Thomas Brezina, Gottfried Kumpf: "Abu. Der kleine Elefant, der ein Eisbär sein wollte"

Abu ist der Star des Tierparks, eine Attraktion für Groß und Klein. Der kleine Elefant genießt seinen Ruhm und belohnt sein begeistertes Publikum mit allerlei Späßen und Drolligkeiten. Doch eines Tages macht er eine seltsame Erfahrung: In einem der Nachbargehege, bei den Eisbären, wird ein Junges geboren, das ihm schnell den Rang abläuft. Das große Gedränge findet nun vor dem Eisbärgehege statt und Abu, der kleine Elefant, steht traurig und mit hängendem Rüssel alleine da ...


Für Abu sind schwierige Zeiten angebrochen. Er, der immer der allerliebste, herzigste, aufregendste Abu war, die größte Attraktion des Tiergartens, sieht seine Ausnahmestellung in Gefahr, als eines Tage ein wollig schneeweißes Eisbärjunges ihm die Show stiehlt. Theodor der Papagei gibt Abu einen Zauberstein, und schon verwandelt sich Abu in einen schneewolligen Elefanten. Es funktioniert. Alles dreht sich wieder um seinen Käfig. Aber als Abu beginnt, sich alle besonderen Attribute der anderen Tiere herbeizuzaubern - einen Giraffenhals, ein Hirschgeweih, Pfauenfedern, Zebrastreifen, Pinguinfüße, Löwenmähne, .... verwandelt er sich nach und nach in ein regelrechtes Scheußgeheuer. Man beginnt sich vor ihm zu grausen und fürchten. 

Abu versteht die Welt nicht mehr. Die Kinder wohl auch nicht, denn sie wünschen sich ihren Abu zurück. So wie er war, so wie sie ihn gemocht haben. Grau, mit Rüssel und gut aufgelegt, wie er immer war. Nun geht es um den letzten Wunsch, den der Zauberstein noch erfüllen kann: wieder so zu sein, wie er war. 

Thomas Brezina ist mit der Geschichte rund um den kleinen Abu, der allen Wiener Kindern bestens bekannt ist, lebt Abu doch tatsächlich im Tiergarten Schönbrunn, eine kluge Parabel über die Selbstfindung und die eigene Identität und Stellung in der Gesellschaft gelungen. Gut vorzutragende Reime und die herrlichen Bilder von Gottfried Kumpf machen dieses Kinderbuch zu einem Fest. Interessant ist die Figur des wissenden Papageis Theodor, der mit seinem Wunderstein ein sehr fragwürdiges Geschenk gibt. Er weiß alles, was im Tiergarten so vor sich geht, hat Zugriff auf Wundersteine und warnt vor der falschen Verwendung der Wünsche. Er scheint direkt einem orientalischen Märchen entstiegen zu sein. Noch einmal sei Gottfried Kumpf für seine runden, kräftigen und auch pädagogischen Bilder gedankt. Als sich Abu wieder zurückverwandelt sieht man alle Elemente, die er sich von anderen Tieren herbeigewünscht hat, einzeln abgebildet, und der Bilderbuchbetrachter kann sie wie in einem Puzzle den ursprünglichen Besitzern wieder zuordnen. Zu bedenken bleibt nur, wie es Abu derzeit geht. Denn vor wenigen Tagen wurde Mongu, ein Elefantenmädchen, in Schönbrunn geboren. Aber Thomas Brezina weiß sicher weitere Geschichten zu erzählen... - und da gibt es ja auch noch das Nilpferdbaby, ... .

Thomas Brezina, geboren 1963 in Wien, ist der erfolgreichste Kinder- und Jugendbuchautor Österreichs. Seine Bücher wurden in mehr als 32 Sprachen übersetzt, zahlreiche Serien für Kino und Fernsehen verfilmt. Seit 1996 ist er Botschafter von UNICEF-Österreich. Er lebt in Wien und London.

Gottfried Kumpf wurde 1930 in Annaberg/Salzburg geboren. Nach einem Medizinstudium widmete er sich der Malerei und ist seit 1956 als freischaffender Künstler tätig. Er ist als Maler, Bildhauer, Buchillustrator, Bühnenbildner und Architekt tätig und zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern Österreichs. 

(Die Prinzessin; 06/2003)


Thomas Brezina, Gottfried Kumpf: "Abu. Der kleine Elefant, der ein Eisbär sein wollte"
NP-Verlag, 2003. 48 Seiten. (Bilderbuch ab 3 J.)
ISBN 3-85326-269-4.
ca. EUR 15,90.
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