Thomas Finn: "Schwarze Tränen"

Ein mit bekannten Motiven und Figuren gespickter Wettlauf gegen die Zeit

Sein Name ist Lukas Faust, er ist Straßenillusionist und Trickbetrüger, und als solcher hat er vor einiger Zeit eine junge Dame kennengelernt, die versucht hat, ausgerechnet ihm die Brieftasche zu entwenden. Das wird der Beginn einer wunderbaren, sexgeladenen Freundschaft, bis die junge Dame nach einem verpatzten gemeinsamen Coup plötzlich mit der gesammelten Beute - und einem Teil von Lukas'  Herz - verschwunden ist.

Er spürt ihr nach und findet sich schließlich in Staufen, einer Stadt, die nur allzu eng mit seinem historischen Vorfahren verbunden ist. Dort gerät er in allerlei Schwierigkeiten mit Leuten, bei denen seine Trickbetrügerei nicht ganz verfängt, und als er vor diesen auf der Flucht ist, findet er sich plötzlich mit Hilfe der von ihm Verfolgten in einem Gasthaus, in dem sich auch das berühmte Faustzimmer befindet, sein Rucksack und ein Hinweis darauf, dass dies alles so von der jungen Dame für ihn vorbereitet worden ist.

In diesem Zimmer wird Lukas dann von einem bösartigen Zauberer und einem Sukkubus angegriffen und nur in letzter Minute gerettet, indem er mit einem Zauberbuch, in das ein Edelstein eingearbeitet ist, den Zauberer zu Boden streckt. In diesem Moment taucht auch auf einmal ein sprechender Pudel auf - und die meisten Leser werden wohl wissen, was es bedeutet, wenn eine Person mit dem Namen Faust in Staufen einem sprechenden Pudel begegnet.

Mephistopheles erklärt Lukas, dass es in der Hölle im Moment einige Probleme gäbe und er deswegen auch seine Hilfe brauche - besonders auch, weil das bereits genannte Buch, "Der Höllenzwang" von einem Doktor Faustus - dazu angelegt ist, die infernalische Situation noch zu verschlimmern - und dabei auch Lukas' Leben nachhaltig zum Negativen zu verändern. Und vielleicht auch das Leben vieler anderer Menschen, denn plötzlich regnet es Frösche, es gibt Blutregen, trockenfallende Flüsse und andere biblische Plagen, wie man sie aus der Johannesoffenbarung kennt. In der Hölle scheint nun jemand Anderes zu herrschen. Jemand, der in erster Linie durch die Vernichtung Mephistos seine Stellung zu sichern versucht.

Zusammen mit einem Zauberer und einer Hexe und später auch noch einer Gothic-Band namens "Devil's Tabernacle" macht sich Lukas daran, einen alten Plan seines Urahns aufzudecken und damit eventuell die Apokalypse hinauszuzögern.
Aber wem kann man trauen, wenn man zwischen Hexen, Zauberern, Dämonen, Ghulen, zugekifften Musikern mit einem Höllenpakt, Alben und Sukkubi wählen muss?
Vor dieses Problem sieht sich Lukas immer wieder gestellt, während er gleichzeitig die Liebe kennenlernt und höchst Unerwartetes über die Struktur von Himmel, Hölle und der Welt dazwischen erfährt.

Fazit:
Ein temporeicher, umfänglich recherchierter Roman mit einigen absolut originellen Einfällen, der bis kurz vor Schluss immer wieder überraschen kann. Dabei wirkt die Geschichte in sich erfreulich geschlossen, wenn auch der Epilog auf einen möglichen zweiten Band hinzuweisen scheint.
"Faust im 21. Jahrhundert" haben wir hier, mit ein wenig "Krieg der Sterne", "Indiana Jones" und noch einigen anderen netten Genrezitaten, die organisch in die sehr unterhaltsame Geschichte eingeflochten werden.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2014)

Thomas Finn: "Schwarze Tränen"
Knaur, 2014. 540 Seiten.
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Thomas Finn, geboren 1967 in Evanston/Chicago, studierte Volkswirtschaft und war nebenbei als Journalist und Autor für diverse deutsche Verlage und Magazine tätig, u.A. als Chefredakteur für das Magazin "Nautilus". Seit 2001 arbeitet er als Roman-, Spiele- und Drehbuchautor. Er ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, u.A. mit der "Segeberger Feder". Er lebt und arbeitet in Hamburg.

Weitere Bücher des Autors:

"Der Funke des Chronos. Ein Zeitreise-Roman"
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