Petra Reategui: "Falkenlust"
Ein Mord, der im Jahre 1758 ganz Brühl erschütterte
"Falkenlust"
ist der Titel von Petra Reateguis Roman, in dem es sowohl um die Lust
an der Falknerei geht, als auch um das ebenso genannte Schloss bei
Brühl, wo Clemens August im 18. Jahrhundert der Jagd
frönte und damit seine Untertanen sehr stark mit Abgaben
belastete. Aber dies ist eigentlich nur Hintergrundkulisse für
die eigentlichen Ereignisse, die in diesem Roman eine Rolle spielen.
Auf Schloss Falkenlust bekommt der Müllerssohn Johannes
Stemmeler gegen den Willen seines Vaters - des mehrmaligen
Bürgermeisters von Brühl - eine feste Anstellung als
Falknergehilfe und zieht sich damit den Neid vieler anderer Menschen in
seiner Umgebung zu. So auch den von Anton Dominick, mit dem er nicht
nur um Ansehen, sondern auch um die Liebe der Wirtstochter Agnes
konkurriert. Und diese Auseinandersetzung sorgt in der Brühler
Residenz an allen Ecken und Enden für Spannungen.
Neben dem reinen Liebeswerben und den damit verbundenen Wirrungen und
Irrungen über den Zeitraum eines Jahres erntet Johann
zunächst bei den anderen Brühlern Spott ob seines
Versuchs, als Falkner Erfolg zu haben. Als dieser Erfolg dann aber
tatsächlich eintritt, wird ihm Neid und Missgunst sowohl von
den Brühlern als auch von einigen anderen Falknern auf Schloss
Falkenlust entgegengebracht. Neid und Missgunst, die bald in der Gegend
außerordentlich unangenehme Gerüchte
bezüglich seiner Person zirkulieren lassen, die die liebe
Agnes immer wieder in Verzweiflung treiben, da sie nicht
weiß, was sie nun wirklich glauben soll.
In geradezu shakespearescher Manier geht die Handlung durch Lug, Trug,
Täuschung und Verwechslung und stürzt damit die
Figuren immer wieder in neue Nöte und Sorgen, bis die
Geschehnisse auf den mehr oder weniger unvermeidlichen Tod einer der
Figuren zusteuern.
Vertrieben wird dieses Buch als "Historischer Kriminalroman." Ersteres
kann man gelten lassen, Letzteres ist bei einem Buch, in dem eine
Krimihandlung bestenfalls sub rosa geschieht, schon etwas gewagt.
"Historischer Roman" wäre hier passender gewesen.
Und als solcher ist das Buch überaus lesbar. Interessant
dürfte für einige Leser dabei sein, dass sich der in
"Falkenlust" beschriebene Todesfall wirklich zugetragen hat und dieser
Debütroman der Autorin damit auch eine Rekonstruktion eines
realen Mordfalls darstellt.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2006)
Petra
Reategui: "Falkenlust"
Emons Verlag, 2006. 304 Seiten.
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Petra Reategui, geboren 1948 in Karlsruhe, war nach einem Dolmetscher- und Soziologiestudium Redakteurin bei der "Deutschen Welle". Sie arbeitet heute als freie Journalistin und Autorin in Köln.