Stefan Blankertz: "Demudis"

Ein Krimi aus dem Mittelalter


Die Geschichten um die Kölner Beginen und die anderen Klöster in und um Köln gehen weiter, und wir haben - bis auf den Erzbischof - eine neue Generation von Spielern vor uns. Nun tritt im Jahre 1327 Meister Eckhart auf den Plan und wird ob seiner Lehren von Mitgliedern seines eigenen Ordens angezeigt - und auch wegen seines angeblich unkeuschen Lebenswandels. Wobei anscheinend alle wichtigen Beteiligten in diesem Roman es beständig an Keuschheit fehlen lassen. Kurz nach der Denunziation beim Erzbischof Heinrich wird Meister Eckharts angebliche Geliebte, eine Begine namens Guta, erwürgt aufgefunden, und der streitbare Mönch steht unter dringendem Mordverdacht.

Im Widerstreit zwischen den Beginen, den Barfüßigen (Franziskaner) und den Predigern, die alle Bescheidenheit und Armut gegen die Amtskirche predigen und gleichzeitig durch kostenfreie Seelsorge diese ein Vermögen kosten - aber auch im Streit untereinander - bewegen sich die Akteure hin und her um den Tod der Begine aufzuklären und gleichzeitig möglichst vorteilhaft aus der momentanen Lage heraus zu finden. Dabei verfolgt jeder weitestgehend eigene Interessen, worin nur die Begine Demudis eine löbliche Ausnahme darstellt, die sich unverdrossen und gegen viele Anfeindungen daran macht, den Mord an ihrer Schwester im Glauben aufzuklären. Folglich muss sie zunächst einmal ermitteln, was diese Schwester im Glauben vor dem Eintritt in das Haus in der Stolkgasse getrieben hat.

Die Umstände und gegensätzlichen Predigten in ihren Kirchen versetzen zur gleichen Zeit die Menschen in der Stadt immer mehr in Unruhe und lassen oft genug einen langen harten Winter als eine Strafe Gottes erscheinen, so dass den Beteiligten prompt auch noch aus dieser Richtung Gefahr für Leib und Leben droht, wie man das ja mittlerweile bei Romanen um die Beginen mehr als gewohnt ist. Und in diesem Fall greift diese Gefahr auch auf das Franziskanerkloster über.

Im Wirrwarr von Familienbanden, Beichtgeheimnissen, verschiedenen Heils- und Finanzinteressen und ähnlichen Dingen geht die Geschichte voran, bis sie schließlich im Prozess gegen Meister Eckhart ihre Aufklärung findet.

Fachlich ein sehr interessantes Buch, das dem Leser mit seinem Fachwortverzeichnis am Ende gute Hilfe leistet. Aber die Figuren und die Handlung kommen nicht so richtig in Fahrt und gewinnen keine richtige Gestalt, so dass sich der Roman stellenweise etwas schleppend liest, wenn die Gedanken einzelner Figuren in der Disputation im Vordergrund stehen. Am Ende von "Demudis" wird deutlich, dass die Wahrheit nicht immer das Beste sein kann zwischen den Menschen - was im Zusammenhang mit einer anderen Disputation im Buch interessant ist, aber im Endeffekt nicht wirklich befriedigt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2005)


Stefan Blankertz: "Demudis"
Emons, 2005. 288 Seiten.
ISBN 3-89705-366-7.
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Stefan Blankertz, Jahrgang 1956, promovierter Soziologe, leitet zusammen mit seiner Frau die "Pro Change Personalentwicklungs GmbH" in Pulheim, wo er seit 1995 lebt. Er ist Autor zahlreicher Fachbücher.