Brigitte Glaser: "Leichenschmaus"

Ein sinnlicher Krimi aus der Kölner Gastroszene, der unter die Topfdeckel der Haute Cuisine blickt


Essen ist eine der wichtigsten und schönsten Tätigkeiten, die wir ausführen und gleichzeitig auch eine der notwendigsten. Aber wie man isst und was man isst sagt viel über einen aus. In einer Kultur, in der gerade die Jugend dem Fast Food - in meiner Jugend ironisch als "Beinah-Essen" übersetzt - immer mehr den Vorzug gibt und neben Anorexie und Bulimie Jugenddiabetes, Jugendarthritis sowie extremes Übergewicht die Hauptsorgen von Ärzten und Erziehern darstellen, ist die Beschäftigung mit Haute Cuisine durchaus angebracht um Menschen zu zeigen, dass es noch etwas Anderes gibt als Burger, Döner und Pommes. Dazu trägt dieser Roman sicherlich "durch die Blume bei" und gibt den interessierten Leserinnen und Lesern im Anhang neben Informationen über den Aufbau einer Küchenbrigade auch ein paar ganz interessante Rezepte für Gerichte, die sich auch von Normalsterblichen anrichten und vor allen Dingen finanzieren lassen.

Im "Goldenen Ochsen" - dem Schauplatz dieses Kriminalromans - essen normalerweise Menschen, für die dreihundert Euro für ein Menü kein wirkliches Problem darstellen, und die Küchenbrigade besteht aus wahren Meistern ihres Fachs unter der Leitung des Starkochs und Inhabers Hugo Spielmann. In diese exklusive Küche kommt die Nachtischspezialistin Katharina Schweizer und arbeitet sich sehr schnell in die Küchenbrigade ein. Ihr gefällt die Einrichtung, auch die Atmosphäre und sie mag die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen. Ganz besonders liebt sie es, zu kochen. Bis eines Tages ein Gast, der anscheinend schon bei der Vorspeise gestorben ist, auf seinem Stuhl in die Küche geschoben wird. Offensichtlich ist ihm irgendetwas nicht sonderlich gut bekommen. Wenig später ist die Polizei in dem vorläufig geschlossenen Restaurant und stellt die Küche auf den Kopf und dem Personal alle möglichen Fragen. Es stellt sich heraus, dass der Verstorbene vergiftet wurde und außerdem der Sexualpartner eines Angehörigen der Küchenbrigade war, was diesen dann der Polizei zunächst einmal verdächtig macht. Katharina kann ihren Kollegen aber nicht als Giftmörder sehen, und zusammen mit ihrer umtriebigen und sehr kölschen Vermieterin macht sie sich selber an die Ermittlungen. Als der verdächtige Kollege wenig später in einen Müllsack verpackt in einem Müllcontainer gefunden wird, fällt Katharinas Verdacht doch mehr auf ihr näheres Umfeld, wo anscheinend jeder sein eigenes kleines schmutziges Geheimnis hat - und das in einer meist blitzsauberen Küche.

Nebenher wird Katharinas Privatleben auch immer mehr durcheinander gewirbelt, als sowohl ihr Chef sich an sie heranmacht und ihr schließlich die Ehe sowie auch berufliche Partnerschaft anbietet, als auch ihr lange abwesender geliebter Erik von seinen Lehrjahren in den Küchen Bombays zurück kommt und ihr ein vergleichbares Angebot macht, während ihre Mutter möchte, dass sie den Familienbetrieb im badischen Fautenbach übernimmt ...

Ich hatte nie geahnt, dass das Leben von Köchen so kompliziert ist. Dieser Krimi ist in der Beziehung eine echte Lernerfahrung, so dass die etwas konstruierte Auflösung nicht allzu negativ ins Gewicht fällt.

Brigitte Glaser, Jahrgang 1955, stammt wie ihre Heldin aus dem Badischen. Sie lebt seit 22 Jahren in Köln und ist in der Erwachsenenbildung tätig. Außerdem ist sie Autorin der Stadtteilkrimis "Tatort Veedel", die regelmäßig im Kölner Stadt-Anzeiger erscheinen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2003)


Brigitte Glaser: "Leichenschmaus"
Emons, 2003. 286 Seiten.
ISBN 3-89705-292-X.
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