Hannes Nygaard: "Tod an der Förde"

Hinterm Deich Krimi 4


Der neue "Hinterm Deich Krimi" von Hannes Nygaard spielt zur Abwechslung einmal nicht in Husum im Umfeld des Großen Jägers, sondern in der Weltstadt Kiel. Hier taumelt am helllichten Tag ein Mann einem jungen Paar in die Arme, der zuvor durch einen Messerstich auf der anderen Straßenseite schwer verletzt worden ist und nun sein Leben aushaucht. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um einen hochrangigen argentinischen Marineoffizier handelt, der in halbgeheimer Mission in Deutschland unterwegs war; dass er mit einem typisch argentinischen Messer auf sehr professionelle Weise ermordet wurde und dass er kurz zuvor noch Geschlechtsverkehr hatte. Und das Messer liegt genau zwischen dem Sterbeort und jenem Bordell, in dem der Geschlechtsverkehr stattgefunden haben dürfte. Auch wenn der Bordellinhaber dies zunächst abstreitet.

José Felipe Hernandez, so der Name des Toten, war offiziell zur Betreuung eines U-Boot-Handels zwischen einer Kieler Werft und der argentinischen Regierung im Land - und der Bordellbesuch war indirekt durch die Werft finanziert. Was dort zunächst abgestritten wird. Aber Kriminalrat Lüders und einige seiner Vorgesetzten lassen sich nicht so leicht aufhalten. Weder von mächtigen Firmeninhabern, noch von Oberstaatsanwälten und Berliner Ermittlern und den Geheimdienstlern, die nach und nach mehr in den Fall eingreifen und der Kieler Kripo immer mehr Steine in den Weg legen. Und diese Steine haben nicht nur behördlichen Charakter. Die Stammprostituierte von Hernandez wird brutal zusammengeschlagen, der ermittelnde Kieler Staatsanwalt in seiner Wohnungstür erschossen, und andere an den Ermittlungen Beteiligte werden sehr massiv bedroht. Und nicht nur sie, sondern auch ihre Familien.

Doch immer intensiver dringt Lüders in den Fall ein, in dem politische, wirtschaftliche und private Interessen in vielerlei Hinsicht ineinander greifen und Kiel so zu einem Dreh- und Angelpunkt des internationalen Großwaffenhandels machen.

Ein neues Team an einem neuen Ort in einem ganz neuen Fall. Der Norden wirkt immer so langweilig und beschaulich - und bei Nygaards Figuren kommt auch selten Hektik auf - doch jene Fälle, die in den "Hinterm Deich Krimis" bearbeitet werden, haben es in der Regel in sich. Und die Charaktere in den Büchern auch, so dass man immer darauf hofft, dass es eine weitere Begegnung mit ihnen geben wird. Dies ist sicherlich auch bei diesem Roman der Fall, der wirklich in jeder Hinsicht überzeugen kann.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2006)


Hannes Nygaard: "Tod an der Förde"
Emons Verlag, 2006. 253 Seiten.
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