Apfelbaum

Die der botanischen Familie der Rosengewächse angehörenden Apfelbäume gedeihen seit Menschengedenken in unseren Landen. Heutige Sorten sind oftmals auf robuste Unterlagen veredelt (aufgepfropft). Die Pflanzen bevorzugen humusreiche, auch lehmige Böden und gleichmäßige Feuchtigkeit. Da Apfelbäume Flachwurzler sind, kommt der Pflege der Baumscheibe, die keinesfalls umgegraben werden darf, einige Bedeutung zu. Es empfiehlt sich, auf der Baumscheibe Kompost zu verteilen und Kapuzinerkresse als genügsame Bodenbedeckung zu säen.
In Einsamkeit gezogen, wird ein Apfelbaum kaum Früchte ansetzen; braucht er dazu doch einen geeigneten Pollenspender zur Bestäubung.

Einige Sorten sind:

Der Klarapfel, von frisch-säuerlichem Geschmack, ist bereits im Juli reif und eignet sich nicht zur Einlagerung im menschlichen Nahrungsspeicher.
Der mürbe Golden Delicious schmeckt idealerweise würzig-süß, wird von Mitte Oktober bis Mitte November geerntet, ist ab Jänner genießbar und kann bis April gelagert werden.
Der süß-säuerliche, grobfaserige Boskoop wird zur gleichen Zeit wie der Golden Delicious gepflückt, auch seine Lagerfähigkeit entspricht derjenigen des Vorgenannten.
Die älteren Sorten führen ungerechterweise ein Schattendasein! Wer kennt noch Äpfel, die klingende Namen wie "Prinz Albert von Preußen", "Ananasrenette", "Winterrambur" oder "Schöner aus Nordhausen" tragen ...


Der Apfel(baum) in literarischen Texten ...

 

Stauffacher ruft:
Der Apfel ist gefallen!

Indem sich alle nach dieser Seite gewendet und Berta zwischen Rudenz und den Landvogt sich geworfen, hat Tell den Pfeil abgedrückt.

Rösselmann:
Der Knabe lebt!

Viele Stimmen:
Der Apfel ist getroffen!

Walther Fürst schwankt und droht zu sinken, Berta hält ihn.

Gessler erstaunt:
Er hat geschossen? Wie? der Rasende!

Berta:
Der Knabe lebt! kommt zu Euch, guter Vater!

Walther Tell kommt mit dem Apfel gesprungen:
Vater, hier ist der Apfel - Wusst ich´s ja,
Du würdest deinen Knaben nicht verletzen.

Tell stand mit vorgebognem Leib, als wollt er dem Pfeil folgen - die Armbrust entsinkt seiner Hand - wie er den Knaben kommen sieht, eilt er ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen, und hebt ihn mit heftiger Inbrunst zu seinem Herzen hinauf, in dieser Stellung sinkt er kraftlos zusammen. Alle stehen gerührt.

Berta:
O güt´ger Himmel!

Walther Fürst zu Vater und Sohn:
Kinder! meine Kinder!

Stauffacher:
Gott sei gelobt!

Leuthold:
Das war ein Schuss! Davon
Wird man noch reden in den spätsten Zeiten.

Rudolf der Harras:
Erzählen wird man von dem Schützen Tell,
Solang die Berge stehn auf ihrem Grunde.

Reicht dem Landvogt den Apfel.

Gessler:
Bei Gott! der Apfel mitten durchgeschossen!
Es war ein Meisterschuss, ich muss ihn loben.

Rösselmann:
Der Schuss war gut, doch wehe dem, der ihn
Dazu getrieben, dass er Gott versuchte.

Stauffacher:
Kommt zu Euch, Tell, steht auf, Ihr habt Euch männlich
Gelöst, und frei könnt Ihr nach Hause gehen.

Rösselmann:
Kommt, kommt und bringt der Mutter ihren Sohn.

Sie wollen ihn wegführen.

(aus "Wilhelm Tell" von Friedrich Schiller)

 

Später, nach vielen Sommern und Wintern, wurde Paris ein Hirt, und weil er schön und mutig war, liebten ihn die anderen Hirten und waren dankbar, dass er sie vor den Räubern beschützte. Paris aber war oft allein, und seine Gedanken waren nicht die eines Hirten. Ahnte er, dass ein Rätsel über seinem Leben lag und die Götter ihn zu ihrem Werkzeug bestimmt hatten? - Jedenfalls begegnete ihm eines Tages, als er im Schatten einer Tanne lag und mit einem Bergquell Zweisprache hielt, eine seltsame Gestalt ... ein schlanker Jüngling mit Filzhut und Jagdtasche und sehr merkwürdigen Schuhen, die wie Schnäbel aussahen, aber in Wirklichkeit Flügel waren. Als Paris diese Schuhe sah, erschrak er, denn er wusste, dass der Götterbote Hermes vor ihm stand.
"Du brauchst nicht zu erschrecken", sagte Gott, "sei vielmehr getrost, denn die Unsterblichen brauchen deinen Rat." Als er diese Worte sprach, traten drei Frauen aus dem Wald. Die eine war sehr stolz, aber auch groß und von leuchtender Schönheit. Sie ging auf Paris zu und sagte: "Ich bin Hera, siehst du den goldenen Apfel in meiner Rechten? Nimm ihn und betrachte ihn genau. Wenn du mich für schöner als meine Gefährtinnen hältst, gib ihn mir zurück. Zur Belohnung werde ich dir alle Macht der Welt schenken."
"Ich heiße Athene", sagte die zweite, die nicht geringer an Schönheit schien. Sie hatte Augen von der Bläue des Meers und eine Stirn, die der Klarheit eines Kristalls glich. "Wenn du mir den Preis der Schönheit zuerkennst, wirst du den größten Ruhm durch Tapferkeit und Weisheit gewinnen."
Die dritte aber nannte sich Aphrodite, und sie war so anmutig und lieblich, so zauberhaft im Glanz ihrer Kleidung, dass Paris ihr, kaum dass er sie gesehen hatte, den Apfel übergab. Dafür versprach sie ihm die schönste Frau der Welt.
Die anderen beiden jedoch, Hera und Athene, wurden zornig und schworen dem Paris und seiner Vaterstadt Troja grimmige Rache.

(nacherzählt aus der "Odyssee" von Homer)

 

"Nein!" antwortete der Freiherr. "Der saure Schlipper kommt auf jenem glücklichen Bergplateau von der Kuh, und nur, wenn er lange gestanden hat, und dem Zustande der Verderbnis sich nähert, dann geht er in Süßigkeit über."

"Hm! Hm! Hm! ja... aber -" murmelte der Alte und schüttelte den Kopf.

"Erstaunen Sie nicht, hören Sie mich ruhig aus. Ist nicht alles Ursprüngliche sauer? Wie schmeckt die wilde und unverbildete Kastanie? Kannst du in den jugendgrünen Apfel beißen, ohne das Gesicht verzerren zu müssen, oder in die kindliche harte Pflaume? Geben Trauben, die der buhlerische Strahl der Sonne noch nicht um ihre Unschuld betrog, etwas anderes, als Essig? Pindar singt: Das Fürnehmste ist Wasser; ich aber sage: Das Ursprüngliche ist sauer."

"O, das Ursprüngliche!" seufzte Emerentia.

(aus "Münchhausen" von Karl Immermann; 24.4.1796 - 25.8.1840)

 

Im Dorf
(Auszug)

2

Der Arme, der im Geiste einsam starb,
Steigt wächsern über einen alten Pfad.
Die Apfelbäume sinken kahl und stad
Ins Farbige ihrer Frucht, die schwarz verdarb.

(von Georg Trakl)