Christian Rätsch, Jonathan Ott: "Coca und Kokain"

Ethnobotanik, Kunst und Chemie


Die beiden Autoren des Buches, Christian Rätsch und Jonathan Ott, beide Experten auf dem Gebiet psychoaktiver Pflanzen und mehrfache Buchautoren, beschreiben fundiert, kurzweilig und ausgesprochen kenntnisreich die Herkunft und das Umfeld der Cocapflanze, die geschichtliche und derzeitige Verwendung, erlauben sich Bemerkungen zur Mystik des Kokains und zeigen die Verbindung von Coca und Kokain zwischen westlichen Ländern und den Indianern auf!

Die Cocapflanze hat neben Mohn und Peyote die längste Geschichte als rituelles und kulturprägendes schamanisches Rauschmittel. Die Isolierung und Beschreibung des Kokains um 1860 in Göttingen zählt zu den Meilensteinen in der Chemie, Pharmazie, Medizingeschichte und der Psychiatrie. Viele Künstler wie Maler, Dichter und Musiker hat diese Pflanze und ihr Wirkstoff zu unvergesslichen Werken inspiriert.

Coca und Kokain gehören untrennbar zusammen. Coca mit dem Herkunftsgebiet Südamerika ist die Mutter des Kokains, "Mama Coca", "Coca Mama", "Pachamama" genannt. Es taucht immer wieder die polarisierende Dualität auf, vom guten Coca, weil traditionell von Indianern benutzt, und dem schlechten, bösen Kokain, das die westliche Industriegesellschaft zerstört.

Coca, deren Blätter man kaut oder isst, stammt von zwei südamerikanischen Kulturgewächsen ab, deren älteste Vorkommen und ethnomedizinische Verwendung bis auf die Zeit um 1900 bis 1750 v. Chr. zurückreichen dürften.
Zur Legende um Coca, der pharmakologischen Verwendung, zu überlieferten Ritualen, den Bestandteilen des Blattes und der Einnahme von Kokain liefert das Buch in Folge noch überraschende, ausführliche Schilderungen, mit Farbbildern nett illustriert und aufbereitet, sodass für botanisch und kulturgeschichtlich interessierte Leser eine große Menge an Informationen zu entnehmen ist und das Schmökern darin zu einem Genuss werden lässt!

Jonathan Ott wurde 1949 in New Haven (USA) geboren. Er studierte organische Chemie in den USA und in Mexiko. Ott ist Autor zahlreicher Bücher über halluzinogene und psychoaktive Pflanzen und Stoffe, Organisator verschiedener wissenschaftlicher Fachkongresse und Referent sowie international anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Ethnopharmakologie und Naturstoffchemie.

Dr. phil. Christian Rätsch, geboren 1957, ist Altamerikanist, Ethnopharmakologe und Ethnobotaniker. Er betrieb weltweit Feldforschungen, insbesondere im Regenwaldgebiet und im Himalaya. Christian Rätsch ist Referent und Herausgeber sowie Autor zahlreicher Bücher, u. a. des großen Standardwerks "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen".

(Silvia Micheu; 04/2003)


Christian Rätsch, Jonathan Ott: "Coca und Kokain
AT Verlag, 2003. 287 Seiten.
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Weitere Bücher von Christian Rätsch (Auswahl):

"Meine Begegnungen mit Schamanenpflanzen"

Es gibt eine Reihe von psychoaktiven Gewächsen, die von Schamanen verschiedener Kulturen genutzt werden, um Einblicke in die visionäre Welt zu erhalten, um mit unsichtbaren Mächten in Kontakt zu treten, um Kranke zu heilen und Gesunden ein spirituelles Wachstum zu ermöglichen. Diese besonderen Gewächse sind traditionelle Schamanenpflanzen.
In diesem Buch beschreibt der Autor die wichtigsten Schamanenpflanzen aus seiner ganz persönlichen Sicht, schildert seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen. Dazu gehören Geschichten von der Pflanzenjagd, die Begegnungen mit Schamanen, die sie benutzen, und Darstellungen eigener Erfahrungen (Visionen, veränderte Bewusstseinszustände) mit psychoaktiven Gewächsen. Er beschreibt, wie man sich den Schamanenpflanzen nähert oder annähert, wie man sie richtig gebraucht, wie man Risiken vermeidet und wo die Gefahren oder Probleme liegen.
Reich illustriert mit Fotos und eigenen, von den Pflanzen inspirierten Malereien. (AT Verlag)
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Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling: "Schamanismus und Tantra in Nepal. Heilmethoden, Thankas und Rituale aus dem Himalaya"
Nepal ist die einzige Kultur der Welt, in der Schamanismus und tantrische Techniken bis heute lebendig geblieben sind.
Dieses Buch ist das Ergebnis von 18 Jahren Feldforschung des Ethnologen und Ethopharmakologen Dr. Christian Rätsch und der Kulturgeschichtlerin und Anthropologin Dr. Claudia Müller-Ebeling. Es basiert auf dem Wissen, den Erfahrungen und auf Originalaussagen verschiedener nepalesischer Volksgruppen und bietet erstmals einen umfassenden Überblick über den Schamanismus in Nepal. Die tantrische Tradition wird anhand von Thankas verschiedener Volksstämme erläutert.
Farbig reich illustriert, enthält das Buch Reproduktionen von fünfzig Thankas in hervorragender Qualität und unzählige, bisher unpublizierte Fotos von schamanischen Heilungszeremonien, Ritualgeräten und kulturell bedeutsamen Pflanzen. Es präsentiert eine Fülle von originalen Rezepturen und Räuchermischungen und Beschreibungen von mehr als zwanzig Pflanzen, deren psychoaktive Eigenschaften und Gebrauch durch Schamanen bisher noch nie erforscht oder dokumentiert worden ist.
Nicht nur ein Buch für Fachleute, sondern für alle, die an den heute wieder aktuellen Themen Schamanismus und Tantra interessiert und von der Thanka-Malerei fasziniert sind. (AT Verlag)
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