Ian Rankin: "Ein reines Gewissen"

Ein Fall für Malcolm Fox


Ein Polizist soll Kinderpornografie verbreitet haben ...

Bei "Ein reines Gewissen" handelt es sich um den ersten Band einer eigenen Reihe Ian Rankins, in der er die Innere Abteilung der Edinburgher Polizei darstellt. Malcolm Fox ist ein sehr erfolgreicher Ermittler in diesem Bereich. Er hat zusammen mit seinem Team gerade einen Fall zur Gerichtsreife gebracht und sich damit eine Wache beinahe vollständig zum Feind gemacht. Während er sich ein wenig in diesem Erfolg sonnt und sein Vorgesetzter ihn bereits auf den nächsten Fall vorbereitet, wird er überraschend an den "Chop Shop" verliehen, der sich um den Vertrieb illegaler Pornografie, speziell Kinderpornografie, kümmert. Diese chronisch unterbesetzte Abteilung aus nur zwei Personen hat um Amtshilfe gebeten, weil bei Ermittlungen gegen einen australischen Ermittler auch ein Polizist aus der Wache in Klientenlisten aufgetaucht ist, der bei jener Wache arbeitet, die durch Malcolms Betreiben gerade einen Mann weniger hat. Etwas irritiert erklärt er sich bereit, ein Auge auf den Betreffenden zu haben.

Doch dann wird der Lebensgefährte von Malcolms Schwester Jude erschlagen aufgefunden, kurz nachdem er Jude in einem Wutanfall den Arm gebrochen hat. Aus gegebenem Anlass erscheint auch Malcolm tatverdächtig, und ausgerechnet jener Mann, gegen den er selbst ermitteln soll, ist der Ermittler im Todesfall seines potenziellen Schwagers. Sofort weist er bei seiner Dienststelle auf den Interessenkonflikt hin und gibt diese Ermittlungen an sein Team weiter, aber trotzdem trifft er immer wieder auf diesen Mann, speziell deswegen, weil dessen Vorgesetzter wegen des gerade abgeschlossenen Falls gegen einen anderen seiner Untergebenen  Malcolm und seine Schwester extrem unter Ermittlungsdruck setzt. Sehr schnell sieht sich Malcolm vom Dienst suspendiert - genau wie sein eigenes Ermittlungsziel. Beide beschließen, sich reinzuwaschen und ermitteln nun selbst illegal weiter. Dabei stellen sie fest, dass im Hintergrund zahllose Dinge passieren, von denen sie zuvor nicht den Hauch einer Ahnung hatten - und die sehr viel weiter reichen als nur in ihre Dienststellen. Schließlich wissen die beiden gar nicht mehr, wem sie in ihrem Umfeld überhaupt noch trauen können.

Die Arbeit, die Malcolm Fox und seine Leute verrichten, ist eigentlich bei jeder Art von Polizei von großer Bedeutung im Sinn von "Wer bewacht die Wächter?". Polizist zu sein, verleiht einem eine gewisse Macht und Möglichkeiten, negativ zu handeln, ohne sich dessen unbedingt bewusst zu sein. Allein die Existenz einer Inneren Abteilung macht einen darauf aufmerksam - und dient daneben auch dem Schutz demokratischer Rechte in einem Staatswesen.

Doch Polizisten sehen sich zum Teil auch oft in einer Situation von "Wir" (die Ermittelnden) gegen "DIE" (Anwälte, Medien, Vorgesetzte, Verbrecher mit vielen Rechten etc.) und entwickeln deshalb manchmal eine Einstellung, derzufolge die Innere Abteilung eine Gruppe von Verrätern darstellt. Dabei haben diese nach außen die gleichen Probleme wie ihre Kolleginnen und Kollegen und stehen somit unter einer vielleicht noch höheren Belastung; auch weil die Innenrevision eine überaus vielschichtige und sehr politische Angelegenheit darstellt, in der man selbst ständig unter Überwachung steht. Und das bekommt gerade Malcolm in diesem Roman hautnah zu spüren.

"Ein reines Gewissen" ist sehr glaubwürdig geschrieben und weckt Lust auf weitere Bücher des Autors, die es glücklicherweise schon gibt!

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2012)


Ian Rankin: "Ein reines Gewissen. Ein Fall für Malcolm Fox"
(Originaltitel "The Complaints")
Übersetzt von Juliane Gräbener-Müller.
Goldmann, 2011. 528 Seiten.
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Ein weiteres Buch des Autors:

"Mädchengrab"

John Rebus ist zurück! Und steht vor seiner bislang größten Herausforderung.
Eigentlich ist John Rebus, ehemals Detective Inspector bei der Polizei in Edinburgh, im Ruhestand. Doch statt untätig zu Hause zu sitzen, geht er nun in der entsprechenden Abteilung alten ungelösten Verbrechen nach. Als ihn eine Frau um Hilfe bittet, deren Tochter nach einer Silvesterfeier zur Jahrtausendwende nicht mehr aufgetaucht war, sieht es zunächst nach einem hoffnungslosen Fall aus. Bis sich herausstellt, dass im Lauf der Jahre immer wieder junge Mädchen in einem ähnlichen Gebiet verschwanden wie damals Sally Hazlitt. Zuletzt erst vor wenigen Tagen. Um weiter zu ermitteln, braucht Rebus die Hilfe seiner ehemaligen Kollegin Siobhan Clarke - und gefährdet durch seine unorthodoxen Methoden prompt ihre Karriere. Und dann bestätigt ein schockierender Fund seine schlimmsten Befürchtungen ... (Manhattan)
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