Horst Bosetzky: "Es geschah in Berlin 1928: Bücherwahn"

Kappes zehnter Fall


Berlin im Jahr 1928. Herrmann Kappe sieht diesem Jahr mit sehr unguten Gefühlen entgegen, denn dies ist das Jahr, in dem er seinen vierzigsten Geburtstag feiern soll. Das Jahr 1928 beginnt auch gleich mit einer "Neujahrsleiche", die sich in einer Schrebergartenlaube findet, wobei der Zustand der Leiche auf ein bereits einige Wochen zurückliegendes Dahinscheiden schließen lässt. Verhalten optimistisch machen sich die Beamten Kappe und Galgenberg an die Arbeit, um diesen Fall zu lösen, wozu es erst einmal vonnöten ist, die Identität der Verstorbenen festzustellen.

Dies entpuppt sich zunächst als nicht ganz einfach, aber dann zeigt sich, dass Else Looskeim, so der Name der Dame, zu Lebzeiten als Leiterin eines gutgehenden Unternehmens tätig war, dessen Leitung seit ihrem Verschwinden ihre Cousine kommissarisch übernommen hat. Die Dame muss wohl in ihrem Privathaus getötet worden sein.
Wenig später findet sich in einer Wohnung in einem der besseren Berliner Viertel der Leichnam einer weiteren Dame, der in der Badewanne abgelegt wurde. Bis auf die Auffindeumstände weisen in beiden Fällen die modi operandi große Ähnlichkeiten auf, wobei sich nicht sofort erschließt, welche Verbindung es zwischen den beiden Opfern geben könnte.

Trotz verschiedener Fahndungsrichtungen gehen die Ermittlungen nur sehr schleppend voran, was die Presse zunehmend hämisch und die Vorgesetzten nervös werden lässt.
Als dann auch noch der sehr angesehene Kollege Gennat in den Fall hineingezogen wird, entstehen zwischen den Ermittlungsteams eine unangenehme Konkurrenzsituation sowie unterschiedliche Ermittlungsschwerpunkte. Ging es um Bereicherung innerhalb der Familie, Heiratsschwindel, Bibliomanie, oder gab es für die Bluttaten doch noch andere Motive?

Wieder hat der Autor eine Ausgabe der Krimireihe an einem realen Fall, ja eigentlich an zwei realen Fällen, aufgehängt, wobei sich der Schauplatz nicht in Berlin befand.
Überdies erzählt Horst Bosetzky eine interessante und gut strukturierte Kriminalgeschichte mit großer Treue zu den etablierten Figuren und auch einer passenden Darstellung der neu eingeführten handlungstragenden Charaktere. Dabei drängen sich die historischen Betrachtungen nicht so sehr in den Vordergrund wie in "Der Lustmörder", weshalb dieser Band von "Es geschah in Berlin ... " eine erfreuliche Leseerfahrung darstellt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2010)


Horst Bosetzky starb am 15. September 2018 in Berlin.

Horst Bosetzky: "Es geschah in Berlin 1928: Bücherwahn. Kappes zehnter Fall"
Jaron, 2010. 207 Seiten.
Buch bei amazon.de bestellen