Don Quijote revidiert

Das Fest ist in vollem Gang. Die Schönheit spricht offen.
Räume schließen sich. Das Vertrauen hält sich zurück. Zwischen
Worten verringert sich die Distanz. Die Erwartung glaubt unterm
Tisch von einer Serviette betatscht zu werden und wird rot.

Von der Toilette zurück, wo auf die Frage: wie weiter, der
nächste Schritt einem Seufzer weichen muß, werden die
Vorzeichen bestätigt und Stühle schüchtern gerückt. Wo
eine Erfüllung fehlt, ist oft eine zwiespältige Geschichte.

Je länger der Abend, desto kurzsichtiger wird sie. Die Musik
mischt sich in Lippenbekenntnisse ein. Dasjenige hinzunehmen,
was auf sie zukommt, wird immer wieder von neuem
hinausgezögert, während Unhaltbares großes Aufsehen erregt.

Ein Ventilator trocknet unschlüssige Silben, so daß
die Versprecher sich häufen und das Schweigen den Partner
wechselt. Was sich derart nahesteht, verliert einseitig an Reiz.
Offenbar schließt letzterer eine Alternative aus.

Der Situation abgerungene Hoffnungen bekommen mit einem
Lächeln neues Futter. Angebot und Nachfrage hinterlassen
das Herz, das sich rasend schnell und aufs Ziel bewegt,
und die Inflation an Emotion an Ort und Stelle für

ein Rotationsprinzip hält - es spricht Bände. Derart fällt
Zweisamkeit in einer neuen Runde. Und wäre da nicht der
Zufall, das Hirngespinst müßte ausgezogen sein,
das in jemandem lebt, der die Windmühlen übersieht.


(Aus dem Gedichtband "Jahrhundert der Ruhe" von Armin Senser.)

Armin Senser schafft in diesem Gedichtband eine faszinierende Gratwanderung zwischen Tradition und Gegenwart; sei es in einer Hommage an Robert Frost, in den Landschaften von Lissabon bis zu den Alpen oder in Reflexionen über die in alten Kirchen eingemauerte Erinnerung.
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