabei aber die Hybris des Wissenschaftlers komplett vermissen. Reeves erklärt nämlich zur Frage vom Ursprung und  Plan des Universums: "So wie die Geometrie für deine kleine Katze unverständlich bleiben wird, so bin ich oft versucht zu denken, dass diese Fragen zum Projekt des Universums außerhalb unseres Verständnishorizontes liegen. Sie entziehen sich unserer Gehirnleistung."

Behandelt werden in diesem Buch unter Anderem Themen wie das Multiversum, die Schwarzen Löcher, Dunkle Materie und Dunkle Energie oder die Frage nach der Zukunft des Universums. Aber auch grundlegende Dinge wie die Geschichte des Universums, die Methoden der Astrophysik, um beispielsweise die Entfernung von Sternen zu berechnen, die Frage, woraus Sterne überhaupt bestehen, oder die Frage, ob wir allein im Universum sind, werden erörtert. Reeves erklärt fundiert und verständlich, ohne sich dabei in Details zu verlieren. Und nicht nur jugendliche Leser, auch erwachsene Leserinnen und Leser werden sich bei Hubert Reeves gut aufgehoben fühlen. So kann man diesen schmalen aber inhaltlich starken Band guten Gewissens sowohl älteren als auch jugendlichen Lesern ab etwa 10 bis 12 Jahren ans Herz legen.

(Werner Fletcher; 03/2012)


Hubert Reeves: "Wo ist das Weltall zuende? Das Universum meinen Enkeln erklärt"
Aus dem Französischen von Annabel Zettel.
C.H. Beck, 2012. 144 Seiten. (Ab ca. 12 J.)
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Hubert Reeves, geboren 1932 in Montreal, ist ein franko-kanadischer Astrophysiker und international erfolgreicher Buchautor. Für seine Forschungen wurde er mit zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen, darunter dem "Albert-Einstein-Preis" (2001), geehrt. Der Asteroid 9361 wurde auf seinen Namen getauft. Hubert Reeves ist auch im Umweltschutz aktiv und Präsident der "Ligue ROC pour la préservation de la faune sauvage". Er hat acht Enkel.

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