Kari Köster-Lösche: "Das Grab im Deich"

Historischer Kriminalroman


Kari Köster-Lösche ist in der Vergangenheit schon mit einigen vielbeachteten historischen Romanen hervorgetreten und legt nun mit "Das Grab im Deich" den dritten Band einer Reihe vor, in der sie in den achtziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts einen Wasserbauinspektor namens Sönke Hansen auftreten und mit einer ganz besonderen Art und Weise Kriminalfälle lösen lässt.

Seine Fälle spielen im Wattenmeer zwischen Husum, Nordstrand, Föhr und den Halligen. Auf einer dieser Halligen, auf Langeness, ist Sönke Hansen öfter bei seiner Lebenspartnerin, der Halligbäuerin Jorke, zu Gast. Wer jemals im Urlaub diese wunderbare Landschaft dort oben im Wattenmeer erleben konnte, wird an diesem Buch große Freude haben. Wem es gefällt, in historischer Umkleidung nicht nur gut und sauber recherchierte Informationen über die damalige Zeit, Politik und Kultur zu erhalten, sondern dabei auch auf fast jeder spannenden und gut geschriebenen Seite das Gefühl nicht loszuwerden, hier werde durchaus von aktuellen Geschehnissen erzählt, der wird von diesem Buch begeistert sein.

Bei Deichbauarbeiten zur Sicherung der Hallig Langeness vor weiteren Sturmfluten wird die Leiche eines Kleinkinds entdeckt. Entfernt gehört dieser für die Insel einmalige Vorgang schon in den Zuständigkeitsbereich von Sönke Hansen, aber erst, als ihn sein ihm sehr wohlgesonnener Vorgesetzter in Husum grünes Licht gibt, fängt Sönke Hansen an zu ermitteln.

Kari Köster-Lösche schildert auf eindrucksvolle Weise das Leben auf der Insel Föhr um das Jahr 1886. Sie beschreibt den Kurbetrieb und die Kultur der Reichen und Neureichen, die es sich leisten können, mehrfach im Jahr für viele Wochen in Wyk zu kuren und von dort aus ihre Fäden zu spinnen. In dem Frankfurter Arzt Dr. Konrad Molitor begegnet Sönke Hansen ein eher sozialdemokratisch gesinnter Intellektueller, in dem großmäuligen und gefährlichen Abgeordneten des preußischen Landtags Paul Dürrschnabel (nomen est omen!) ein Vertreter jener deutschnationalen und militaristischen Gesinnung, die in nur wenigen Jahrzehnten Deutschland zweimal in einen furchtbaren Krieg führte.

Und als Dr. Molitor bei der Beobachtung von jungen Robben im Watt erschossen wird, begegnet Sönke Hansen in der Tochter Molitors, der Ärztin und Frauenrechtlerin Dr. Isabella Molitor, einer Frau, die ihn und auch seine Lebensgefährtin Jorke schwer beeindruckt .
Der Fall wird gelöst, der Täter überführt, der Gerechtigkeit wird Geltung verschafft, und der Leser hat über die ganzen 350 kurzweiligen Seiten des Buchs das Gefühl, nicht nur einen spannenden Krimi zu lesen, sondern auch eine kleinen Einblick in die Kulturgeschichte Nordfrieslands und der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts zu erhalten.

Das Buch ist sehr zu empfehlen.

(Winfried Stanzick; 05/2007)


Kari Köster-Lösche: "Das Grab im Deich"
Droemer, 2007. 251 Seiten.
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Kari Köster-Lösche wurde 1946 in Lübeck geboren.
Lien zur Netzseite der Autorin: http://home.arcor.de/koeloe/.

Weitere Bücher der Autorin:

"Der Austernmörder"

Frühjahr 1895. Am Strand von Föhr wird ein Boot mit einem Toten angetrieben, dem eine Auster auf die Brust geheftet ist. Zu seiner eigenen Überraschung wird Wasserbauinspektor Sönke Hansen damit beauftragt, der Sache diskret auf den Grund zu gehen. Schon bald muss er feststellen, dass hinter dem Mord ein Kampf zweier Austerngesellschaften um die Pachtrechte steht. Und so eilt Sönke Hansen zwischen Husum, Föhr und Rostock hin und her, um den Fall aufzuklären. Doch als er kurz vor der Lösung steht, wird er wegen angeblicher Veruntreuung von Deichbaugeldern selbst vor den Anklagerichter geführt. Eine bodenlose Verdächtigung, die offensichtlich nur darauf zielt, ihn an weiteren Nachforschungen zu hindern. Denn die Hintermänner stehen Hansen näher, als er ahnt ... (Droemer/Knaur)
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"Mit der Flut kommt der Tod"
Husum 1894. Als der junge Wasserbauinspektor Sönke Hansen den Auftrag erhält, sich auf der Hallig Langeness für die Errichtung eines Steindeiches samt Leuchtfeuer einzusetzen, ahnt er nicht, welchen Wirbel sein Besuch bei den liebenswert-störrischen Halligmenschen auslösen wird. Als dann auch noch die Leiche eines Mannes gefunden wird, der Sönke wie aus dem Gesicht geschnitten ist, sieht er sich unversehens in einen Fall verwickelt, der immer weitere Kreise zieht. Mehr noch: auf mysteriöse Weise scheint er auch mit dem unerklärlichen Verschwinden seiner Verlobten Gerda zu tun zu haben ... Im sensiblen politischen Umfeld von Friesen, Dänen und Preußen und immer auf der Hut vor dem unberechenbaren Oberdeichgraf, macht sich Sönke an die Lösung seines ersten Falls. (Droemer/Knaur)
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