Oliver Buslau: "Der Vampir von Melaten"


Ist der legendäre Pianist Luc D'Auber der gesuchte Vampir von Melaten?

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis alle Verlage ein eigenes Fantasy-Programm auflegen, in dem sie an die Erfolge der "Harry Potter"- und der "Biss"-Bücher anknüpfen können. "Der Vampir von Melaten" zeigt die ersten Schritte des Emons Verlags in diese Richtung: Die gruselig-romantische Handlung dieser neuen Stadtfantastik spielt natürlich in der katholischsten Stadt am Rhein und zum Teil auf deren bekanntestem Friedhof.

In dieser Stadt lebt die junge Journalistin Hildegardis (Gardis) Schönborn, die gerade bei einem schweren Autounfall ihren Vater verloren hat und nun nach sechs Wochen wieder ihren Dienst beim "KÖLN Magazin" antreten möchte, wo sie eine eigene Rubrik zur Stadtprominenz betreibt. Doch leider ist dieser Posten in der Zwischenzeit an die Tochter eines der Verleger gegangen, die sich in die Redaktion einarbeiten soll, und so steht Gardis zunächst einmal ohne Einkommen da. Doch sie bekommt die Chance, eine ganz spektakuläre Geschichte an Land zu ziehen, um wieder "an Bord" geholt zu werden.

Bei der Suche nach einer solchen Geschichte hört sie von einem alten Studienkollegen von einem Konzert, das in Kürze in der Kölner Philharmonie stattfinden soll. Das Konzert war weder auf dem Spielplan gestanden noch beworben worden. Es soll um Mitternacht beginnen, ist bereits ausverkauft, und der Pianist Luc D'Auber ist eine ganz ungewöhnliche Gestalt in der Musikwelt, da er zum Einen nur sehr sehr selten auftritt und zum Anderen niemals mit der Presse oder sonst jemandem redet. Niemand weiß, woher er kommt, wo er lebt, wie alt er ist, wie er aussieht oder sonst irgendetwas. Dies ist nun sicherlich eine Geschichte, die sich nicht nur einmal, sondern gleich viele Male gewinnbringend veröffentlichen lassen würde.

Nachdem sie einen Teil ihres Nachlasses zur Überbrückung ihrer finanziellen Probleme veräußert hat, macht sich Gardis an die Arbeit und schafft es tatsächlich, auf einem sehr ungewöhnlichen Umweg über einen toten Briefkasten auf dem Melatenfriedhof, eine Konzertkarte zu ergattern. Da sie ihre bisherigen Recherchen in Bezug auf den Künstler aber nicht weitergebracht haben, beschließt sie einen ihr bekannten Privatermittler mit einzuschalten, der sehr bald auch von der geheimnisvollen Figur des Luc D'Auber fasziniert ist. Eine Faszination, die ihm nicht gut bekommen soll …

Der anno 1962 in Gießen geborene Oliver Buslau, der sonst eher Kriminalromane schreibt, hat sich mit "Der Vampir von Melaten" in ein anderes beliebteste Genre vorgewagt, und dieser Schritt ist insgesamt recht gelungen. Dass junge gutaussehende, aber sozial ziemlich isolierte Frauen sich in einen blassen eleganten Blutsauger verlieben, um sich in Bezug auf diese sehr oft extrem pubertär zu verhalten, ist ja nun einmal die Grundlage des modernen Vampirromans, der die einfach dahinseufzende "Heldin" des 19. Jahrhunderts, die schlicht dem animalischen Magnetismus des Raubtiers in Menschengestalt erliegt, weiter entwickelt, zu einer etwas emanzipierteren Figur, die vor ihrem Liebesobjekt schlagartig in ihrer Mündigkeit eine Re-Evolution durchläuft, ist das Grundthema der Stadtfantastik. Oliver Buslau setzt derlei überzeugend um. Wer also an dieser speziellen Form der neuen Vampirliteratur Gefallen findet, der wird an diesem Buch seine helle Freude haben; besonders, weil es einfacher ist, die Schauplätze der Handlung zu besuchen als bei den "Biss"-Büchern; und der Melatenfriedhof durchaus einen Besuch lohnt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2010)


Oliver Buslau: "Der Vampir von Melaten"
Emons Verlag, 2009. 333 Seiten.
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