Sabine Groschup: "Teufels Küche"
Nach
einigen Seiten der
erwartungsvollen Lektüre dieses Romans der
österreichischen Autorin Sabine
Groschup gewinnt man den Eindruck, man habe den ersten Band einer neuen
Krimireihe verpasst. Viele Anspielungen auf die jüngste
Vergangenheit der
Protagonistin lassen vermuten, dass es auch in dem ersten Roman Sabine
Groschups, dem 2005 erschienenen Buch "Alicia und die
Geister"
um die Wiener Polizistin Merle geht. Doch nach kurzer Recherche stellt
sich
heraus, dass das vorliegende Buch "Teufels Küche"
tatsächlich der
erste Kriminalroman der schon als Künstlerin und Filmemacherin
hervorgetretenen
Autorin ist.
Merle blickt, nachdem sie seit einiger Zeit in Wien ihren Dienst tut,
auf eine
bewegte Vergangenheit zurück, die Sabine Groschup
über das Buch verstreut
immer wieder andeutet. Sie hat mit einem Mörder
zusammengelebt, der sie - es
ist wohl noch nicht allzu lange her - beinahe umgebracht
hätte. In Wien
entwickelt sie zu ihrem kurz vor der Pensionierung stehenden Kollegen
Serenus
ein gutes und freundschaftliches Verhältnis. Dieser Serenus
wird in dem Fall,
den Merle zu lösen hat, zusammen mit seiner Frau Amalberga
eine wichtige Rolle
spielen.
Merles Verhältnis zu Männern ist seit ihrer
für sie fast tödlich
ausgegangenen letzten Beziehungen ziemlich fragil. Doch der Mann,
Giorgio Hoesle,
ein Pilot, den sie schon am Anfang der Handlung kennenlernt, als sie
zwecks näherer
Ermittlungen nach Innsbruck geschickt wird, scheint da anders zu sein,
obwohl
sie von seinen Bekannten gewarnt wird - er sei ein rechter Frauenheld.
Besonders ihr Innsbrucker Kollege Moritz Rad, mit dem sie dort
zusammenarbeitet,
versucht sie von Giorgio fern zu halten; er lebt mit dessen Schwester
zusammen,
einer Psychiaterin, die in dem Fall ebenfalls noch eine Rolle spielen
wird.
Doch welcher Fall ist das, der sie da nach Innsbruck treibt, eine
Stadt, in der
sie lange in etwa einem halben Dutzend verschiedenen Wohnungen gelebt
hat, und
mit der sie nicht nur gute Erfahrungen und Erinnerungen verbindet?
Merle sitzt eines Tages in einem Friseursalon und zickt sich gerade mit
der
Friseuse über die für sie geeignete Haarfarbe, als
ein kleiner Bub im Salon
auftaucht, der zu niemandem zu gehören scheint und nur im Weg
herumsteht. Der
Junge will zu Merle, er hat einen Zettel mit einer Botschaft
für sie. Reden
kann er nicht, denn ihm fehlt die Zunge. Auf dem Zettel stehen
zunächst
unzusammenhängend scheinende Buchstaben. Doch mit Hilfe der
Friseuse, die auf
einmal ungeahnte Fähigkeiten entwickelt, kann Merle den Text
näher bestimmen.
Klar ist, der Bub heißt Konrad, und der Zettel stammt von
seiner Mutter:
"DU MUSST BITTE ICH HABE ANGST ICH HOFFE ER NICHT HILF KONRAD
UND DER
ARMEN IN DER TAFELSKÜDE KELLER WO DU MAL HAST BITTE IST SIE
TD."
Bald ist klar: Eine Frau wird in einem Keller eines der
Häuser, in denen Merle
einmal gewohnt hat, gefangengehalten und gequält. Sie schwebt
in akuter
Lebensgefahr. Serenus und Amalberga nehmen den kleinen, total
verstörten Konrad
bei sich auf und gewinnen ihn schnell lieb. Merle erreicht bei ihrer
unsympathischen Vorgesetzten, dass sie nach Innsbruck fliegen darf, um
dort zu
ermitteln. Der örtliche etwas schrullige Kommissar Moritz Rad
unterstützt sie
dabei. Neben ihren immer gefährlicher werdenden Ermittlungen,
die sie im Übrigen
immer wieder mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontieren, fiebert sie
der nächsten
Begegnung mit Giorgio Hoesle entgegen, in den sie sich im Flieger nach
Innsbruck
verliebt und mit dem sie eine sexuelle Beziehung angefangen hat.
Immer weitere Zettel mit Botschaften werden Merle zugespielt und
führen sie,
Moritz Rad und in ganz spezieller Mission auch Serenus,
vorwärts zu einem
grausigen Ziel.
Mehr sei hier nicht verraten, auch nicht, wie sich die Beziehung zu
Giorgio
entwickelt. Gesagt sei nur, dass dieses Krimidebüt enorm
spannend geschrieben
ist und nach einer Fortsetzung ruft, auf die der Leser hoffentlich
gespannt sein
kann.
Man vermag sich sehr gut vorzustellen, dass aus diesem ebenso
spannenden wie
fesselnden Stoff ein ebenso gutes Drehbuch entstehen könnte.
(Winfried Stanzick; 07/2008)
Sabine
Groschup: "Teufels Küche"
Czernin Verlag, 2008. 245 Seiten.
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Sabine
Groschup wurde 1959 in Innsbruck geboren. Sie lebt und arbeitet als
Künstlerin, Filmemacherin und Autorin in Wien und Berlin.
Seit 1997 Erzählende Literatur. 2005 Romandebüt mit
"Alicia und die
Geister" im Czernin Verlag:
"Alicia und die Geister"
Die Atmosphäre im Haus verschlechtert sich immer mehr und
manchmal scheint es zu geistern in dem alten mit Holzböden
ausgelegten Haus. Sinischa und Valentin verändern sich
merklich. Beide werden immer verschrobener. Ihr Umgang besteht beinahe
nur mehr aus Alicia.
Die 52-jährige, verhärmt aussehende Alicia kommt an
einem heißen Julitag als Untermieterin in das Haus der
Familie Sommer. Die Familie Sommer ist der 33-jährige Franco
und seine beiden Kinder, die achtjährige, etwas
jähzornige Sinischa und der sechsjährige
übersensible Valentin. Die Mutter der Kinder, Magdalena, ist
vor zwei Jahren nach mehrjährigem
Krebsleiden in diesem Haus
verstorben. Seither steht Sophia, ein Teenager aus der Nachbarschaft,
Franco im Haushalt zur Seite und hilft ihm mit den beiden Kindern.
Zeitgleich mit dem Einzug der Untermieterin findet Franco einen neuen
Job, in den er sich immer mehr zurückzieht. Alicia dagegen
macht sich zum Leidwesen von Sophia immer unentbehrlicher für
den Haushalt der jungen Familie und ihren Vater.
Eine kunterbunte Mixtur aus Interviewteilen. Die Essenz von
Gesprächen, die die Autorin mit 36 Bekannten, Freunden und
Kindern geführt hat. Dabei wurden sie von ihr
zum Thema
Geister befragt. Die Gespräche entwickelten sich in alle
Richtungen bis hin zu Grenzbereichen wie außerirdisches
Leben. In diesem Intermezzo eröffnet sich ein schier endloses
Feld persönlicher Gedanken, Ideen, Vorstellungen und Fantasien
und nicht zuletzt einige überraschende Erzählungen.
Natürlich taucht auch die Frage auf: Was kommt
nach dem Tod?
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