Der internationale Linkshändertag am 13. August und Martin Suter


Unter den unzähligen Minderheiten dieser Welt ist die der Linkshänder eine der wenigen, deren Unterdrückung nicht auf öffentliche Empörung stößt. Jedes Jahr werden im Namen der Einheitlichkeit viele Millionen Linkshänder zu Rechtshändern umerzogen, ohne Rücksicht auf mögliche Folgeschäden, die in dem jungen Menschen durch diese zwangsweise (und zwanghafte, möchte ich hinzufügen) Entfernung vom ursprünglichen Wesen entstehen können. Als literarisches Beispiel für einen erfolgreichen Linkshänder sei hier der Schweizer Martin Suter angeführt.

Der Autor lebt abwechselnd in Guatemala, Ibiza und der Schweiz. Guatemala dient ihm als Ort der Inspiration, wo er intensiv schreibt; auf Ibiza bekommen die Texte den letzten Feinschliff. Die Schweiz wird nur sporadisch angesteuert.

Er ist fasziniert von der sehr genauen Sprache des Friedrich Dürrenmatt und schätzt ihn mehr als Max Frisch. Eines seiner Lieblingsbücher ist "Die Elixiere des Teufels" von E.T.A. Hoffmann, wovon sein Roman "Die dunkle Seite des Mondes" neben der psychedelischen Musik von Pink Floyd beeinflusst ist.

Martin Suter ist wie gesagt Linkshänder; er setzte sich in der Volksschule gegen die Lehrerin durch, die sieben seiner linkshändigen Mitschüler auf die rechte Hand umschulte. Er blieb als einziger Schüler "links". Mit der rechten Hand vermag er nur gut lesbar zu schreiben, wenn er gleichzeitig links schreibt; dann ergibt sich aufgrund der gleichen Handbewegungen spiegelbildlich die gleiche optische Wirkung. Ihm sind die Geschichten vom "Knoten im Hirn" wohlbekannt, die besagen, dass ursprüngliche Linkshänder, die auf rechts umgeschult und irgendwann endlich wieder auf die richtige Hand rückgepolt werden, gewisse Probleme mit der Konzentration haben und häufig von starker innerer Unruhe geplagt werden.

Martin Suter ist es ein Anliegen, den Leser beim Schreiben von Texten mit in seine Gedanken über den Verlauf einer Geschichte einzubeziehen. Nur auf diese Art und Weise ist es ihm möglich, einen Gesamtkontext zu erschaffen, der sowohl Leser als auch Autor beglücken mag.

Außerdem soll der Anlass dazu dienen, dem verehrten Leser ein wunderbares, kurzes Buch zu empfehlen, nämlich "Die linkshändige Frau" von Peter Handke, wo es zwar weniger um buchstäbliche Linkshändigkeit geht, dafür aber um die (sprachlich und formell unerhört einfühlsam dargestellte) Selbstfindung einer Außenseiterin, die in dem Moment gelingt, da die Heldin den Mut aufbringt, tatsächlich nach ihren eigenen inneren Gesetzmäßigkeiten zu leben.

So sei denn abschließend noch der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass in Zukunft Linkshänder in ihrem Sosein belassen werden, auf dass eine Kultur der Vielfalt hier wie auch in anderen Bereichen des Lebens zu aller Nutzen und Erbauung gedeihen möge,

(Jürgen Heimlich)


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