Christoph W. Bauer: "die mobilität des wassers müsste man mieten können"

Gedichte


Die das Wortmeer befahren ...

Hochkonzentrierte Essenzen erstaunlicher Worttrennungen und Wörterkombinationen mischt Christoph W. Bauer im Verlauf der Kapitel "ahoi", "meere gestapelt", flussabwärts land aus", "magellans erben", "ans meer geflohene länder", "fähren" und "captain nemo", auf dass der Leser durch Ebbe und Flut, verborgene Untiefen, reißende Strudel, Salz- und Süßwasser bei der Erkundung menschlicher Innen- und Außenwelten mitgerissen werden möge.

Wenn Wörter gleich Wassertropfen ineinander fließen, sodass im übertragenen Sinne Bäche, Flüsse, Ströme entstehen, keine Satzzeichen in Sicht sind und man sich nicht verbissen am Treibgut des Alltäglichen festklammert, tragen Christoph W. Bauers Strömungen die Gedanken an zerklüfteten Gefühlswänden entlang, auf die hohe See der Höhen und Tiefen der Wahrnehmung hinaus, bis an den Ereignishorziont.

Die Stilmittel der Kleinschreibung und der optischen Trennung von gemeinhin "zusammengesetzt auftretenden Wörtern" machen die Sprache gewissen Eigenschaften des Elements Wasser insofern vergleichbar, als Ansammlungen der Bausteine erst ab einer bestimmten Größe Bedeutung erlangen und Inhalte ohne Hilfsmittel erkennbar sind, wobei die grundlegenden Bestandteile erst in ihrer Gesamtheit spezielle optische/akustische Eindrücke prägen.

Die Texte fordern, nein, verursachen größtmögliche Aufmerksamkeit, indem Befindlichkeiten mit hochgradiger Genauigkeit auf den jeweiligen Punkt, (der als Satzzeichen freilich nicht vorhanden ist), gebracht werden, und sich bisweilen, je nach Betonung, fantastische Mehrdeutigkeiten ergeben.

So entstehen Gedichte, die viel Weisheit in sich bergen und eine (allgemein eher selten gelebte) Sensibilität im Umgang mit der Umgebung aufweisen. Dass Stillstand kein erstrebenswerter Dauerzustand ist (Resultat: Eisberg?) bringt der Titel des Gedichtbandes zauberhaft zum Ausdruck, und die Zeilen des 1968 in Kärnten geborenen Autors Christoph W. Bauer sind beweglich, bewegen und bezeugen Bewegungen durch Raum und Zeit.

Hier finden Sie einige Leseproben (Texte mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus "christoph w. bauer: die mobilität des wassers müsste man mieten können. Haymon-Verlag, Innsbruck 2001").

(kre; 03/2001)


Christoph W. Bauer: "die mobilität des wassers müsste man mieten können. gedichte"
Haymon, 2001. 96 Seiten.
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Ein weiteres Buch des Autors:

"mein lieben mein hassen mein mittendrin du"

Poesie und Punk, Catull und die "Toten Hosen" - zwischen diesen nur auf den ersten Blick widersprüchlichen Polen eröffnet Christoph W. Bauer das Feld für seinen Lyrikzyklus. In 37 Gedichten lässt er ein lyrisches Ich alle Phasen einer bezaubernd schönen und traurigen Liebe erleben: Die erste Begegnung, neugieriges Erkunden, Lust und Überschwang, Routine und Brüche, die sich vertiefen zum Trennungshass - das sind die Stationen, die bereits der römische Dichter Catull in einem Stück Weltliteratur erzählt hat: "odi et amo", "ich hasse und ich liebe".
Bauer stellt sich der Tradition, unterläuft sie, betreibt ein Spiel mit literarischen Masken. Mühelos setzt er Welten in Verbindung, knüpft an die Überlieferung antiker Poesie ebenso an wie an den legeren Tonfall moderner Popkultur und wechselt ungezwungen die Stimmungen und Tonlagen: Frisch und unkonventionell, ehrlich und voller Selbstironie erzählt er eine Liebesgeschichte - in Gedichten, die sich im besten Sinn zeitgemäß und zugleich quer zum Zeitgeist präsentieren. (Haymon)
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