Horst Eckert: "617 Grad Celsius"

Der Mord an dem jungen Maler Daniel, der wie ein Bruder für sie war, bringt die Welt der Kripobeamtin Anna Winkler ins Wanken. Zwar gelingt es ihr, zur Verurteilung des Täters beizutragen, doch danach meldet sie sich für einen Einsatz in Bosnien, um Abstand zu gewinnen. 
Ein Jahr später kehrt Anna nach Düsseldorf zurück und bekommt sofort einen neuen Fall ...


Die Kriminalbeamtin Anna Winkler ist nach einem politisch und persönlich unangenehmen Fall für einige Zeit nach Bosnien-Herzegovina gegangen, um dort beim Aufbau und der Ausbildung von Polizisten zu helfen. Nun kehrt sie nach Düsseldorf zurück, weil sie einen Brief erhalten hat, der zeigt, dass ihre Ermittlungen in dem betreffenden Fall - in dem der Mörder eines sehr guten Freundes und Musikers überführt wurde - nicht ganz sauber waren und einige wichtige Zeugen auch - teils ungewollt - Falschaussagen gemacht haben. So sitzt nun seit über einem Jahr ein Unschuldiger in der psychiatrischen Verwahrung, während ein Mörder immer noch frei rumläuft. Dass außerdem noch ihre Mutter in die Entziehungskur musste und ihr Vater mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus gelandet ist, ließ Anna bei ihrer Rückkehr noch nicht einmal auf eine Freigabe durch die zuständigen Behörden warten. Sie kommt in einen Wirrwarr zurück, der schlimmer ist, als der, den sie verlassen hat.

Ständig unter Anspannung und zurück im elterlichen Haus ohne eigenen fahrbaren Untersatz, beginnt für Anna sofort die Arbeit, und bereits in ihrer ersten Nacht in Rufbereitschaft legt ihr Düsseldorf ein höchst unangenehmes Willkommensgeschenk in den Schoß. Ein Haus explodiert, das eigentlich leer gestanden haben sollte. Zunächst findet sich nur ein Schwerverletzter, doch dann tauchen nach und nach immer mehr Leichen auf - illegal Arbeitende, die mit der Renovierung des Gebäudes beschäftigt waren. Und im Keller des Hauses findet sich nach einiger Zeit noch ein weiterer Toter, der ganz aus dem Rahmen fällt.

Doch dies ist nicht das einzige Haus, das einem warmen Abriss entgegen sieht, und so ist Anna bald mit dem nächsten blutigen Tatort konfrontiert, während gleichzeitig ihr alter Fall immer aktueller wird und auch Anknüpfpunkte mit den neuesten Ereignissen zeigt. Und nun scheint auch Anna in den Kreis der Verdächtigen zu rücken, der nach und nach auch ihre Mutter und ihren Vater umschließt.

Dabei ist besonders ihr Vater - ein ehemaliger Polizist und nun ein hohes Tier in der Düsseldorfer SPD - den ermittelnden Beamten zusehends verdächtig, und auch Anna kann sich einiger unguter Gedanken nicht erwehren, als sie selbst immer mehr Unbekanntes über das Leben ihrer Eltern und die Karriere ihres Vaters erfährt.

Psychologisch sehr dicht und sehr spannend erzählt, ist dieser achte Roman von Horst Eckert ein Genuss für jeden Krimifreund, selbst wenn er normalerweise Düsseldorf nicht mag.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2005)


Horst Eckert: "617 Grad Celsius"
Grafit, 2005. 317 Seiten.
ISBN 3-89425-297-9.
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Horst Eckert wurde 1959 in Weiden (Oberpfalz) geboren. Er studierte in Erlangen und Berlin Politische Wissenschaft. Seit 1987 lebt er in Düsseldorf. Der Thriller "Aufgeputscht" (1997) wurde 1998 von der Raymond-Chandler-Gesellschaft mit dem "Marlowe" für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Jahres 1997 ausgezeichnet. "Aufgeputscht" war zudem für den Friedrich-Glauser-Preis 1998 nominiert. "Die Zwillingsfalle" (2000) wurde mit dem Friedrich-Glauser-Preis 2001 für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Jahres 2000 ausgezeichnet. Lien zur Netzseite des Autors: http://www.horst-eckert.de/

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