Michael Schulden, Christine Brand: "Pups"

Eine Benimmgeschichte


Humorvolle Reimgeschichte um ein allzu menschliches Problem

Kinder lernen schon ziemlich früh, dass es einige alltägliche und natürliche Vorgänge gibt, die nur im Verborgenen stattfinden sollten, und über die "man" nicht redet. Dazu gehört auch das Phänomen der Blähung, umgangssprachlich "Pups" genannt. Daher sorgt schon der Titel des hier besprochenen Buchs für große Augen. Eine Geschichte, in der es ums Pupsen geht? Das macht neugierig, weil es den Reiz des Tabubruchs hat, und sorgt schon im Vorfeld für Gekicher.

Heiko, der losgezogen ist, um sich ein paar Comics zu kaufen, weiß nicht, dass sich in seinem Darm ein Aufstand vorbereitet: Zwanzig dicht gedrängte Pupse bekommen allmählich Platzangst und fordern die Freiheit. Im Kaufhaus löst sich der Schnürsenkel von Heikos Schuh. Als Heiko sich bückt, um den Schuh zu binden, entfleuchen ihm die übel riechenden Gesellen unter heftiger Geräuschentwicklung.

Der arme Heiko, dem selbstverständlich klar ist, dass sich so etwas nicht gehört, wagt vor lauter Scham kaum, sich wieder aufzurichten, und blickt verstohlen um sich; wer wird ihn zur Rede stellen? Aber er hat Glück gehabt, niemand hat seinen Ausrutscher bemerkt. Und so fährt Heiko, in jeder Hinsicht erleichtert, mit seinem Einkaufsbummel fort.

"Pups" ist eine humorvolle, spritzige und "schräge" Reimgeschichte, die in liebenswerter und auch für Erwachsene amüsanter Weise das kleine Missgeschick verarbeitet, das sich schließlich als doch nicht so schlimm erweist, weil es keiner mitbekommen hat.

Warum öffentliches Pupsen zu den unerwünschten Verhaltensweisen gehört, wird natürlich auch in lebendigen, anschaulichen (oder anrüchigen - wenn man es mit dem betroffenen Sinnesorgan genau nimmt) Versen erklärt:

Oder riechst du gerne Fürze?
Liebst du deren Klang und Würze?
Hast du gerne Abfallgase
fremder Leute in der Nase?

Die Bilder illustrieren in idealer Weise die spaßige Geschichte. Sie sind originell und immer auch ein bisschen skurril. Bei den meisten Bildern handelt es sich um Collagen, in die beispielsweise Zeitungsausschnitte, Briefmarken, Geschenkpapier und Tapete integriert wurden, was überraschende und witzige Effekte erzeugt. Die Pupse werden so drollig dargestellt, dass man jeden einzelnen regelrecht lieb gewinnt. In der Stadt und im Kaufhaus trifft man auf reichlich sonderbare Gestalten, die phantasievolle Betrachter zum Erfinden eigener Geschichten anregen. Und noch nach mehrfachem Ansehen findet man bislang unentdeckt gebliebene Details. Alle Bilder wurden in harmonischen, fröhlichen Farben gehalten.

Insgesamt ist "Pups - Eine Benimmgeschichte" also vorrangig ein Buch zum Amüsieren, wenn auch eine gewisse Tiefgründigkeit in den Reimen und Bildern nicht fehlt, die jüngeren Kindern allerdings verborgen bleibt. Diesen wird vor allem bewusst, dass es sich beim Pupsen in Gesellschaft Anderer zwar um einen Fauxpas handelt, der jedoch mit Humor betrachtet werden kann - und manchmal einfach passiert. Das erkennt auch Heiko,

denn er findet nach dem Schreck
über das entstandne Leck
und befreit vom faulen Gas:
"Eigentlich macht Pupsen Spaß!"

(Regina Károlyi; 07/2005)


Michael Schulden, Christine Brand: "Pups"
Lappan, 2005. 25 Seiten. (Ab 4 J.)
ISBN 3-8303-1096-X.
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