Karina Kulbach-Fricke: "Der Kaufmann von Köln"

Die Helden dieses historischen Romans sind Vorfahren der Autorin, was der Geschichte eine sehr intensive Mittelbarkeit gibt.


Diese Geschichte beginnt im Jahr 1096, als Peter von Amiens mit einigen französischen Bauern nach Köln kommt, um die Kölner zur Teilnahme am Kreuzzug aufzurufen. Zeuge dieses Aufrufs wird der junge Jude Constantin, dessen Eltern in der Stadt eine gut gehende Kaufmannschaft unterhalten. Weitere Zeugen dieses Aufrufs sind die beiden Söhne des angesehenen Kölner Kaufmanns Wolbero, und der Jüngere der beiden ist sofort Feuer und Flamme für das Abenteuer. Um seinen Bruder zu beschützen, nimmt auch der ältere Bruder das Kreuz. In beiden Fällen sind die Eltern nicht sonderlich begeistert, können die Söhne jedoch - nachdem diese den Schwur geleistet haben - nicht mehr zurückhalten. Darum versucht Wolbero seine beiden Söhne zumindest so gut ausgestattet wie möglich in die Fremde ziehen zu lassen, wobei ihm seine Erfahrungen als Fernhändler zugute kommen. Wenig später sind die Jungen mit den anderen Kreuzzüglern unterwegs.

Kurz darauf hören die Kölner Juden, dass in anderen Städten gegen die "Ungläubigen im eigenen Lande" vorgegangen würde, und so steht eines Nachts die Familie Constantins vor der Tür Wolberos, um dort um Asyl zu bitten. Großherzig nimmt dieser die Juden für einige Zeit auf und lernt dabei auch einiges über die jüdische Kultur, die ihm bis dahin ganz fremd gewesen ist. Nach einigen Tagen aber gehen die Eltern Constantins wieder ihren Geschäften nach, und Constantin selbst besucht wieder die Schule in der Engen Gasse. Doch schon am ersten Tag fallen Eiferer in die Stadt ein und über die Kölner Juden her. Auch Constantins Eltern finden den Tod und Wolbero beschließt, den Jungen vorerst in seinem Haushalt zu behalten, um ihn zu beschützen.

Als sich die Lage normalisiert hat, sind weder Wolberos Frau, noch Constantin selbst damit einverstanden, dass der Junge in die Obhut der jüdischen Gemeinde zurückkehrt. So lernt er im Hause des christlichen Kaufmanns das Kaufmannsgeschäft und begleitet seinen Retter auch bald auf Fernreisen. Auf einer davon begegnen sie einigen zurückgekehrten Kreuzzüglern und erfahren dabei vom Tod des zweiten Sohnes, nachdem sie zuvor schon von einem heimkehrenden Knecht vom Tod des jüngeren erfahren haben. Kurz darauf bietet Wolbero dem nun schon reiferen Constantin an, ihn an Sohnes statt anzunehmen, wozu dieser sich allerdings taufen lassen muss. Constantin ist damit einverstanden und nimmt mit der Taufe den Namen Eckebrecht an.

Eckebrecht begleitend, erfahren die Leserinnen und Leser eine Menge über das Kaufmannsgeschäft zu Land und zur See, über den Investiturstreit, über die ewigen Streitigkeiten der Kölner mit ihren diversen Erzbischöfen in der damaligen Zeit und einiges mehr. Dabei wird gleichzeitig - mal ausgiebiger, mal sehr verkürzt - die Familiengeschichte des Hauses Eckebrecht dargestellt, die für sich genommen schon sehr interessant ist. Das Buch endet dann, kurz nach dem Feuer von Köln, nach dem zweiten Kreuzzug und der Pestepidemie zu einem Zeitpunkt, zu dem Eckebrecht mittlerweile sein 70. Lebensjahr erreicht hat.

Eine durchgängig gut erzählte und faktisch sehr genaue Darstellung einer der wichtigsten Phasen des Mittelalters, in der sich das Bürgertum immer stärker gegen Adel und Kirche behauptete, im Spiegel einer sehr anrührenden und sympathischen Familienchronik.

Karina Kulbach-Fricke kam mit neun Jahren nach Köln. Sie studierte Geschichte an der Kölner Universität. Nach jahrelanger Forschung insbesondere über das Kölner Patriziat kann sie ihre Vorfahren bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Eckebrecht, der Held des Romans, ist ein Vorfahre von ihr. Sie lebt als berufstätige Mutter von vier Kindern bei Freiburg.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2003)


Karina Kulbach-Fricke: "Der Kaufmann von Köln"
Emons, 2002. 351 Seiten.
ISBN 3-89705-253-9.
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