• Bringt mir Wein

    In gläsernem Becher glüht Bernstein,
    wie kleine Weinschiffe tropft Wein rubinrot.
    Tränengleich rinnt das Jadefett
    von gesottenen Drachen und geröstetem Phönix,
    dünnseidene Gardinen und gestickte Vorhänge
    umschlingen den duftenden Wind.

    Blast die Drachenflöte,
    schlagt die große Trommel,
    ihr weißen Zähnchen singt,
    ihr schlanken Hüften tanzt!
    So kurz sind die grünen Frühlingstage,
    schon geht die Sonne unter,
    wie roter Regen,
    fallen wirr die Pflaumenblüten.
    Ich empfehle dir,
    bis zum Ende des Tages
    besinnungslos zu saufen -
    leider reicht der Wein nicht
    hin bis zum Grab des Liu Ling.




  • Auf der Aussichtsplattform zum Bronzevogel
  • Den Krug mit Wein
    reicht mir ein junges hübsches Ding,
    über tausend Meilen rundherum
    eine herbstliche Kulisse.
    In frühem Nebel
    ruht ein Pferd aus Stein -
    wie soll man diese Schwermut niederschreiben?
    Schwächer wird jetzt des Gesang,
    der Wind weht aus den Wäldern her.
    Ihr Kleid, so lang, so schwer,
    hält sie am Boden fest,
    mit Augen voller Tränen
    starrt sie nach den Blumen auf dem Tisch.



  • Die magische Laute

    Wenn eine Hexe sich den Wein einschenkt,
    braut sich am Himmel was zusammen
    und aus dem Jadeöfchen duftet Kohlenglut.
    Der Meere Götter und der Berge Geister
    finden sich auf ihren Plätzen ein,
    Papiergeld knistert,
    brennt,
    wird Asche,
    tanzt im Wirbelwind.
    Sie zupft die Laute,
    die aus liebeskrankem Holz gemacht
    und als Schmuck den goldnen Phönix trägt.
    Sie murmelt,
    schlägt den Takt
    mit Augenbrauenzucken:
    Kommt, ihr Sterne!
    Kommt, ihr Geister!
    Freut euch mit am Fest!
    Die Menschen fröstelt, wenn die Gespenster fressen.
    Die Sonne sinkt,
    die Geister werden sichtbar,
    und auf den Gesichtern
    zeigt sich Ärger,
    zeigt sich Freude: -
    zur Reise fertig
    macht sich eine Myriade Wagen.


  • (Li-Ho; 790-816)