"Les Invasions Barbares" ("Invasion der Barbaren")

R. Denis Arcand
D : Rémy Girard, Stéphane Rouseau, Marie-Josée Croze, Marina Hands u. a.
Kanada/Frankreich 2002


Nach einem mit Liebesabenteuern reich bestückten Leben als linksintellektueller Geschichtsprofessor geht Rémy noch vor Antritt seiner Pension seinem Ende - weil unheilbar an Krebs erkrankt - entgegen. Vor Jahren schon hat sich seine Frau von ihm getrennt, die beiden Kinder leben weit von Kanada entfernt und haben wenig Bezug zum eigenwilligen Vater. Da die Lage ernst ist, verständigt Rémys Gattin Louise den gemeinsamen Sohn Sébastien, der in London als Börsenmakler ein Vermögen verdient. Nach langer Zeit müssen sich Vater und Sohn wieder miteinander konfrontieren, alte Wunden brechen auf.

Der lebensfrohe Rémy soll einen schönen und standesgemäßen Tod haben, und so sorgt Sébastien dafür, dass es ihm an nichts fehlt. Der alte Sozialist erhält ein Privatzimmer im städtischen Krankenhaus. Alte WeggefährtInnen werden verständigt und vertreiben dem Sterbenden mit melancholisch-witzigen Anekdoten aus dem reichlich genossenen Leben die Zeit. In seinen letzten Tagen lernt Rémy seine Kinder neu kennen und nimmt stilvoll Abschied von einer Welt, deren Zivilisation er von bedrohlichen Barbaren gefährdet sieht. In diesem Sinne lässt Regisseur Arcand auch die Katastrophe von 09/11 thematisch einfließen und Rémy in seinen Befürchtungen bestätigen.

Nichts ist mehr, wie es war. "Invasion der Barbaren" ist ein Film über das Abschiednehmen vom Leben und seinen liebgewordenen Gewohnheiten. Das Tabuthema Sterben bearbeitet Arcand humorvoll-ironisch und lässt die Lebenslust siegen. Rémy, seine Familie und die anderen alternden LebenskünstlerInnen feiern und genießen ein Abschiedsfest, philosophieren ein letztes Mal über das Dasein im Allgemeinen und Speziellen. Feine Komödie mit Tiefgang!

(ama;03/04)