Volker Kriegel: "Olaf, der Elch"

Eine Weihnachtsgeschichte


Wenn ein Elch mit Riesengeweih auf einen einäugigen Weihnachtsmann trifft ...

Olaf, der Elch, wird mit einem gigantischen Geweih geboren. Seine Mutter überlebt diese Strapazen nicht, der Vater ist wohl in die landschaftlichen Weiten des Nordens entschwunden.
So wächst der Außenseiter-Elch, dessen Leibgericht Pilze mit Heidelbeeren sind, als Laune der Natur bei seiner Tante auf und eckt ständig irgendwo an. Baumreihen durchstreift er mit verdrehtem Kopf, um die Geweihschaufeln in die Laufrichtung zu drehen. Seine spärlichen Vergnügungen bestehen darin, Autofahrer durch plötzliches Auftauchen am Straßenrand zu erschrecken oder mit seinem Ruderboot auf den See hinauszufahren.

Eines Tages geschieht Folgenschweres: Olaf wird im Wald von betrunkenen Bären angepöbelt und durch Schmährufe - ("Olaf Arschloch Olaf Arschloch" - beim Vorlesen im Kinderzimmer unter Umständen durch ein milderes Schimpfwort ersetzen) - über die Maßen provoziert, sodass er blindwütig losgaloppiert. Da passiert das Unglück: Olafs rechte Geweihschaufel bricht beim Zusammenprall mit einem soliden nordischen Baumstamm ab.

Der außergewöhnliche Elch lässt sich allerdings nicht unterkriegen, trägt seine Schaufel jederzeit bei sich und setzt sie als Paddel, Schistock, Steg und zum Fischefangen ein. Auch werden die frechen Bären tüchtig mit dem abgebrochenen Geweih vermöbelt.

Doch in der elch-üblichen Branche - (nein, nicht als Hindernis beim Auto-Testen) - dem Weihnachtsgeschäft nämlich, ist kein Platz für einen einseitig Ramponierten, der kein prächtiges Geweih vorzuweisen hat. So geht Olaf seiner alten Gewohnheit nach, stellt sich an den Straßenrand, um Autofahrer zu erschrecken, diesmal seine Schaufel als Kelle schwenkend und eine beabsichtigte Fahrzeugkontrolle vortäuschend.
Der Fahrzeuglenker ist jedoch kein X-Beliebiger, sondern ein einäugiger Weihnachtsmann "in voller Montur", dessen Gefährt soeben den Geist aufgegeben hat! Olaf leistet Pannenhilfe und begleitet den schrägen Weihnachtsmann nach Hause, wo sie das eine oder andere Gläschen leeren und Freundschaft schließen.

Miteinander unternehmen sie Ausflüge, vergnügen sich spielenderweise. Doch am ersten Dezember beginnt der Adventstress: Wünsche müssen entgegengenommen, bearbeitet und im besten Fall auch erfüllt werden. Nun sind Olaf und der Weihnachtsmann allabendlich rechtschaffen müde.

Olaf nutzt seine abgebrochene Geweihschaufel bei Bedarf auch als Schneeschaufel und lehnt sie danach außen an die Hütte. Doch eines Morgens ist die Schaufel verschwunden, und Olaf stürzt in eine tiefe Depression. Er legt sich ins Bett und ist unansprechbar. Der Weihnachtsmann muss nun alles alleine erledigen und kümmert sich nebenbei auch um seinen leidenden Freund.

Am letzten Tag vor dem Heiligen Abend fährt der Weihnachtsmann in die Stadt, wo er angewidert die Hektik der Einwohner beobachtet. Während er mit seinem Fahrzeug im Stau des Feierabendverkehrs eingekeilt ist, entdeckt er in der Auslage eines Trödelladens Olafs Geweihschaufel! Er lässt den Stau Stau sein, springt aus dem Wagen und ersteht das gute Stück nebst einem Glasauge!

Eigentlich überflüssig hinzuzufügen, dass es die allerschönste Bescherung aller Zeiten wurde ... und wenn die beiden nicht gerade mitten im vorweihnachtlichen Stress stecken, spielen sie vermutlich Federball oder Mau-Mau ...

Die für sich genommen schon überaus unterhaltsamen Texte gewinnen nochmals enorm durch die unglaublich spaßigen Illustrationen! Teils subtil, teils comic-artig, mit Freude an der Plumpheit eines Federball spielenden und Schlitten fahrenden Elchs, mit Gefühl für schrägen Humor, handfeste Auseinandersetzungen und viel Herz ist Volker Kriegel ein wirklich amüsantes Buch gelungen!

(kre; 11/2001)


Volker Kriegel: "Olaf, der Elch. Eine Weihnachtsgeschichte"
Diana, 2001. 47 Seiten mit zahlreichen witzigen Zeichnungen.
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Volker Kriegel wurde am 24. Dezember 1943 in Darmstadt geboren und starb plötzlich und unerwartet am 14. Juni 2003 in Spanien.

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