"Bowling for Columbine"

R: Michael Moore
USA/Kanada/Deutschland 2002


Brillant und schonungslos ehrlich richtet der bekannte amerikanische Dokumentarfilmer Michael Moore seinen Blick diesmal auf die unglaubliche Vernarrtheit seiner Nation in Waffen aller Art. Weil es in den USA ein verfassungsrechtlich verbrieftes Recht gibt, Waffen zu besitzen, muss diese Dokumentation für eine große Zahl braver US-BürgerInnen zutiefst provokativ anmuten. Was den rührigen und sympathischen Regisseur antrieb, war die Frage, warum in seiner Heimat pro Jahr durchschnittlich 11.000 Menschen erschossen werden, und sie damit unangefochten den Spitzenplatz in der Welt halten. Ist seine Nation einfach die bei weitem gewalttätigste?

Mike Moore nähert sich seinem Thema vielschichtig und - wie gewohnt - erfrischend satirisch. In einem Land, in dem es kinderleicht ist, sich mit Schusswaffen und Munition zu versorgen, richtet er dringliche Fragen an Bürgerwehrmitglieder, Bombenbauer und an jenen Hollywoodstar, der bis vor kurzem der einflussreichen National Rifle Association (NRA) vorgestanden hat. Er besucht Schulen, wie die Columbine Highschool in Littleton, in denen schreckliche Amokläufe stattgefunden haben und spricht mit fassungslosen AugenzeugInnen und BewohnerInnen der ansonsten gar so friedlichen Gegenden. Die Nation suchte nach Schuldigen und glaubt, sie unter anderem in vermeintlich gewalttätigen Rockstars gefunden zu haben.

Dabei tun die allgegenwärtigen Medien ihr übriges, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu halten und Vorurteile zu schüren und zu pflegen. Moore meint, dass die Antwort auf seine Frage in jener tiefsitzenden Angst begründet liegt, die seine Nation von Beginn ihrer Geschichte an begleitet. Eine Angst, niemals vor Bedrohung aller Art sicher zu sein, und die schließlich bewirkt, auch mal sehr schnell hysterisch überzureagieren.
Moore hält seiner Heimat einen Spiegel vor, und diese dürfte sich darin nicht gefallen. Möge das engagierte Werk des Regisseurs Anstoß zur Selbstreflexion geben. Der Rest der Welt darf sich darüber freuen, wie unterhaltsam und kurzweilig ein ernstes Thema unter die Leute gebracht wird. Nicht versäumen!

(ama; 12/2002)


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