Friedrich Ch. Zauner: "Scharade"


Von Kunst und Kommerz

Trotz der ihn ständig umgebenden Kulturschickeria hat sich der Münchner Galerist Langheim ein gewisses Maß an Selbstachtung bewahrt, zum Beispiel indem er keinen einzigen der von ihm betreuten Maler in seiner Wohnung hängen hat (die er gerne hätte, kann er sich nicht leisten). Als aber auch seine Frau der Scharlatanerie eines besonders gelungenen Exemplars dieser Mode-Künstler zum Opfer fällt, bedarf er (Langheim) einer grundlegenden Erneuerung. Diese hofft er in einer Art Gegenwelt, der bäuerlich-provinziellen Gegend rund um den Klammsee mit seiner sperrigen Landschaft zu finden. Abgelenkt von seinem Ekelgefühl wird er aber dann nicht durch die Natur, sondern durch ein Frauenbildnis, das in der Wirtsstube seiner Pension hängt und ihn schon dadurch fasziniert, dass der Künstler beim Malen ohne Rücksicht auf Stilrichtungen und vogues vorgegangen ist. Von nun an begleitet der Leser den Galeristen auf seiner Suche nach dem Maler und dessen geheimnisvollem Modell, dem Keime nach einer Suche nach der verlorengegangenen Echtheit und Authentizität der Kunst und im weiteren Sinne des Lebens

Die ganze Geschichte hindurch arbeitet der Autor mit einer gewissen Plakativität, wie es bei den beiden scharfen Polaritäten Stadt-Land einerseits, Kunst-Kommerz andererseits, wohl auch naheliegend ist. Positiv wirkt sich dies an den Stellen des Buches aus, wo der Autor treffsicher und mit einigem Genuss die Phrasendrescherei, Selbstgefälligkeit und Heuchelei der künstlerischen und gesellschaftlichen Modeszene verspottet, bissigen und humorvollen Karikaturen. Bei der positiven Gegenfigur, dem Maler, findet man hingegen psychologische Unkorrektheiten und eine, wie mir scheint, zu clichéhafte heilig-geniale Aura römisch-katholischer Prägung. Maler und Galerist fungieren allzusehr und allzu offensichtlich als Sprachrohre und Idealträger des Autors, und es ist interessant zu sehen, wie sie manchmal unbewusst genau die Eigenschaften verkörpern, die sie bewusst bekämpfen. Sprachlich überzeugender als die psychologischen Passagen und von einer starken Sinnlichkeit sind die Landschafts- und mehr noch die phantasieanregenden Gemäldebeschreibungen, derer das Buch reich ist.
Heraus kommt am Ende - bei der Erzählung im Ganzen ebenso wie bei ihrem Helden - ein Teilerfolg.

(fritz)


Friedrich Ch. Zauner: "Scharade"
Edition Geschichte der Heimat 1998
163 Seiten
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