"TRAFFIC"

USA 2000
Regie: Steven Soderbergh
Hauptdarsteller: Michael Douglas, Benicio Del Toro, Dennis Quaid, Catherine Zeta-Jones, Luis Guzman etc.


Die Drogenproblematik und ihre Aufarbeitung durch Hollywood - wem schwant da nicht Fürchterliches?! Aber man kann sich ja - erfreulicherweise - auch irren. Dank Steven Soderbergh entstand ein Produkt, welches sich erstaunlich nüchtern diesem komplexen Problem annähert. Soderberghs Leistung besteht vor allem darin, eben jene Komplexität zunächst einmal zu erfassen, also sich von einer Eindimensionalität der Betrachtungsweise zu lösen, und diese Vielschichtigkeit in weiterer Folge auch dem Zuseher plausibel machen zu können.

Da gibt es einmal den staubtrockenen mexikanischen Drogenfahnder Javier Roedriguez, der in einem mexikanischen Kaff an der Grenze zur USA im Bewusstsein der Aussichtlosigkeit seiner Aufgabe seinen Dienst versieht.
Der nächste Handlungsort sind die USA: Einerseits ein umtriebiger Geschäftsmann, der durch scheinbar legale Geschäfte zu wohlverdientem Reichtum gekommen ist, der sich aber - in Wirklichkeit - durch schmutzige Drogengeschäfte sein veritables Vermögen erwirtschaftet hat.
Michael Douglas, in einer ihm sehr gut zu Gesicht stehenden Rolle, als Richter des obersten Gerichtshofes für die Drogenfahndung verantwortlich, muss trotz anfänglicher Ambitionen einsehen, dass auch sein Bestreben letztlich absurd ist und dass sein "Feind" sich bereits in seiner eigenen Familie eingenistet hat.

In der inhaltlichen Beschreibung dieses Filmes hört sich vieles möglicherweise ein wenig "überstrapaziert" und vielleicht auch klischeeartig an, doch dem ist nicht so. Denn Soderbergh hat eine interessante Zugangsweise entdeckt, indem er den ganzen Film eher im Stile einer Dokumentation aufzieht - was also bedeutet, dass er eher deskriptiv denn wertend Drogenproduktion und Vertrieb, bzw. auch Konsum vor Augen führt. Dieser "Reportagestil" wird durch seine eigenwillige Kameraführung unterstrichen: So wie ein Kriegsberichterstatter mit wirr bewegter Kamera zwischen den Fronten herumirrt, dokumentiert Soderbergh - vor allem - die "Kampfeinsätze" der Drogenfahnder, die allerdings immer wieder feststellen müssen, dass ihre Schläge ins Leere gehen, weil sie es mit einem schnelleren, beweglicheren und zumeist bereits vorinformierten Gegner zu tun haben. Dass diese Frustrationen naturgemäß nicht selten dazu führen, dass einige, von diesem nahezu aussichtslosen Kampf frustrierte Fahnder, zwecks besserer Entlohnung, die Seiten wechseln, versteht sich fast schon von selbst und ist für Soderbergh ein weiterer Faktor, der dafür verantwortlich ist, dass zuguterletzt nicht mehr wirklich zwischen "Guten" und "Bösen" unterschieden werden kann, was seinerseits wiederum dem Zuseher einleuchtend erklärt, warum ein Drogenkrieg auf diese "konventionelle" Art und Weise nie und nimmer gewonnen werden kann. All diese Erkenntnisse lässt der Regisseur dem Zuschauer fast nie mit erhobenem Zeigefinger zuteil werden, sondern nur durch seine Bilder. Höchst interessant ist auch in diesem Zusammenhang, dass Soderbergh beispielsweise alle Szenen, die in Mexiko spielen, in ein eigenartiges, "heißes" Gelblicht taucht, hingegen die Bilder aus den USA in ein "kühles" Blau. Besonders hervorgehoben soll vor allem die Darstellung von Javier Rodriguez durch Benicio Del Toro werden , der in diesem heißen "mexikanischen" Gelblicht alles überstrahlt und am besten die Inhalte Soderberghs transportiert: all die Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen die organisierte Drogenkrimininalität, die persönliche Integrität und letztlich auch die persönliche Kapitulation und der daraus resultierende Verrat aus Frustration - sozusagen weitere Steinchen in diesem hässlichen Mosaik, die auch die sogenannten "Guten" einbringen. So werden nicht nur Schlachten sondern letztlich wohl auch der ganze Krieg gegen die Drogen verloren.

Soderberghs Message an alle vom Sieg überzeugten"Drogenkrieger", das "So nicht", wird also schlüssig und gekonnt, dabei fast nie (vielleicht mit Ausnahme eines "Happy-Ends" einer einzigen Episode) klischeehaft an den Mann gebracht! Allerdings steht zu berfürchten, dass auch Soderberghs Kritik an der amerikanischen Drogenpolitik in einem Amerika eines George Bush jr. letztlich ebenso sinnlos ist wie diese Art des Kampfes gegen die Drogenkriminalität an sich.

(Rihnrhi)


"Traffic - Macht des Kartells"

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Cnd, 2001. 1 CD. ca. EUR 26,99.
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