Sebastian Lybeck: "Latte Igel und der Wasserstein"


Kennen Ihre Kinder Latte Igel schon? Nein? Diesen Helden müssen sie kennenlernen. Er ist kein lauter, großspuriger Held, der von seinen Heldentaten prahlerisch zu berichten weiß. Nein. Er ist ein beherzter, kluger und gewitzter kleiner Geselle aus dem Wald. Dort lebt er mit seinen Freunden. 

Rabe Korp, Petter Specht, Bisamratte Flurr, Elfe Klein Kirivi und allen voran Eichhorn Tjum, der Latte Igel in diesem ersten Abenteuer begleitet. Latte Igel und Eichhorn Tjum machen sich auf die Suche nach dem Wasserstein um den Wald, in dem sie leben, vor der Dürre zu retten.

Mehr soll hier nicht verraten werden. Man muss in diese Geschichte einfach eintauchen und sich von der wunderbaren Erzählkunst von Sebastian Lybeck leiten lassen. Die große Besonderheit dieses Kinderbuches ist der unglaublich packende und spannende Erzählstil. Kapitel enden mit Cliffhangern und plötzliche Stimmungswechsel spannen den Bogen über das Kapitelende hinweg, sodass man einfach weiterlesen muss. Wer liest dieses Buch nun eigentlich? Kinder im Schein einer Taschenlampe unter der Bettdecke, denn sie hätten schon vor mehreren Kapiteln schlafen gehen sollen.? Oder lassen sich die Eltern selbst dieses aufregende Buch nicht entgehen und lesen ihren Kindern die Geschichte vor? Ja das ist die schönste Lösung, denn dieses Buch ist ideal zum Vorlesen . Ich habe von Eltern sagen hören, die haben ihren Kindern die Geschichte sogar in verteilten Rollen auf Kassette gelesen ... . 

Der Rhythmus der Sprache führt agogisch abwechslungsreich durch die Geschichte. Und man ist von Anfang an versucht, den Tieren unterschiedliche Stimmcharaktere zugeben und die Stimmungen der Helden klanglich zu gestalten. Von Anfang an kann man sich diese herrlichen klingenden Namen auf der Zunge zergehen lassen. Ein bisschen an Stabreime erinnernd, aber einfach genüsslich zum Aussprechen. Rrraabe Koorrrp, man spürt förmlich seine knorzige Würdigkeit mit der er sein Wissen weitergibt. Petttttter Spechtttt, Biiiisaaamraaatte Flu-urrr, der eine geschwind und keck, der andere bedächtig aber mit Nachdruck. Eichhorn Tjummm, oder auch Eichhorn Tjuuum. Wie klingt das? Sein Witz und seine Geschichtenerzählerei sind für den Ausgang des Abenteuers von großer Wichtigkeit! Ich finde es auch erstaunlich, dass man sich gar nicht daran stößt, einem „Eichhorn“ anstatt einem Eichhörnchen zu begegnen. Verniedlichungen, um die Tiere herziger zu machen, sind in diesem Buch nicht nötig. Eichhorn Tjum klingt ja auch viel würdiger, auch wenn er wiederum ganz unwürdig durch die Gegend springen kann. 

Bevor Latte Igel und Eichhorn Tjum ihr Abenteuer bestehen, das sie durch die Reiche des Wolfskönigs Glufus, des Luchskönigs Tibur und des Bärenkönigs Bantur führt, begegnen sie ganz zu Beginn noch einer kleinen Hexe, die einzige menschliche Figur in dieser Geschichte. Hexen sind heutzutage sehr selten geworden. Und „spät am Abend kochen sie ihren Hexenkaffee - erfahren wir. Die Figur der kleinen Hexe ist eines von vielen liebenswerten kleinen Details, die Sebastian Lybeck Latte Igels Weges führt. Nichts passiert in dieser Erzählung zufällig. Alles, auch noch das winzigste Detail, ist auch am Ende der Geschichte noch von Bedeutung. Dies ist ganz sicher nach dem Geschmack von Kindern, die sich oft die kleinsten Begebenheiten einer Geschichte aufs genaueste merken.  

(Die Prinzessin; 06/2002)


Sebastian Lybeck: "Latte Igel und der Wasserstein"
(ab 8 J.)
Gebundene Ausgabe:
Thienemann, 2001. 140 Seiten.
ISBN 3-522-17425-9.
ca. EUR 8,90.
Buch bestellen

Taschenbuch:
dtv. ISBN 3-423-07089-7.
ca. EUR 7,-.
Buch bestellen