Jörg Aufenanger: "Friedrich Schiller"

Biografie


In einer Selbstcharakterisierung schrieb einstmals der junge Schiller: "Ich bin ein Jüngling von feinerem Stoff." Und empfahl sich solcherart der Welt als zukünftiger Genius, den es zu diesem Zeitpunkt freilich noch zu entdecken galt. Diese von Schiller selbst diagnostizierte wesenhafte Feinstofflichkeit, welche seinen natürlichen Adel begrifflich umschreibt, ist nun wohl auch der zentrale Charakterzug, um den sich Jörg Aufenangers Lebensbetrachtung des großen deutschen Dichters klassischen Zuschnitts dreht. Womit auch gleich eine dem Status Schillers im deutschen Geistesleben angemessene Annäherungsweise gefunden ist, denn Schiller muss, ebenso wie sein langjähriger Freund Goethe, als ein Heros poetischen Schaffens erkannt werden, an dessen Würde zu kratzen nach wie vor in deutschen Landen verpönt ist. Dichterfürsten werden sie, Goethe und Schiller, immer noch genannt und auch in diesem Sinne verehrt, somit sich ein Untertanengeist manifestiert, der offenkundig selbst vor dem Genre schöngeistiger Literatur nicht Halt macht.

Jörg Aufenanger legt - der angedeuteten verehrenden Grundhaltung entgegenkommend - seine Biografie in demütiger Manier an, ist bemüht, das Leben Schillers als Chronologie gesicherter und ehrender Fakten wiederzugeben, bei gleichzeitiger Enthaltung von jeglicher Lust an der Entehrung oder entehrenden Spekulation. Letztere, die frevelnde Neigung des spekulativen Naturells, welche aber nur zu oft ernsthafte Kritik lediglich vorschützt, in Wahrheit aber nach Vereinnahmung des Großen zum Zwecke der Erhöhung der eigenen Geringheit trachtet, wird vom Biografen aus Gründen intellektueller Hygiene aus Prinzip weitestgehend gemieden. In jeder Auslegungswut lauert eine Gefahr, welche nur zu gerne ein aus Tollkühnheiten, Lügen und ideologischen Anpassungen zusammengeflicktes Gewebe zur historischen Wahrheit verkehrt. Und wurde doch Schiller in mutwilliger Verfälschung seines - in dieser Hinsicht tatsächlich selbstkritischen - Denkens als Deutscher insbesondere von Nationalisten schon während des 19. Jahrhunderts zur völkischen Identitätsstiftungsfigur hochstilisiert, um in weiterer Folge den Nationalsozialisten, aber auch den autoritären Volksdemokraten marxistischer Provenienz eine fragwürdige Ikone abzugeben. Eine Entwicklung, die zwangsläufig Schillers persönliches Verhältnis zu Politik und Vaterland in das Zentrum des Interesses rückt. Aufenanger plädiert nun in diesem Zusammenhang auf "absolut unschuldig", denn eine Gesamtbetrachtung des Schillerschen Werks lässt nur einen Schluss zu: Es ist unvermittelt betrachtet jedenfalls bar jeder Deutschtümelei und setzt so gut wie keinerlei politische Akzente. Schillers ganzes Interesse konzentriert sich - wie er in der Programmatik zu den "Horen" klarstellt - auf das, was "rein menschlich und über allen Einfluss der Zeiten erhaben ist", nämlich die Wahrheit und Schönheit, denn beide garantieren Freiheit.

Es tritt dem Leser nun ein sehr privater Schiller entgegen. Ein Mann, der Zeit seines nicht allzu langen Lebens (1759 bis 1805) leidenschaftlich den Frauen zugeneigt war, sich ebenso leidenschaftlich in die gar nicht so sinnenfreudige Philosophie des Königsberger Gelehrten Immanuel Kant vertiefte und sich mehr mühe- denn lustvoll ein poetisches Werk abrang, mit dem er Literaturgeschichte schrieb. Der Frauenfreund, der Denker und der Dramatiker, diese drei Aspekte stehen dann auch im Fokus der biografischen Betrachtung, was nun die lichte Seite dieses Ausnahmemenschen betrifft. Daneben entwickelt sich die Tragödie seiner Kränklichkeit, deren Allgegenwärtigkeit ihm einen frühen Tod ankündigt. Es stand folglich für Schiller im Bewusstsein seiner leiblichen Hinfälligkeit zu Gebote, in wenigen Jahren seiner als feindselig erlebten Natur ein Werk abzutrotzen, welches die Welt zwar bis in unsere Tage hinein staunend macht, jedoch den Dichter selbst umso rascher verschlissen hat. Denn Schiller schuf sein Werk unter übermenschlichen Anstrengungen und bedurfte zur Stimulierung seiner ansonsten leicht erschlaffenden schöpferischen Kräfte regelmäßig verschiedener Surrogate des Glücks und der Stimulierung. Tabak, Alkohol, Schnüffeldrogen und Opiate richteten seine sowieso sieche Lebenskraft vor der Zeit zugrunde. Ein beschleunigter Verfall, dem sich nichts als der ungebändigte Wille zum schöpferischen In-der-Welt-Sein noch entgegenstemmte. Die Obduktion der sterblichen Überreste ergab schließlich einen völlig zerstörten Organismus. Medizinisch betrachtet war Schiller schon lange vor seinem eigentlichen Todestag ein "lebender Toter" gewesen.

Viel Raum nahmen in Schillers Leben (und somit auch in Jörg Aufenangers Schiller-Biografie) die Frauengeschichten ein. Für Schiller war das schöne Geschlecht der Angelpunkt seiner Welt, und obgleich er von zwar hochwüchsiger Statur, doch ansonsten keineswegs gewinnender Äußerlichkeit war, weil steif und ungestalt, immerzu storchenhaft einherschreitend, in seinem Benehmen oft ungehobelt und alles in allem genommen eher hässlich, so liebten ihn die Frauen trotzdem, auf ihre Art und Weise. Nämlich auf eine vermutlich sozusagen mehr platonische Art und Weise, was übrigens für die hohe Kultur der in Affären mit Schiller verstrickten Damen spricht, denn diese hatten ihn wohl geistig seiner geistigen Vorzüge wegen geliebt und nicht eben aus sinnlicher Neigung gegenüber den Attributen seiner Männlichkeit. Es handelte sich bei diesen Liebschaften um Bündnisse schöner Seelen, so beschreibt es Aufenanger, die weniger durch geile Sinnenlust als über verwandte Gedanken zueinander fanden. Ihre gemeinsame Liebe sollte ein Werk geistiger Entfaltung sein. Der Biograf verliert kaum Worte über das Sexualleben Schillers, um welches es offenbar auch nicht allzu wild bestellt war. Das sich bietende Gesamtbild spricht jedenfalls für die ausgereifte Tugendhaftigkeit und sittliche Höhe der ihn liebenden Damen, die den äußerlich Unschönen ob seiner inneren Schönheit begehrten, wobei in einigen Fällen das sittliche Begehren nach dem ideell Schönen sich mit sinnlichen Begehren nach des innerlich Schönen weniger schönen äußerlichen Gestalt verbunden haben dürfte. Immerhin kam es 1790 zur Verehelichung mit Charlotte von Lengefeld, welche zuvor eine der Musen des Dichters und Denkers gewesen war. Schiller selbst strebte in seinem Leben jedenfalls nach Schönheit und Wahrheit in ideeller Gestalt. Und genoss zugleich seine Nähe zu den "Töchtern der Wolllust", nach deren Dafürhalten er - obgleich wahrlich kein Beau - zumindest als erfolgreicher Dichter allemal begehrenswert war.

Schiller ist nun wirklich nicht der Stoff zu einer aufregenden Heldenbiografie. Ein gewisses Maß an Biedersinn lässt sich für ihn gar nicht abstreiten und darf auch in keiner Lebensbeschreibung fehlen. Die Schaubühne betrachtet er als moralische Anstalt zur sittlichen Veredelung des Menschen. Man ahnt, dieser Mann wollte einst Pfarrer werden. Das Theater erachtet Schiller als Wegweiser durch das bürgerliche Leben und als Gegenwelt zu einer unstimmigen Welt, die es freilich hinsichtlich ihrer hierarchischen Herrschaftsordnung weder revolutionär umzustürzen noch tiefgreifend zu reformieren gilt. Alles ist gut, so wie es ist. Doch bedarf es noch der Verfeinerung.

Von dem terreur der französischen Revolution fühlt sich Schiller abgestoßen, aber auch nur zögerlichere Demokratisierungstendenzen scheinen ihm in seiner grundsätzlichen Ablehnung kollektiven Wollens bereits suspekt. Allein individuelles Streben ist von sittlicher Natur. Aufenanger akzeptiert diese Skepsis gegenüber sozialen Bewegungen und gibt kommentarlos wieder, dass Schiller in seinem Bestreben nach Anti-Politik nicht davor zurückscheute, selbst hochpolitische Thematiken auf private Motive zu reduzieren. In dieser Manier verfuhr der Universitätsprofessor für Geschichtswissenschaften, welcher Friedrich Schiller von Berufs wegen war, mit sämtlichen seiner historischen Dramen, welche immerhin von genuin politischen Figuren wie Wallenstein oder Marie Stuart handeln. Man könnte jetzt meinen, diese Haltung einer Anti-Politik sei für sich genommen schon wieder ein politisches Bekenntnis, das in Zeiten des Aufruhrs gegen die antiquierte Herrschaft der Wohlgeborenen um stabilisierende Beruhigung eines aufkeimenden Volkszorns bemüht ist. Sarkastisch könnte man des Weiteren anmerken, der bürgerliche Emporkömmling Schiller biedere sich seinen aristokratischen Brotgebern allzu kokett an. Diese umgarnen ihn umgekehrt für seine schöngeistigen Dienste, schmeicheln ihm, der ihnen schmeichelt, in dieser Weise ihre wackelnde Legitimität ästhetisiert, und zeigen sich dafür mit immer großzügigeren Gehaltszuwendungen erkenntlich. Kritische Anmerkungen dieser Art bleiben bei Jörg Aufenanger ausgespart, was man bemängeln kann, aber nicht bemängeln muss. Kritik dieser Art ist nämlich optional und nicht unbedingt Sinn und Zweck einer Biografie.

Es ist keine echte Schillerbiografie, die nicht jene seltsam widersprüchliche Freundschaft zwischen Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller aufs Tapet bringt. Jörg Aufenanger wird diesem ehernen Gesetz vollauf gerecht. Die Geschichte der Goethe-Schiller-Freundschaft stellt eine absolute Schwerpunktsetzung im Buch dar. So wie der Biograf die beiden Herren Goethe und Schiller in ihren jeweiligen Charaktereigenschaften beschreibt, konnten diese nicht mehr gegensätzlicher geartet sein. Am Anfang verband sie deswegen auch nicht viel mehr als eine gemeinsame Empfindung wechselseitiger Missgunst. Während der langlebige Goethe als ökologischer Denker der Natur vertraute, diese daher kommend in idealisierender Manier zur Grundlage allen ästhetischen und ethischen Sinnens und kritischen Forschens bestimmte, konnte sich der stets kränkelnde Schiller über deren Ungerechtigkeit einfach nur empören. Hatte ihm diese Natur - insbesondere seine Natur - doch von Kindesbeinen an gar übel mitgespielt. Was er ihr nie verzieh. In seiner Schrift über "Anmut und Würde" manifestiert sich eine unmissverständliche Kritik an Goethes Erkenntnismethode der sinnlichen Erfahrung von Natur. Im Rahmen der Tagung der "Naturforschenden Gesellschaft" in Jena, am 20. Juli 1794, konkretisierte Schiller seine diesbezügliche Kritik an Goethe im persönlichen Gespräch von Mann zu Mann mit den Worten: "Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee." Wozu der solcherweise kritisierte Goethe leicht ironisch aber keineswegs kampfeslustig, somit also versöhnlich folgerte: "Das kann mir sehr lieb sein, dass ich Ideen habe ohne es zu wissen und sie sogar vor Augen sehe." Man staunt, denn die beiden Dichterfürsten streiten sich nicht irgendeiner Belletristik wegen, nein, in den wiederholten Konflikten geht es schlicht und einfach um unterschiedliche Auffassungen von Erkenntnistheorie. Deswegen geraten sie sich, auf allerdings zusehends liebenswürdigere Weise, in die Haare. Nur zu Beginn ihrer Bekanntschaft wünschen sie einander noch zu meiden und faktisch aus der Welt zu schaffen. (Schiller, selbst Doktor der Medizin, erhält in Folge listiger Fürsprache durch Goethe im Jahre 1789 einen Lehrstuhl für Geschichtswissenschaften an der Universität Jena - fernab von Weimar, wo Goethe bereits den Thron des Dichterfürsten bestiegen hat. Einen Rang, den er anfänglich nicht zu teilen bereit ist.)

Dass sich dieses Konkurrenzverhältnis noch zu einer festen Freundschaft verwandeln könnte, hätte ursprünglich wohl kaum jemand erwartet. Goethe und Schiller lernten jedoch mit unversöhnlichen Widersprüchen zu leben und erkannten darin eine Ergänzung und Korrektur ihrer jeweils einseitigen Weltsicht. Und diese Fähigkeit des weltoffenen Miteinanderseins ist es dann wohl auch, welche die reife Persönlichkeiten in ihrem Wesenskern kennzeichnet: Es ist vereinfacht gesagt die Bereitschaft, den Anderen in seiner Eigenart zu akzeptieren und von ihm zu lernen, ohne den eigenen Standpunkt deswegen zu verraten. Jener denkwürdige Disput vom 20. Juli 1794 in Jena war übrigens der Anfang dieser für die Literaturgeschichte in weiterer Folge so fruchtbringenden Männerfreundschaft, weshalb es nicht verfehlt scheint, in Bezug auf dieses Geschehnis von einer Sternstunde der Menschheit zu sprechen. Die schier unvergängliche Freundschaft sollte über den Todestag Schillers, am 9. Mai 1805, hinaus andauern, so Aufenanger, denn es war nicht zuletzt Goethes Ansinnen, dem verstorbenen Freund über einen Kult um seine Person und sein Werk zu unsterblichem Ruhme zu verhelfen. Aus Liebe zum Freund und zum Eigennutz mag er so gehandelt haben, denn die beiden Dichter wurden längst schon im Gespann gehandelt, und der volkstümlichere Schiller erlangte im 19. Jahrhundert eine größere Popularität als der in seiner Ausdrucks- und Denkweise allzu feinsinnige und deswegen dem einfacheren Volke fernere Goethe. Und an dieser größeren Popularität des toten Schiller gedachte der schlaue Goethe wohl teilzuhaben.

Mit seinem unaufgeregten Porträt hat Jörg Aufenanger nun gewiss keinerlei Korrektur in der Sichtweise Friedrich Schillers vorgenommen. Wer zur Person des Dichters bereits gut informiert ist, wird in dieser Biografie weder auf bis dato unbekannte Lebensmomente stoßen noch eine Deutung vorfinden, die diese Vita in einem bislang ungewohnten Licht erscheinen lässt. Vielleicht dies alles mit gutem Grund, denn selbst zu unaufgeregt, bieder und im Grunde genommen fade war dieses an Abenteuerlichkeiten eher arme Dichterleben, das sich zum Zwecke höheren Schaffens durch sein - von jugendlichen Querelen einmal abgesehen - eher gleichförmiges und zusehends situierteres Dasein quälte. Gegen Ende seines Lebens tritt uns Hofrat Friedrich Schiller vornehmlich als braver Familienvater entgegen, der ob seiner ebenso imposanten wie gelehrigen, aber niemals den Rahmen des Politisch-Korrekten sprengenden Dramen vom herrschenden Erbadel mit Nettigkeiten, Würden und Geld überschüttet wird. Der Nachwelt freilich ist Schillers Werk zu einer kulturellen Grundkonstante von vor allem höchster geistesgeschichtlicher Bedeutung, das man allerdings mehr zu loben als zu lesen scheint, geworden. So sollte um die Eckpunkte seines Lebenslaufs und Schrifttums der heutige Bildungsbürger jedenfalls Bescheid wissen, denn es mag dem Dichter der Weimarer Klassik zwar an gegenwartsbezüglicher Brisanz mangeln, viele seiner Thematiken scheinen veraltet und seine Theorie von der Schaubühne als moralische Anstalt antiquiert zu sein, doch ist und bleibt er trotz aller Relativierung durch die Zeit Teil jenes wirkmächtigen Fundaments, auf welchem unser aller Begriff von kultivierter Lebensart ideell aufbaut. Für eine seriöse Annäherung an Person und Werk Friedrich Schillers ist Jörg Aufenangers Biografie geradezu ideal geeignet, weil in der Gesamtschau gelungen und in ihrer Liebe zum wissenswerten Detail kaum noch zu übertreffen.

(Harald Schulz; 03/2005)


Jörg Aufenanger: "Friedrich Schiller"
Patmos, 2004. 320 Seiten; mit zahlreichen Bilddokumenten.
ISBN 3-538-07190-X.
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