Mahmoud Darwish: "wo du warst und wo du bist"

Dieser Band versammelt eine Auswahl aus den jüngsten Gedichtbänden von Mahmoud Darwish


"Friede sind Schwerter, zerbrechend im Angesicht
Natürlicher Schönheit, wenn Frühtau den Stahl zersetzt."


Mahmoud Darwish, einer der populärsten arabischen Lyriker und der bedeutendste palästinensische Poet der Gegenwart, versteht es in seinen Gedichten, ein ungeschminktes Bild seines Volkes zu präsentieren. Er ist moralische und politische Instanz eines Volkes, das unter israelischer Besatzung oder verstreut in aller Welt lebt. Die Medien berichten über Palästina und Israel vor allem dann, wenn es zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt. Doch kein Fernsehbericht, keine Reportage über Palästina vermag es, diesen Menschen so nahe zu kommen, wie es durch jedes der vorliegenden Gedichte möglich ist. Das Leid eines Volkes, die Verzweiflung des Augenblicks, tiefe Zerrissenheit und die Sehnsucht nach Frieden berühren den Leser, machen betroffen und rufen tiefen inneren Widerstand gegen all jene Vorgehensweisen hervor, die die menschliche Freiheit bedrohen.

Mahmud Darwishs Gedichte sprechen von starken Emotionen, von gemeinsamen und trennenden Elementen, von Misstrauen und Angst. Es bedarf einiger Offenheit, sich auf die blumige Sprache einzulassen, seinen Rhythmus des Lebens zu erspüren und die Wehmut und Sehnsucht tief im Herzen nachzuempfinden. Jedes Gedicht erscheint vordergründig wie ein Traum und doch voller Realität. Immer stärker begibt sich der Leser auf eine Gratwanderung entlang dem Abgrund; tiefe Zerrissenheit wird spürbar und die Frage aus einem der Gedichte "Wo verließ ich mein Gesicht ?" setzt sich in den Gedanken fest.

Dass die Gedichte wie Volkslieder gesungen werden, verwundert kaum - haben sie doch den Charakter von Zaubersprüchen an sich, die die Verwandlung der Wirklichkeit erhoffen lassen. Mahmoud Darwish zeigt immer wieder auf, dass Freiheit und Glück möglich sind und beharrt darauf, dass die Vision eines großen gerechten Friedens, der den Dialog zwischen zwei Stimmen und zwei Sichtweisen fördert, ohne dass die eine sich der anderen gewaltsam aufzwingt, zu verwirklichen ist. Und so kann man nach dieser beeindruckenden Lektüre nur erhoffen, dass sich all seine Vorstellungen von Frieden erfüllen mögen:

"Friede heißt einen Jungen beweinen, dem ein Frauenblick
Das Herz durchbohrte
Keine Kugel, keine Granate."

(Margarete Wais; 09/2004)


Mahmoud Darwish: "wo du warst und wo du bist" Mahmud Darwisch
Übersetzt von Adel Karasholi.
A1 Verlag, 2004. 140 Seiten.
ISBN 3-927743-71-2.
ca. EUR 15,30.
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Mahmoud Darwish gilt als der populärste arabische Lyriker der Gegenwart. Er wurde 1941 als Sohn palästinensischer Bauern in dem Dorf Birwa bei Akkon geboren. Nach mehreren Inhaftierungen (die erste Verhaftung erlebte Mahmoud Darwish im Alter von 14 Jahren!) verließ er Israel und ging 1971 ins Exil. Er lebt seit 1955, nach Aufenthalten in Kairo, Beirut, Paris, Tunis und London, in Amman/Jordanien und Ramallah/Palästina. Von 1987 bis 1993 war er Mitglied des Palästinensischen Nationalrats, 1988 war er Mitverfasser der Proklamation des Palästinensischen Staats.
Er veröffentlichte bisher 28 Gedichtbände und drei Prosabände, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Seit 1997 gibt Darwish die Literaturzeitschrift "Al-Karmel" heraus.
Mahmoud Darwish erhielt viele nationale und internationale Auszeichnungen, darunter den Lannan Cultural Freedom Prize (2001) und den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (2003).

Lien:
http://www.alkarmel.org/

Weitere Werke des Autors:

"Wir haben ein Land aus Worten"
Gedichte Arabisch und Deutsch
"Ich, der ich die beiden Varianten des Exils gelebt habe, bezeuge, dass das Exil in der eigenen Heimat das weitaus fremdere der beiden ist."
Mahmoud Darwish ist die wichtigste poetische Stimme Palästinas. Er verkörpert wie kein zweiter die geschundene Seele des palästinensischen Volkes. Seinem Schreiben liegt eine tiefe menschliche Überzeugung zugrunde: Das Notwendigste, um Krieg und Terror zu verhindern, ist das Wissen um den Nachbarn, der Respekt vor seinem Anderssein, das Hinhören, wenn er sich zu Wort meldet, und das Vertiefen dessen, was er zu sagen hat. Seine Dichtung ist gleichzeitig Zufluchtsort der Heimatlosen und ein Appell für das gemeinsame Festhalten an der Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben. (Ammann)
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"Weniger Rosen"
Gedichte Arabisch-Deutsch
"Ich sage: Ich werde diesen langen Weg zurücklegen, bis ans Ende ... bis ans Ende meiner selbst." (Verlag Hans Schiler)
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"Ein Gedächtnis für das Vergessen. Augenzeugenbericht über die israelische Belagerung Beiruts 1982"
Mahmoud Darwishs lyrisches Werk ist eng verbunden mit der Leidensgeschichte des palästinensischen Volkes. "Angesichts der Barbarei", sagt Darwish, "kann die Poesie nur überleben, indem sie Partei für die Schwachen ergreift - wie ein Grashalm, der aus einer Mauerritze hervorsprießt, während die Armeen vorüberziehen."
In seinem Prosawerk "Ein Gedächtnis für das Vergessen" schildert er in einer dichten, poetischen, mitunter auch zynischen Sprache einen Tag im August 1982 in Beirut, während der israelischen Belagerung, die die Vertreibung der Palästinenser aus der libanesischen Metropole zum Ziel hatte. Schon der Tagesbeginn ist schwierig. Während eines Bombenangriffs kocht er sich unter Lebensgefahr trotzig Kaffee, bevor er sich in die verwüsteten Straßen der Stadt hinauswagt. Sein Gang wird zu einer Reise ins persönliche und kollektive Gedächtnis. Reflexionen über das Schicksal der Palästinenser, die Stadt Beirut, das Fremdsein und das Exil, Erinnerungen an die Liebe zu einer jüdischen Frau, an die Zeit im Gefängnis vermischen sich mit Träumen, Begegnungen mit Dichterkollegen, Schilderungen der sich überschlagenden Ängste zu einem vielschichtigen, meisterlich gefertigten Text von großer künstlerischer Kraft. (Lenos)
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