Erde und Himmel

Wie sollten wir nicht die Erde mehr lieben als den Himmel?
Das himmlische Glück liegt im Dunkeln;
ist das irdische Glück auch hundertmal geringer,
so wissen wir doch, wie es beschaffen ist.

Uns an vergangene Hoffnungen und Qualen zu erinnern,
dazu sind wir insgeheim allzu geneigt;
die Unzuverlässigkeit der irdischen Hoffnung beunruhigt uns,
die Kürze der Trauer bringt uns zum Lachen.

Erschreckend ist für die Seele in der Gegenwart zumeist
die dunkle Ferne der Zukunft;
wir würden gern im Himmel Glückseligkeit kosten,
doch von der Welt zu scheiden erfüllt uns mit Bedauern.

Was in unserer Macht steht, ist uns angenehmer,
auch wenn wir zuzeiten etwas anderes suchen,
doch in der Stunde der Trennung sehen wir klarer,
wie es mit der Seele verwandt ist.


(Michail Lermontow; 1814 - 1841)