Reinhard Rohn: "Kölnisch Wasser"
Köln Krimi 39
Kurz nachdem ihm seine Carla
        gesagt hat, dass er sich eine neue Wohnung suchen soll, fliegt
        Hauptkommissar Jan Schillers Lebensgefährtin mit einer Gruppe
        Jugendlicher zu einem Segeltörn zur "Erlebnispädagogik" und lässt ihn
        mit seinen trüben Gedanken ziemlich allein. 
        
        Das heißt, so ganz allein bleibt er nicht, denn seine Hebamme Therese
        leistet ihm gelegentlich Gesellschaft, und auch die Sorgen und Nöte
        seiner Kolleginnen und Kollegen - und dabei besonders jene der Kollegin
        Birte - halten den notorischen Einzelgänger immer irgendwie am Puls der
        Menschheit. Trotzdem schafft er es, sich im nächsten Fall wieder einmal
        in emotionale und leibliche Gefahr zu begeben. 
        
        Eine Prostituierte mit dem Künstlernamen Elaine wird erschossen in ihrem
        Betriebsappartement aufgefunden. Bei einem Gang an die frische Luft
        scheint Jan Schiller der Toten auf einmal Auge in 
          Auge gegenüber zu stehen - tatsächlich handelt es sich bei der
        leicht desorientierten jungen Frau um Regina Engels, Zwillingsschwester
        von Eva Engels, auch bekannt als Elaine. Blitzschnell verfällt das
        waidwunde Herz des Kommissars der anscheinend noch ahnungslosen jungen
        Frau, die sich auch gar nicht abgeneigt zeigt. Denn es gibt eine Menge
        Parallelen zwischen den Beiden: ein frischer Verlust, Aufwachsen ohne
        leibliche Eltern, Bezug zur institutionellen Erziehung
        und Anderes. So ist Jan hin- und hergerissen zwischen ehelicher Treue
        und eventueller Revanche, dienstlicher Sorgfalt und sexueller Anziehung,
        und dies alles zu einer Zeit, in der wirklich nichts in seinem Leben
        ausgeglichen erscheint. 
        
        Daneben wird die Kölner Polizei noch von einem Scherzbold in Atem
        gehalten, der an verschiedenen Stellen der Stadt Körperteile einer
        lebensgroßen Holzpuppe versteckt - immer begleitet von sinnigen
        Sprüchen, die zum Teil die Oberen der Domstadt verhöhnen und dabei Bezug
        auf den Kollaps des Stadtarchivs nehmen. 
        
        Wie schon im ersten "Schiller"-Roman gibt es auch in "Kölnisch Wasser"
        wieder die Liebe zum Boot und zum Tango
        und die Schwierigkeit, sich als ehemaliger Heiminsasse in eine "normale"
        Gesellschaft zu integrieren. Interessant und kurzweilig geschrieben, mit
        einigen offenen Charakterentwicklungen, die wohl in den Fortsetzungen
        fortgeführt werden sollen. Man darf gespannt sein. 
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2010)
Reinhard
            Rohn: "Kölnisch Wasser. Köln Krimi 39"
        Emons Verlag, 2010. 223 Seiten.
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