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Mit einer einzigen Handbewegung hob sein Vater den Spaten und schlug zu. Eine weiße dicke Henne brach auf der Erde zusammen, ohne einen Piep von sich zu geben, der Kopf lag einen halben Meter vom Körper entfernt. Blut floß und breitete sich in dem Raum dazwischen aus. Drei Küken versammelten sich um sie. "Er hat die Glucke getötet, er hat sie getötet ...", begann Frau Koula zu heulen.
"Und warum können wir die nicht essen? fragte Julia. Sie hatte ihren Arm um seinen Hals gelegt und streichelte ihn mit samtigen Fingern.
"Was?" fragte Sotiris.
"Warum können wir statt dem Hahn keine Hühnersuppe essen?"
"In diesen Dingen entscheidet Frau Koula", seufzte Sotiris.
"Hirte, bleib bei deinen Schafen ...", lachte Julia, und er drückte sie kräftig an sich.

Das Blut der Henne floß rot und lebendig in die Arena.
Und dann? Was kam dann?
"Fangt ihn! Fangt ihn!"
Der Hahn stand regungslos mitten im Hof und schaute sie an. Sid betrachtete die Lage wieder wie die
Entwicklung eines antiken Dramas, er sah sich selbst wieder mit einem Gewehr in der Hand, wie er sich bereitmachte zu zielen. Er stützte den Gewehrkolben auf seine rechte Schulter und machte ein Auge zu. Das rote Gefieder glänzte in der Sonne, es wurde grün, hellblau, dunkelblau und danach wieder rot. Sid betrachtete sein Ziel und holte tief Luft.. Er war bereit. Irgendein anderer Vogel kam jetzt in sein Blickfeld. Ein großer, häßlicher Vogel mit einem bösen Blick. Die Waffe zerfiel in seinen Händen zu Staub.
"Hallo, Maria", sagte der Beo.
"Stürz dich auf ihn, mein Mädchen!" schrie Sotiris´ Vater.
Der Hahn betrachtete verwirrt den schwarzen Vogel, der über seinem Kopf kreiste und kreischte.
Der Beo als Deus ex machina.
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(aus "Bittere Orangen" von Ersi Sotiropoulos;
Deutscher Taschenbuch Verlag)