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In disen hôhen êren tróumte Kriemhíldè,
wie si züge einen valken, starc, scoen` und wíldè,
den ir zwêne arn erkrummen. daz si daz muoste sehen,
ir enkúnde in dirre werlde leider nímmér gescehen.

Den troum si dô sagete ir muoter Úotèn.
sine kúndes niht besceiden baz der gúotèn:
"der valke, den du ziuhest, daz ist ein edel man.
in welle got behüeten, du muost in sciere vloren hân."

"Waz saget ir mir von manne, vil liebiu muoter mîn?
âne recken mínne sô wil ich immer sîn.
sus scoen` ich wil belîben unz an mînen tôt,
daz ich von mannes minne sol gewinnen nimmer nôt.

"Nu versprích ez niht ze sêre", sprach aber ir muoter dô.
"soltu ímmer herzenlîche zer werlde werden vrô,
daz gescíht von mannes minne. du wirst ein scoene wîp,
ob dir noch got gefüeget eins rehte guoten riters lîp."

"Die rede lât belîben", sprach si, "frouwe mîn.
ez ist an manegen wîben vil dicke worden scîn,
wie líebé mit leide ze jungest lônen kan.
ich sol si mîden beide, sone kán mir nimmer missegân."
(...)


(aus dem Nibelungenlied; ca, 1200 n. Chr..)