Richard Matheson: "Ich bin Legende"
Der legendäre Vampirklassiker
Hin und wieder braucht es einen Kinokassenschlager, um ein gutes altes Buch wieder
aus der Versenkung auftauchen zu lassen - auch wenn der "Kracher" im
Endeffekt nur am Rande mit dem Buch zu tun hat. Richard Mathesons Werk ist den
meisten Menschen sowieso in erster Linie über dessen Verfilmungen bekannt, wie
etwa die Titelgeschichte dieser Sammlung, die Geschichte um den schrumpfenden
Mann. Dabei wird der Autor sozusagen immer wieder neu entdeckt, und dann werden auch einige seiner Texte
neu
aufgelegt.
Der titelgebende Roman erzählt die Geschichte des Kaukasiers Robert Neville,
der nach dem Ausbruch einer Vampirseuche, wohl in Folge eines gerade
beendeten nuklear-biologischen Krieges heftig ausgebrochen, in seinem Haus
verbarrikadiert die Nacht verbringt und tagsüber durch die Gegend zieht, um
sich zu versorgen und um möglichst viele Vampire in ihren Schlafstätten
aufzuspüren und zu vernichten. Er muss sich in diesem Zusammenhang allerlei
Wissen aneignen und das besonders, seitdem die Seuche seine kleine Tochter und
später seine Frau geholt hat.
In vier Abschnitten, die den Zeitraum eines Jahres beschreiben, sehen wir zunächst
Roberts eher hilflosen Kampf, dann das Erwachen einer kurzen Hoffnung auf
Gesellschaft, die einen relativ natürlichen Gang geht, und ein eher etwas unübliches
Zusammentreffen, das ihm eine ganz neue Perspektive gibt, bevor dann das auf den
Titel bezogene Ende kommt.
Der Roman ist - wie so oft - erzählerisch, psychologisch und auch philosophisch wesentlich
komplexer und anspruchsvoller als die Verfilmung.
Die folgenden Kurzgeschichten sind jede für sich überaus eigen und reichen vom
kurzen satirischen Thriller ("Die unlängst Verschiedene") über die
Geschichte einer mörderischen Puppe ("Beute"), Absurd-Erschreckendes
("Hexenkrieg", "Totentanz", "Ein weißes Seidenkleid"), bis hin zum
Magisch-Psychologischen ("Von Mensch zu Mensch", "Irrenhaus",
"Verborgene Talente" und "Aus dem Schatten") und zum Grotesk-Amüsanten
("Die Bestattungsfeier").
Ein buntes Potpourri von Geschichten über mehrere Jahrzehnte, die auch ohne den
Roman die Anschaffung des Buchs bereits rechtfertigen.
Richard Matheson ist ein
Meister seines Fachs, und nicht umsonst sehen ihn Personen wie John Shirley und
Stephen King als nacheiferwertes Vorbild.
(K.-G. Beck-Ewerhardy)
Richard Matheson: "Ich bin Legende"
(Originaltitel "I am legend")
Übersetzer: Lore Strassl, Ralf Schmitz.
Heyne, 2008. 398 Seiten.
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Richard Matheson wurde 1926 in New Jersey geboren und studierte Journalismus. Sein schriftstellerisches Werk umfasst mehrere Sammlungen von Kurzgeschichten und etliche Romane. Für zahlreiche preisgekrönte Filme sowie für die Verfilmung einiger seiner eigenen Romane schrieb er die Drehbücher. Sein umfassendes Gesamtwerk wurde mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet.
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