Ralph Gerstenberg: "Das Kreuz von Krähnack"

Ralph Gerstenberg ist bereits seit 1997 schriftstellerisch aktiv und hat so wohltönende Titel wie "Ganzheitlich sterben" und "Hart am Rand" veröffentlicht.


Kommissar Oeser ist nach zwei Herzinfarkten und einigen Verhaltensauffälligkeiten zur Therapie geschickt worden und nimmt darum in Krähnack, einer kleinen Ortschaft in der Uckermark, an einem Seminar zur Lebens-Arbeitsbalance teil, das ihm fürchterlich auf den Wecker geht. Da kommt es ihm gerade recht, dass in der Nähe der Tagungsstätte die Leiche eines jungen buddhistischen Mönchs gefunden wird und er sich in die Peripherie der Ermittlungen einschleichen kann. Binnen kurzem erfährt er dabei einiges über den kleinen - ehemals ostdeutschen - Landstrich, in dem er sich befindet und der so ganz anders ist als sein geliebtes Berlin.
Neben einigen Alteingesessenen lernt der Kommissar dabei auch den westdeutschen Künstler Carlos Roda kennen, der besonders durch seine religiös inspirierten Aufführungen und durch sein Interesse für die Frauen anderer Männer von sich reden macht. So verwundert es nicht sonderlich, dass man den Künstler eines Morgens ermordet, am Mast eines versenkten Bootes gekreuzigt und mit einem Messer in seiner Seite, mitten im See findet.

Schlagartig fühlt sich Oeser besser, und an der Seite der Journalistin Monika Abendroth beginnt er seine privaten Ermittlungen, die sich für ihn gleichsam als Therapie erweisen. Er stürzt sich ins Uckermarker Leben und die dazugehörigen Intrigen und kann sich mit Ost-West-Streitigkeiten vor Ort auseinander setzen, während er gleichzeitig eine junge Journalistin näher kennen lernt und, auch mit ihrer Hilfe, selbst sehr zu seiner eigenen Gesundung beiträgt.

Der wilde Osten - dort wo er noch wild ist - und ein Großstadtkommissar auf dem Lande treffen aufeinander um einen erstaunlich leichtfüßigen Roman entstehen zu lassen - besonders, wenn man den pfundigen Hauptprotagonisten betrachtet. Und flugs kommen neben den "regionalen Spezialitäten" - Mord und Todschlag - auch überregionale und neu-europäische Aspekte mit auf den Tisch, so dass der anfängliche "Kurschattenkrimi" soviel Spannung erzeugt, dass Oesers dritter Herzinfarkt nicht lange auf sich warten lassen kann. Da hilft auch buddhistische Gelassenheit am Ende nicht.

Dieser Krimi macht viel Spaß und ist eine sehr kurzweilige Unterhaltung im Hotelzimmer oder für die Herbstflüchtlinge am Strand im Süden.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2004)


Ralph Gerstenberg: "Das Kreuz von Krähnack"
Grafit, 2004. 213 Seiten.
ISBN 3-89425-293-6.
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Weitere Kriminalromane des Autors, allesamt bei Grafit erschienen (Auswahl):

"Hart am Rand"
Am Rand der Berliner Mitte ist alles im Umbruch - die Schickimickiszene bestimmt immer stärker das Nachtleben, die Konkurrenz unter den Klubs wird größer und das Klima härter. Zudem müssen die Wirte den Besuch der "Tresengangster" fürchten, die sie um Barschaft erleichtern und das Mobiliar zertrümmern. Von all dem bekommt Henry Palmer kaum etwas mit, sein Leben verläuft beruflich und privat in ruhigen Bahnen: Er hat einen lukrativen Job und trauert immer noch seiner großen Liebe nach, die vor einigen Monaten tödlich verunglückt ist.
Dann kommt der Tag, an dem Theo aus dem Gefängnis entlassen wird. Theo Trepka, Henry Palmer und Hannah Lachmund bildeten in ihrer Jugend ein unzertrennliches Freundestrio - bis Theo wegen der Herstellung von "Glückspillen" zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Am Ende der Wiedersehensfeier, an der auch Theos Vater teilnimmt, hat nicht nur Henry eine Menge Probleme: Der Vater des Kindes, das Hannah erwartet, hat Theo seinerzeit verraten und in den Knast gebracht, was Hannah und Theo aber jeweils nicht wissen, Henry verliebt sich in eine Prostituierte, und Theos Vater verschwindet über Nacht. Bei dem Versuch, die Dinge zu ordnen und Theos Vater wiederzufinden, gerät Henry zwischen die Fronten von Kneipenwirten und Tresengangstern.
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"Grimm und Lachmund"

Nach einem gemeinsamen Essen mit seiner alten Freundin Hannah wird Henry Palmer Zeuge eines Streits. Als der beteiligte Mann sogar handgreiflich wird und die Frau schlägt, schreitet Henry ein. Was der Auslöser für den lebhaften Disput war, erfährt er nicht, denn die Frau ist Polin und die Verständigung schwierig. Allerdings versteht er, dass Agnes Brzyska in Berlin kein Dach über den Kopf hat, und bietet ihr für eine Nacht sein Klappsofa an. Am nächsten Morgen ist die Polin tot - erstickt mit einem Kissen auf dem Sofa. Für Kommissar Röntsch ist Henry natürlich Tatverdächtiger Nummer eins. Und es kommt noch dicker für ihn: Er wird in seiner eigenen Wohnung überfallen, denn auch Agnes' Bruder Andrzej glaubt, dass er der Mörder ist.
Das sind Gründe genug für Henry, seine Behausung vorerst zu meiden und um Unterschlupf in der Wohngemeinschaft seines Kumpels Theo Trepka zu bitten. Damit kommt er vom Regen in die Traufe, denn auch in Theos Leben läuft im Moment nicht alles so rund, was bei der Suche nach den Hintergründen für den Mord an Agnes nicht gerade hilfreich ist. Als auch noch die verzweifelte Hannah um Aufnahme in die WG bittet, ist das Chaos perfekt. Was keiner weiß: Hannah ist der Schlüssel zur Lösung des Falls ...
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