Pia Hintze: "Der Schnuller-Schock"

Mein erstes Jahr als Mutter


"Der Schnuller-Schock" erzählt die Erlebnisse von Sarah, einer 34-jährigen Schwedin, in ihrer Rolle als werdender Mutter bzw. Mutter. Bislang hat Sarah nie wirklich das Bedürfnis nach einem Kind gehabt, aber nachdem sie Karl kennen gelernt hat, ändert sich das schnell. Da sie beide beruflich erfolgreich und engagiert sind, müssen sie auch zu einem drastischen Mittel greifen, um an den fruchtbaren Tagen die Zeugung ihres Nachwuchses vornehmen zu können: sie schieben berufliche Termine vor, um sich daheim treffen zu können.

Ab dem Moment, in dem Sarah dann durch einen Schwangerschaftstest von ihrer Schwangerschaft erfährt, ist nichts mehr wie früher. Bis zur Geburt ihres Sohnes muss sie die Vorsorgeuntersuchungen und die Fruchtwasseruntersuchung über sich ergehen lassen. Dabei leidet sie unter der sterilen und anonymen Atmosphäre der Untersuchungseinrichtungen. Nach der Geburt hat sie mit allen klassischen Problemen einer jungen Mutter zu kämpfen: dem Umstieg vom Berufsleben in die Mutterrolle; dem Gefühl, an das Haus gefesselt zu sein, während ihr Mann arbeiten gehen darf; dem ständigen nächtlichen Aufstehen und Stillen ihres Kindes; den Problemen beim Autofahren und Einkaufen mit Kind; der Nicht-Anerkennung ihrer Mutterrolle; ......

Obwohl sie ihren Mann liebt, fühlt sie sich in diesem ersten Jahr als Mutter teilweise von ihm nicht verstanden. Doch nach dem ersten Jahr ist "Land in Sicht".

Beim Lesen des Romans hat man eigentlich das Gefühl, eine Dokumentation vor sich zu haben. Wie man durch den Umschlag des Buches erfährt, hat die Autorin ja tatsächlich ihre eigenen Erfahrungen in dem Roman verarbeitet. In bissigem, manchmal etwas übertrieben bzw. intolerant wirkendem Stil wird die Mutterrolle mit all ihren Problemen beschrieben. Aber wahrscheinlich ist Übertreibung auch notwendig, um diese Probleme den Menschen näher zu bringen.

Eines möchte der Roman sicher deutlich aufzeigen: Die leider immer noch unterschätzte Rolle der Mütter in unserer Gesellschaft.

"Der Schnuller-Schock" ist jedenfalls ein unterhaltsamer und empfehlenswerter Roman für alle Eltern und solche, die es noch werden wollen. "Aktive" Mütter werden beim Lesen sicher oft ein déjà-vu-Erlebnis haben und denken: "Ja, das habe ich genauso empfunden." Werdende Eltern werden bei der Lektüre sicher ihre "Blauäugigkeit" verlieren.

Pia Hintze, Jahrgang 1960, ist freie Journalistin und Mutter. "Der Schnuller Schock" ist ihr erster Roman. Derzeit lebt sie in Tokio.

 (Wolfgang Varga; 03/2003)


Pia Hintze: "Der Schnuller-Schock"
Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner.
dtv, 2003. 260 Seiten.
ISBN 3-
423-24337-6.
ca. EUR 15,-
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