Stephen King: "Nachtschicht"

Ein Kind muss seine Angst vor der Dunkelheit überwinden - sonst verliert es sie nie. Stephen King hat seine Angst nie überwunden. Er versteht es, mit ihr zu leben und Millionen Leser damit in Schrecken zu versetzen.
"Nachtschicht" stellt eine sehr persönliche Auswahl vom Besten dar, das King je geschrieben hat. Ein Stundenbuch des Grauens: Fünf ausgewählte Kalendergeschichten, in einsamen Vigilien erzählt, mit einem programmatischen Vorwort, in dem sich der Autor zu den Altmeistern der Schauerprosa bekennt: "Der Rasenmäher-Mann", "Lastwagen", "Manchmal kommen sie wieder", "Der Mauervorsprung" und "Das Schreckgespenst".

"Nachtschicht" hieß die erste große Kurzgeschichtensammlung, die den deutschen Markt erreichte, und neben den darin erhaltenen Erzählungen war das Vorwort sicherlich etwas, das die Leser in weiterer Folge für immer an Stephen King binden sollte.
"Lastwagen" - oder auch "Trucks" wurde bisher zweimal verfilmt, und die klaustrophobische Geschichte in einer Autobahnraststätte, die von wildgewordenen Lastwagen belagert wird, bis diese schließlich die Gäste zwingen, sie zu betanken, ist eine der enervierendsten technologiefeindlichen Geschichten, die jemals Papier oder Zelluloid bedeckt haben. Bei den Verfilmungen ist hierbei "Rhea M - Es begann ohne Warnung" zu empfehlen - und sei es nur deshalb, weil King persönlich darin auftritt.

"Manchmal kommen sie wieder" ist die Geschichte eines Lehrers, der in einigen seiner Schüler Albträumen aus seiner fernen Vergangenheit begegnet. Er muss einen Pakt mit einem Teufel schließen, um sie wieder loszuwerden. Dabei geht der Mann nicht besonders pädagogisch vor ....
Auch hiervon gibt es einen Film, der allerdings weniger spannend ist, als das Original.

"Der Rasenmäher-Mann" wurde auf eine sehr von der Geschichte abweichende Art in zwei Teilen verfilmt, die bis auf den Rasenmäher eigentlich keinerlei wirklichen Bezug zur Vorlage haben, die auf jeden Fall besser ist, als das, was die Regisseure daraus gemacht haben. Ein perverser Mörder steht im Dienst einer Gartenpflege-Firma ... Danach mäht man seinen Rasen bestimmt lieber selbst.

"Der Mauervorsprung" findet sich verfilmt in der Kurzfilmsammlung "Katzenaugen" und ist eine Geschichte über Grausamkeit und Rache im Zusammenhang mit einer Wette, die schließlich einige der Teilnehmer das Leben kosten soll. Hierin zeigt sich, dass verlorene Liebe ein Herz in sehr kurzer Zeit verhärten kann.

In "Das Schreckgespenst" geht es um das "Monster im Schrank", das in "Monsters Inc." so wunderbar spaßig in das Bewusstsein des Publikums zurück gekommen ist. Doch in diesem Fall erzählt ein verzweifelter Vater, der selber gewisse monströse Züge hat, einem Psychiater von dem Monster im Schrank seiner Kinder, und dass dieses eines nach dem anderen geholt hat, woran vor allen Dingen auch seine eigene Dummheit und Sturheit schuld waren.


Stephen King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Als er zwei Jahre alt war, verließ der Vater die Familie, und die Mutter musste King und seinen Bruder mit wechselnden Jobs durchbringen. Bereits im Alter von sieben Jahren begann King mit ersten eigenen Schreibversuchen. Von 1966 bis 1970 studierte er Englische Literatur an der University of Maine und arbeitete anschließend als Englischlehrer. Nach den Erfolgen seiner ersten Romane "Carrie" und "Brennen muss Salem" (1974), widmete sich King nur noch seiner Karriere als Schriftsteller. Er ist der meistgelesene Horror-Autor der Welt. Seit 1980 lebt King mit seiner Frau Tabitha und den gemeinsamen Kindern in Bangor/Maine.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2003)

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