Antonio Aimi: "Zentralamerika - Mayas und Azteken"

Bildlexikon der Völker und Kulturen, Band 9


Ein Lexikon der zentralamerikanischen Kulturen mit hervorragendem Bildmaterial

Nun liegt auch der neunte Band des vom Parthas Verlag herausgegebenen "Bildlexikons der Völker und Kulturen" vor. Und dieser Band der Reihe behandelt als erster Völker des präkolumbianischen Amerika, nachdem in den bisher erschienenen acht Bänden Völker Europas, Asiens und Afrikas in Text und Bild vorgestellt wurden. Die in den Jahrhunderten vor der Conquista in Zentralamerika ansässigen Maya und Azteken sind Gegenstand des vorliegenden Bandes. Die Zeitspanne, über die hier berichtet wird, reicht etwa von 400 n. Chr. bis zur Eroberung Mexikos durch die Spanier im Jahre 1521.

Gegliedert ist das Buch in fünf Teile, die, eingerahmt von einer knapp gehaltenen Einführung sowie einem etwas umfangreicheren Anhang, folgende Schwerpunktthemen behandeln: 1) Bedeutende Persönlichkeiten, 2) Macht, Rituale und Politik, 3) Alltagsleben, 4) Götter und Religion, 5) Städte.

Die Liste der bedeutenden Persönlichkeiten beginnt mit Sihyaj Chan K'awiil II, einem König, der in dem im Gebiet der Maya gelegenen Tikal herrschte, und endet mit Cuauhtemoc, dem letzten Aztekenherrscher. Neben den in der Regel männlichen Herrschern finden sich in der hier aufgelisteten Reihe der bedeutenden Persönlichkeiten auch zwei Frauen, eine Königin von Yaxchilan und eine Prinzessin aus Jaltepec, sowie auch noch ein Porträt des vermutlich bedeutendsten Maya-Künstlers Aj Maxam. Dass wir in diesem Buch nichts oder kaum etwas über die unteren Bevölkerungsschichten erfahren, liegt ganz einfach daran, dass uns zuwenig von diesen überliefert ist. Die Kurzporträts der Herrscher in diesem ersten Kapitel sind, unterstützt durch eine Fülle hervorragenden Bildmaterials, überzeugend herausgearbeitet. Das Gleiche gilt auch für die vier folgenden Kapitel.

In dem typischen Charakter des Nachschlagewerkes geht es dann mit Kapitel 2 weiter. Unter der Rubrik "Macht, Rituale und Politik" erscheinen Stichworte wie Schamanen, Priester, verschiedene Arten von Opfern, Kalender, Feste, Ballspiele und so weiter. Es folgt als dritter Teil das Alltagsleben der Maya und Azteken. Dieses beinhaltet Geburt und Taufe, Erziehung und Ausbildung, Eheschließung, Tod, Heilkunde, Handel und Handwerk, Musik und Tanz, Schrift und vieles mehr. Der Religion und ihren Göttern ist der vierte Teil des Bandes gewidmet, und im fünften Teil schließlich werden die wichtigsten Maya- und Aztekenstädte vorgestellt. Es ist der umfangreichste und vielleicht interessanteste Teil des Buches. Man staunt über die Vielzahl wichtiger Zentren sowie über deren zum Teil sehr hohe Einwohnerzahlen. Eine andere bislang in der Literatur weit verbreitete Zahl wird hingegen vom Autor korrigiert, denn nach Einschätzung des Autors hatten die Azteken nicht mehr als 20.000 Krieger unter Waffen, eine Zahl, die nicht im Entferntesten an die Schätzungen früherer Autoren wie beispielsweise Prescott heranreicht. Die heutige Forschung scheint also davon auszugehen, dass die Schlagkraft und Mannstärke des Aztekenheeres bisher immer überschätzt worden ist, was auch die Eroberung durch nur wenige Hundert Spanier, die allerdings von einem großen Heer indianischer Verbündeter unterstützt wurden, in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt.

Der Text des Bandes unterrichtet uns in knappen Zügen über das Wesentliche, er ist übersichtlich gestaltet, ein Bildmotiv kennzeichnet die jeweiligen Themen der einzelnen Kapitel. Der Hauptwert des Buches aber liegt weniger in den Texten, als vielmehr in den Bildern, in den Abbildungen der in Stein gehauenen Manifestationen einer untergegangenen Kultur, von der ein eigentümlicher, schwer zu bestimmender Reiz ausgeht. Im Text ist einmal die Rede von "der Farbenpracht, die das Bild der mesoamerikanischen Welt prägte", die atmosphärisch wirkenden, farbenfrohen Abbildungen dieses schönen Bandes vermögen ein wenig von dieser vergangenen Welt für uns Leser zu konservieren.

(Werner Fletcher; 07/2009)


Antonio Aimi: "Zentralamerika - Mayas und Azteken"
(Originaltitel "Maya e Aztechi")
Aus dem Italienischen von Caroline Gutberlet.
Parthas Verlag, 2009. 384 Seiten.
Buch bei amazon.de bestellen

Weitere Buchtipps:

Davide Domenici: "Maya & Azteken. Präkolumbianische Kunst und Architektur"

Der mittelamerikanische Kulturraum erstreckt sich über ein großes, in sich sehr unterschiedliches Gebiet: Er umfasst die Staaten von Zentral- und Südmexiko, Guatemala, Belize, El Salvador und teilweise Honduras, Costa Rica und Nicaragua. Hier entwickelten sich von 2500 v. Chr. bis 1521 n. Chr. Dutzende verschiedener Kulturen, deren Heterogenität durch über 60 einheimische, noch heute in der Region gesprochene Sprachen bezeugt wird. Maya und Azteken sind die wohl bekanntesten der alten mittelamerikanischen Völker; jedes von ihnen entwickelte eine eigene künstlerische Tradition, die mit bedeutenden formalen Besonderheiten ausgestattet war und sich in ganz unterschiedlichen Kunstformen ausbildete. Dazu gehören neben der Architektur zum Beispiel das Modellieren und Bemalen von Keramik, Skulpturen aus Stein, Holz, Knochen und Muscheln, die Wandmalerei, die Bearbeitung von Gestein, Halbedelsteinen und Edelmetallen sowie Textilarbeiten. Der vorliegende Band befasst sich eingehend mit den verschiedenen Volksgruppen des präkolumbianischen Mittelamerika und deren künstlerischen Ausdrucksformen in ihrem historischen, politischen und religiösen Kontext. Anhand von zahlreichen Farbaufnahmen, Karten und informativen Texten wird dem Leser die Einzigartigkeit dieses faszinierenden Kulturraumes vor Augen geführt. (Michael Imhof Verlag)
Buch bei amazon.de bestellen

Christian Rätsch: "Vom Forscher, der auszog das Zaubern zu lernen. Meine Erlebnisse bei den Erben der Maya"

Überliefertes Heilpflanzenwissen und magische Zaubersprüche: Vom ersten Moment an ist Christian Rätsch fasziniert von den Lakandonen, einem indianischen Volk in Mexiko. Er nimmt teil an ihren uralten, überlieferten Zeremonien und entdeckt darin einen kostbaren Schlüssel zu tiefer Zufriedenheit. In seiner Autobiografie schildert der international bekannte Ethnobotaniker und Philosoph erstmals seinen Werdegang vom Wissenschaftler zum spirituell inspirierten Heilkundigen. (Kosmos)
Buch bei amazon.de bestellen

Kristina Berbig: "Leben und Alltag ... in Lateinamerikanischen Hochkulturen"
Maya - Azteken - Inka: Die früheren Hochkulturen Lateinamerikas üben immer noch eine große Faszination auf uns aus. Besonders interessant ist es, sich mit dem damaligen Alltagsleben dieser Völker zu beschäftigen. Die Schüler lernen die Lebensbedingungen der Menschen kennen, erfahren, wie sie sich ernährten, kleideten, wohnten, wie sie lernten, was sie dachten. Zahlreiche "praktische Arbeiten" lassen das Leben der Menschen damals nachvollziehbar werden.
Aus dem Inhalt:
Maya: Vulkane und Dschungel - Mais: Pflanze des Lebens / Tortilla - Die Städte der Maya - Kalendersystem - Tageszeichen - J'un - Die heilige Schrift - Verlassene Städte: das Ende der Maya.
Azteken: Die Wanderung der Menschen aus "Aztlán" - Ein Sumpf wird besiedelt - Tenochtitlán, eine Stadt auf dem See - Montezuma, der letzte große Herrscher der Azteken - Agave, eine Pflanze für alles - Papierherstellung - Bilderschrift - Blut für die Sonne - "Unsere Klageschreie gellen auf": das Ende der Azteken.
Inka: Auf 4000 Metern Höhe beheimatet - Mumien, ein Leben nach dem Tod - Cusco, der Nabel der Welt - Der Sonnenkult - Lama, mehr als ein Nutztier - Die Gier nach Gold: das Ende der Inka. (Buch Verlag Kempen)
Buch bei amazon.de bestellen